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Als Ewa erwachte war ihr Bewusstsein noch nicht ganz hergestellt. Sie hörte nur, dass jemand in ihrem Zimmer war. Vorsichtig sperrte sie ihre Ohren mehr auf und lauschte, versuchte Herr ihrer Sinne zu werden. Sie hörte jemanden atmen. Ihr inneres Gefühl sagte ihr, dass sie lieber nicht die Augen öffnen sollte. Sie spürte eine negative Energie. Sie erinnerte sich daran was geschehen war. Warum hatte Dr. Kempten ihr das Handy weggenommen? Hatte er sie belauscht? Könnte es sein, dass er mit Ihm arbeitete? Wenn es überhaupt möglich war, dass er lebte. Sie hörte vor der Tür eine Stimme. "Mein Herr. Frau Wojnaczek ist noch am Schlafen." "Das kann nicht sein. Ich hatte sie eben am Telefon. Jemand war in ihrem Zimmer. Sie hat um Hilfe geschrieen." "Das kann ich mir nicht vorstellen. Sie war sehr aufgeregt und wir mussten ihr ein Beruhigungsmittel spritzen." "Was? Sie haben sie ruhig gestellt?! Das wollte sie ganz bestimmt nicht!" "Bitte beruhigen Sie sich. Sie haben keinen Grund sich aufzuregen. Sie sind nicht mit ihr verwandt." "Aber ich bin ihre Notfallperson. Ihr Mann ist gestorben falls sie das vergessen haben." "Bei allem Respekt, aber ich muss Sie jetzt bitten zu gehen. Frau Wojnaczek wird sich bei Ihnen melden, wenn sie aufgewacht ist." Robert! Sie hörte Robert. Und Dr. Kempten. Aber wenn die beiden draußen waren, wer war dann im Zimmer? Kurze Zeit später wurde die Tür aufgerissen und jemand kam herein."Er ist weg." "Das ist gut. Die Nervensäge geht mir ganz schön auf die Nerven." Ewa erstarrte auf der Stelle. Sie hoffte, dass niemand etwas bemerkt hatte. Plötzlich strich ihr jemand über das Gesicht. "Ich weiß, dass du uns hörst Ewa." Sie schlug sofort die Augen auf. Das Licht blendete erst. Dann war sie verwirrt. Ihr Kopf brauchte eine Weile um sein Gesicht zu erkennen. Er sah anders aus. Nicht so wie früher. Sein Haar war schwarz. Seine Hände tätowiert. Seine blau grauen Augen stachen noch mehr hervor. Er sah noch böser aus als vorher hatte Narben. War trainierter. Ewa schluckte. Es sammelten sich Wut und Trauer in ihr. Aber zu erst Fassungslosigkeit. Sie konnte kein Wort herausbringen. "Überraschung." Er grinste sie an. Instinktiv wollte Ewa ihm eine Backpfeife geben, doch ihre Hände waren fixiert worden. "Was zur Hölle?.." "Pscht. Wir wollen uns doch nicht unnötig aufregen? Du musst deine Kräfte noch sparen Raubkatze." "Ich hasse dich. Wärest du doch gestorben!" Der Glowa grinste. "Ich liebe dich auch Ewa." Er lachte. "Was willst du? Warum hast du Georg ermordet?" Jetzt traten die Tränen in ihre Augen. "Ach mein guter Freund.Georg. Es tut mir leid aber er musste sterben. Er wurde zum Verräter. Und dann durfte er noch seinen Traum leben. Und ich nicht." "Aus Eifersucht? Aus Eifersucht hast du ihn getötet?"Ewa schrie fast. "Zum Teil vielleicht. Es war so leicht ihn zu töten."Ewa schüttelte den Kopf. Wie konnte er es nicht mal bereuen? Er hatte ihr Leben zerstört. "Und Leonardo?" Der Glowa zog seine Augenbraue hoch. "Ach komm. Den vermisst du doch bestimmt nicht. Ich denke Larissa habe ich einen großen Gefallen getan. Hab ich Recht?" Er zwinkerte ihr zu. Dies ließ sie unkommentiert. "Und Vitali?" "Der ist mir eine große Hilfe gerade. Das heißt wenn er gehorcht. Sonst muss ich leider Konsequenzen ziehen. Wie ich höre hat er eine Freundin." "Fass meine Schwester nicht an du Arschloch." "Keine Sorge Süße. Ich habe kein Interesse an deiner Schwester. Ich habe meine Frau schon." "Isabell! Was hast du mit ihr gemacht?" "Nicht viel. Sie ist zuhause. Ich muss sie erstmal erziehen. Die Kleine war viel zu frech. Aber das werde ich schon hinkriegen." Seine Augen hatten sich verdunkelt und Ewa meinte Speichel an seinen Lippen zu erkennen. Wie krank war der Typ eigentlich? Jetzt wandte sie sich an den Dr."Und Sie? Sie sind Arzt. Sie haben einen Eid geschworen!" Der Arzt sah sie mitfühlend an. Der Glowa wandte sich zu ihr:"Ach Ewa. Du musst doch wissen, dass ich überall meine Kontakte habe. Sei froh, dass er dir nichts getan hat." Ewa schüttelte den Kopf. Sie war in einem Alptraum gefangen. Wieso getan? Was hätte er denn gemacht? "Wann hörst du endlich damit auf?" Der Glowa sah sie an. "Es wird so lange weitergehen, bis Isabell meine Frau ist und ihr Leben mit mir teilt." "Das wird sie niemals tun. Du spinnst." Er lächelte. "Sei dir nicht so sicher Ewa. Wenn es um ihre Freunde geht, opfert sich Isabell gerne. Und glaub mir, du wirst auch froh sein, wenn das hier endlich vorbei ist." Er hatte Recht. Es wäre schön, wenn dieses Chaos endlich aufhören würde. "Ich sehe dass du vernünftig wirst." "Und was jetzt?" "Du wirst schön brav bleiben und dann werden wir sehen wir es weitergeht."

Den ganzen Flug über war Vitali in Gedanken gewesen. Pauline war Ewas Schwester?! Hatte er deswegen Interesse an ihr gehabt? Er versuchte sie in seinem Kopf zu vergleichen. Wenn er ehrlich war, war Ewa eher die forschere Frau. Sie war mutig und selbstbewusst und sexy. Pauline war eher still und schüchtern, sie war etwas vorsichtiger, aber wunderschön. Er mochte sie beide. Und jetzt waren sie auch noch Schwestern. Was hatte Ewa gedacht, als sie es erfahren hatte? Hatte sie Pauline etwas erzählt? Und was hatte Pauline erzählt? Es war so scheiße so unwissend zu sein! Und jetzt sollte er nach Polen zurück und gegen seine Freunde arbeiten! In was für eine scheiß Situation er sich befand! Er kam sich vor wie ein Heuchler. Außerdem hatte er Angst. War es wirklich so, dass Dimitri ihn wie einen guten Freund begrüßen würde? Er traute dem Ganzen nicht. Was ist wenn sie ihn danach töten? Oder seine Freunde etwas tun? Er wusste, dass der Glowa nicht immer alles so enden lassen würde, wie er es gesagt hatte. Manchmal entschied er sich um. Was würde er mit ihm danach machen? Oder würden sie ihn alleine lassen, sodass er dann niemanden mehr hatte? Und Arthur und Pauline? Wie würden sie reagieren, wenn sie wüssten dass er für die Mafia arbeiten würde? Er wünschte er könnte sie anrufen. Ihnen alles erzählen. Oder dass sie ihn hier rausholen würden! Aber es war aussichtslos. Irgendwann nickte er ein. Als er wieder aufwachte, sank das Flugzeug nach unten. Die Nervosität stieg an. Er fing an zu zittern. Würde er jetzt sterben? Er würde zum ersten Mal, den gefürchteten Dimitri sehen. Wie er wohl aussah? Es gab die wildesten Geschichten über ihn. Viele sagten er wäre tätowiert. Andere sagten er hätte zwei Finger weniger. Vitali wusste es nicht. Als das Flugzeug gelandet war, wichen die zwei Männer nicht von seiner Seite. Sie bugsierten ihn nach draußen. Kalte klare Luft peischte durch sein Gesicht. Es war kalt in Polen. Aber die Luft war sauber. Schon im Augenwinkel sah Vitali einen schwarzen Mercedes auf der Rollbahn stehen. Theoretisch war das verboten. Aber wenn man der Mafiaboss war... Die Männer nickten den anderen drei Männern zu, die um das Auto herum standen. War einer davon Dimitri? Vitali sah sich alle genau an. Doch dann öffnete der größere Mann die hintere Autotür und zeigte Vitali an, dass er einsteigen sollte. Er zögerte einen Moment. Doch einer von den zwei Männern seinerseits stieß ihn an, sodass er fast hinfiel. Er nahm einen tiefen Atemzug und stieg dann ein. Die Tür wurde zugeknallt. Das Auto fuhr los. Dann erblickte er die Person neben sich. Es war ein Mann mittleren Alters. Er trug eine Glatze. Eine Goldkette prangte über sein Tanktop. KRÓL stand darauf. Also König. Der Mann war in der Tat an beiden Armen tätowiert. Er hatte goldene Ringe an den Fingern. Vitali zählte alle zehn Finger. Also war das mit den Fingern ein Gerücht gewesen. Das Auto fuhr los und der Mann hatte immer noch kein Wort gesagt. Er starrte Vitali mit seinen grünen Augen an. Dann grinste er und entblößte gelbe vom Nikotin gefärbte Zähne. Außerdem hatte er auch Goldkronen auf der rechten Seite. Vitali schwieg ebenfalls. Er wusste nicht was er sagen sollte. Plötzlich durchbrach der Mann die Stille mit seiner Bärenstimme. "Jest mój asystent!" Assistent? Er? "Ich bin Dimitri. Aber das hast du dir wahrscheinlich schon gedacht. Na? Stimmen all die Geschichten über mich oder hast du Lügen erkannt?" Vitali schaute ihn überrascht an. Er schien normal zu sein. Wie ein guter Freund. Dimitri zog eine Flasche Wodka heraus und außerdem zwei kurze Gläser. Er goss den Wodka ein und gab Vitali ein Glas. Als dieser zögerte, schlug Dimitri ihn in die Magengrube. Dann trank er sein Glas und noch das zweite Glas leer. "Wenn dir jemand schon die Freundschaft anbietet, solltest du zugreifen. Sonst wärst du wirklich dumm." Er goss nochmals ein und hielt das Glas Vitali hin. Dieser nahm es mit schmerzverzerrtem Gesicht. "Sehr gut. Und jetzt Dla zysku!" Sie exten beide das Glas leer.

The Game of RevengeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt