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Ewa war so froh, dass sie Robert hatte. Es war komisch, aber er war nun mal der beste Freund von Georg gewesen. Sie brauchte unbedingt jemanden zur Unterstützung. Den ganzen Tag über hatten sie über all das Wichtige gesprochen. Die Beerdigung. Das Testament. Was nun passieren würde. Wie Ewa jetzt noch versorgt werden kann. Sie hatte seit Jahren nicht mehr gearbeitet. Georg wollte für sie sorgen. Außerdem hatte sie keine Stelle bekommen. Sie hatte vor 2 Jahren einen Job als Kellnerin angenommen, aber schon nach kurzer Zeit hatte sie gemerkt, dass die männlichen Kunden und auch Mitarbeiter andere Gedanken im Kopf hatten. Georg war sogar mehrmals dort aufgetaucht und hatte hin und wieder jemanden zusammen geschlagen. Deswegen hatte Ewa irgendwann die Schnauze voll gehabt und es gelassen. Sie fand es traurig, dass man nur aufs Äußere reduziert wurde. Wo waren bitte die inneren Werte und Fähigkeiten? War sie nur eine Stripperin und Schlampe? War sie nur dafür fähig? Aber sie wollte nie wieder diesen Beruf machen. All die ekeligen notgeilen Männer, die sie mit ihren Blicken berührten und auszogen. Sie schauderte es, wenn sie daran dachte. Aber damals brauchte sie halt das Geld, um ihre Familie zu versorgen. Die letzten Jahre hatte Georg ihnen Geld gesendet. Wie sollte sie ihnen jetzt erzählen, dass ihr Mann gestorben war? Was sollte sie denn jetzt machen? Woher Geld kriegen? Es war alles verloren. Morgen würde Georg beerdigt werden. Robert wollte ihr beistehen und Isabell auch. Sie war froh die beiden noch zu haben. Alle anderen hatten sie verlassen. Susanna war tot, Samira verschollen und Larissa war zu weit weg. Sie freute sich wenigstens für Samira und Larissa, dass sie ihr Leben in Ruhe leben konnten und dass sie glücklich waren. Ab und an dachte sie an Samira und fragte sich, was sie wohl gerade tat. Aber sie hatte den Kontakt abgebrochen, sich nie wieder gemeldet. Ewa konnte es verstehen. Es war einfach zu viel passiert und sie hatte auch ein großes Opfer bringen müssen. Jack ihr Freund war ermordet worden. Ewa dachte an die Zeit und sie zitterte am ganzen Körper. Sie war so froh, dass wenigstens eine schlimme Sache weg war. Der Glowa. Er war gestorben. Es war zwar komisch, aber irgendwann musste sich halt das Schicksal einmischen. Dieses Mal hatte er verloren. Ewa musste schmunzeln. Er hatte immer gedacht, dass er alle besiegen könnte. Doch Fehlalarm. Trotzdem fragte sie sich, ob Vitali und Leonardo hinter all dem steckten. Wenn ja wäre es schon hilfreich gewesen den Glowa hier zu haben. Alleine konnte sie nichts ausrichten. Ewa sehnte sich nach einer Zigarette, aber sie wollte nicht wieder anfangen. Jahrelang hatte sie es geschafft und nun wollte sie es weiterhin schaffen. Robert hatte ihr die Zigaretten weggenommen. Er meinte, dass sie diese nicht brauche. Morgen war es so weit. Robert würde sie und Isabell abholen und dann musste sie endgültig Abschied nehmen. Sie starrte auf die Fotos an der Wand und Tränen traten in ihre Augen. Sie hätte nie gedacht, dass sie sich für Georg entscheiden würde. Und dass er ihr so schnell weggenommen werden würde. Hatte sie die falsche Entscheidung damals getroffen? Nein! Sie war aus diesem Loch rausgekommen. Sie hatten schöne Jahre gehabt. Aber es sollte so sein. Georg sollte sterben. So war es vorgeschrieben gewesen. Sie konnte daran nichts ändern. Die Trauerkarte hatte Ewa in ihre Schublade versteckt. Sie wusste nicht was sie davon halten sollte. Bis jetzt war noch nichts passiert. Ob ihr was passieren würde, wenn sie rausging? Sie traute sich kaum. Vielleicht sollte sie zu Isabell ziehen? Aber was wäre wenn sie dann auch gefährdet wäre? Ewa seufzte. Es war doch alles zum Verzweifeln! Plötzlich klingelte das Telefon. Wer rief denn jetzt noch an? Es war schon später Abend. Sie wollte nicht rangehen, aber der Anrufer war hartnäckig. Aufgeregt nahm sie ab. "Hallo?" Nichts. Sie hörte keine Stimme. Nur ein Atmen. Dann war die Leitung tot. Sollte das ein Scherz werden? Doch wieder klingelte das Telefon. Dann wieder nur das Atmen. Ewa wurde wütend. Beim dritten Mal wollte sie gerade was sagen, als ein lauter Ton ertönte. Schnell legte sie auf. Was war das? Dann wieder. Das Telefon klingelte. Ewa ging nicht ran. Sie holte sich ein Kissen und steckte es über ihren Kopf. Wer war das? Als sie es nicht mehr aushielt, hob sie ab und schrie :"Alter. Was ist los bei dir?! Lass mich in Ruhe!" Erst war es still, dann hörte sie eine verzerrte Stimme. "Hallo liebe Ewa." "Wer sind Sie?" Ewa atmete laut. "Wie fühlst Du Dich so ganz ohne Georg?" Ewa erstarrte. War das etwa der Mörder? "Warum haben Sie das getan?" Sie fing an zu weinen. "Er war im Weg. Ich musste ihn loswerden." "Wieso was wollen Sie von mir?" "Von dir? Nichts. Aber du wirst bald von mir hören. Ich bin gespannt, ob du es überleben wirst." Dann war die Verbindung unterbrochen. Ewa wartete, doch die Person rief nicht mehr an. Sie setzte sich auf die Couch. Was zur Hölle war das?

Isabell fühlte sich seltsam. Die Blumen und die Nachricht gingen ihr nicht aus dem Kopf. Wer schickte ihr solche Sachen? Und wenn es der Glowa war? Sie schüttelte den Kopf. So ein Blödsinn! Das konnte nicht sein. Er war tot! Bist du dir sicher? Letztes Mal dachtest du es auch? Isabell schüttelte erneut den Kopf. Spielte sie völlig verrückt? Aber sie hatte es mit eigenen Augen gesehen! Nein sie war sich sicher, jemand anderes trieb ein böses Spiel. Vielleicht war jemand auf sie aufmerksam geworden? Aber wer? Sie legte sich ins Bett um zu schlafen, aber sie fand einfach keine Ruhe. Hin und wieder stand sie auf und schaute aus dem Fenster. Aber niemand war zu sehen. Es war dunkel. Tiefe schwarze Nacht. Sie schaute ab und an bei Simon vorbei. Er schlief friedlich. Sie machte sich Sorgen um ihn. Hoffentlich hatte kein Pädophiler ihn im Visier. Vielleicht sollte sie öfters mal am Kindergarten vorbeischauen und wachsam sein. Oder war das zu übertrieben? Am besten sie sagte Gabi Bescheid. Sie sollte aufpassen, dass kein Fremder, den Kindern zu nahe kam. Ja das wäre wohl besser so. Isabell hatte die Rosen in den Müll geschmissen. Irgendwie hatte sie sich mit den Blumen unwohl gefühlt. So ein Druck, der ihr die Brust ein engte. Sie legte sich wieder hin. Irgendwann kam der unruhige Schlaf. Sie träumte schlecht. Mal war sie wieder im Kellerraum. Mal sah sie Jack verbluten. Dann war Samira da und sah sie mit giftigen Blick an. Erschrocken schlug sie die Augen auf. Sie brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass etwas sie geweckt hatte. Ihr Handy klingelte. Wie spät war es denn? Sie schaute auf die Uhr. Acht Uhr morgens. Sie stand schnell auf und hastete zum Handy. Doch derjenige hatte schon aufgelegt. Eine unbekannte Nummer. Komisch. Sie weckte Simon und machte ihn fertig für den Kindergarten. In einer halben Stunde würde Robert sie abholen. Hatte er sie vielleicht angerufen? Falls es wichtig war, würde er es bestimmt noch einmal versuchen. Sie brachte Simon zum Kindergarten und sprach nochmals mit Gabi. Sie versicherte ihr, dass sie aufpassen würde. Isabell war etwas beruhigter. Sie hörte ihr Handy piepen. Eine Nachricht war eingegangen. Wieder eine unbekannte Nummer. Sie öffnete sie. So gehst du also mit Geschenken um. Wie undankbar bist du eigentlich? Aber das warst du ja schon immer. Du wirst mir so nicht davonkommen du Schlampe. Isabell fiel beinahe ihr Handy aus der Hand. Sie wurde ganz blass. Ihr Unterbewusstsein lugte hervor. Was habe ich dir gesagt? Isabell schüttelte den Kopf. Sie rief sich nochmals den Tag hervor, an dem es passiert war. Da lag er auf den Boden. Die Augen leer und starr. Die Haut kalt. Die Sanitäter hatten es doch bestätigt. Oder spielte ihr Kopf ihr einen Streich? Wurde sie paranoid? Isabell kam nicht mehr zum Grübeln. Robert fuhr mit seinem Audi vor und winkte ihr zu. Sie lächelte unsicher, dann stieg sie ein und sie fuhren zu Ewa.

The Game of RevengeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt