Isabell lag die ganze Zeit wach. Nach dem Bad wusste sie nichts mehr. Wahrscheinlich hatte er sie nur angezogen und sie ins Bett gebracht. Ihre Psyche hatte sich verabschiedet. Sie war wie man sagt kurz weggedriftet. Jetzt lag sie in diesem großen Bett mit ihm. Er hatte sie an sich rangezogen, sodass ihre Körper sich berührten. Die Arme hatte er um sie geschlungen und war eingeschlafen. Isabell konnte sich kaum rühren. Vorsichtig hatte sie sich etwas umgedreht, was sehr unangenehm war. Aber sie wollte wissen, wie der Glowa beim Schlafen aussah. Wie ein ganz anderer Mensch. Friedlich. Unschuldig. Rein. Fast schon niedlich. Doch sie wusste, dass das alles nur Fassade war, denn in der Realität war er ganz anders. Isabell seufzte. Manchmal wünschte sie sich, sie hätte den Glowa entweder gar nicht oder unter anderen Umständen kennengelernt. Wie konnte sie ihn damals nicht beachtet haben? Erinnerungen daran hatte sie keine. Wann sollte das gewesen sein? Aber sie wusste, dass der Glowa nicht einfach sowas erfinden würde. Er war ihr einfach nicht aufgefallen. Traurig. Oberflächlich war sie eigentlich nicht. Aber manchmal träumte sie auch und schaute durch Menschen hindurch. Unbeabsichtigt. Das musste ihn sehr verletzt haben! Was waren ihre Optionen? Theoretisch hatte sie nur zwei. Leben mit ihm oder sterben. Aber sie konnte ihren Sohn nicht alleine lassen. Und einfach darum das Leben nehmen, wäre dumm. Sie erinnerte sich an die erste Entführung. Damals wollte sie sterben. Da hatte sie nicht lange gezögert. Das war für sie der einzige Ausweg gewesen. Doch es sollte nicht so sein und jetzt wollte sie es sowieso nicht beenden. In dem Sinne hatte er gut vorgesorgt. Jetzt wo sie ein Kind zusammen hatten, wusste er dass sie sich nichts antun würde. Also musste sie bei ihm bleiben. Sie könnte natürlich versuchen abzuhauen und sich zu verstecken, aber aus der Vergangenheit wusste sie, dass es nicht lange klappen würde und mit jedem Moment, indem sie es wagen würde und der Glowa sie findet, wurde er aggressiver und es würde schlimmer werden. Sie dachte an all die Opfer. Jack, Annika, Susanna, Georg. Sie wollte nicht noch mehr Schaden anrichten. Sie hatte schon Samiras und Ewas Leben zerstört. Was hatte Samira damals noch gesagt? Wie viele Menschen willst du noch schaden? Geh endlich zu ihm! Natürlich war sie wütend gewesen, da Jack getötet wurde, aber im Endeffekt hatte sie Recht gehabt. So konnte es nicht weitergehen. Dann müsste Isabell jetzt lieber leiden, als jemand anders. Doch irgendwann müssen Robert und Ewa doch aufmerksam werden, das etwas nicht stimmt. Sie hoffte nur, dass Ewa gesund wird und wieder aufwachen würde. Isabell erschrak, als sie merkte wie die Tür langsam aufging. Kleine Tapser liefen durch den weichen Teppich. "Mama?" Es war Simon. Sie atmete erleichtert aus. "Ja? Was ist los Simon?" flüsterte sie. "Kann ich bei euch schlafen? Ich fühle mich so alleine." Isabell lächelte. Das war immer so wenn Simon schlecht geträumt hatte. "Komm her." Simon stieg ins Bett und kuschelte sich an Isabell. Dann schliefen beide friedlich ein.
Als der Glowa erwachte, fühlte er sich wie in einem Traum. Doch es war die Realität. Seine Traumfrau lag in seinen Armen und schlief. Er genoss diesen Moment noch eine Weile, dann merkte er wie seine Blase sich meldete. Vorsichtig stand er auf, um sie nicht zu wecken. Da sah er dass Simon auch im Bett lag. Nanu? Wie war er denn hergekommen? Niedlich. Er lächelte. Sein Sohn war einfach so perfekt. Er ging zur Toilette und verrichte sein Geschäft. Dann wusch er sich und schaute auf die Uhr. Es war schon zehn Uhr morgens. Zeit aufzustehen! Er zog sich um und ging dann runter zu seinem Auto. Er fuhr Richtung Bunker. Als er dort ankam, waren Massimo und Jeremy schon da. Er nickte ihnen zu. Sie erhoben sich. "Entschuldigt die Verspätung. Ich hatte noch zu tun." Sie nickten. "Also habt ihr das Handy von ihm orten können?" "Ja." Jeremy holten sein IPad heraus. "Genau genommen befindet er sich in Polen." "In Polen? Interessant." Der Glowa zündete sich eine Zigarette an. Er ließ den Rauch aus seiner Lunge, dann sah er die beiden an. "Ihr beiden müsst ihn abholen und hier herbringen. Kriegt ihr das hin?" "Natürlich." "Gut. Wichtig ist nur, dass er euch nicht sieht. Und er muss lebendig herkommen. Dann kümmer ich mich um ihn." "Verstanden." "Was neues vom Krankenhaus?" "Ihr geht es besser. Kann sein, dass sie bald aufwacht. Joe hat gesagt, dass ein Mann immer da ist. Robert heißt er. Der war auch zuletzt mit ihrer Mutter und einer Freundin da." "Wann war das?" Der Glowa horchte auf. "Am Freitag." "Interessant. Wer ist der Kerl?" Joe meinte, dass war ein Arbeitskollege von Georg." "Also ich kenne das nicht das Arbeitskollegen sich um meine Frau kümmern." Sie zuckten die Schultern. "Behaltet ihn im Auge." "OK." Sie standen auf und verschwanden. Der Glowa rauchte seine Zigarette auf und sah nachdenklich auf die Zeichnung an seiner Wand. "Also kennt Isabell ihn auch... Noch ein Problem, was ich loswerden muss." Er stand auf und fuhr zurück nach Hause.
Es fühlte sich an wie ein sehr langer Schlaf. Als Ewa wieder ihr Bewusstsein erlangte, kam es ihr vor als wäre sie ganz woanders. Eine ganz andere Zeit, ein ganz anderer Ort. Sie blickte um sich und sah nur helles Licht. Dann tauchte eine Gestalt darin auf. Es war Georg! Er lächelte sie an. Er war so schön und strahlte hell. Sie streckte die Hand nach ihm aus. "Georg.." Doch plötzlich war etwas anders. Blut strömte aus Georgs Augen und er fing an zu zucken. Dann hörte man etwas Knirschen. "Nein! GEORG!" Das Licht verschwand. Schmerz durchzuckte ihren Körper. "Ewa?" Eine Stimme rief sie. Wer war das? Dann öffnete sie ihre Augen. Es war grell. Sie schloss sie wieder. Dann öffnete sie sie wieder, dieses Mal etwas langsamer. Verschwommen sah sie eine Gestalt. "Ewa!" Es dauerte einen Moment. Etwas steckte in ihren Mund. Sie versuchte es rauszunehmen. Eine andere Gestalt kam herein und hantierte an ihrem Mund. Sie zog etwas langes heraus. Ewa hatte das Gefühl zu ersticken. Dann war es vorbei und sie merkte, wie sie atmete. Es tat noch weh und ihr Hals war ganz trocken, aber es ging. Jetzt sah sie wieder in die Richtung. "Robert." "Ewa! Ich bin so froh, dass du wieder da bist!" "Wo ist meine Mutter?" "Sie kommt gleich. Sie wollte mit deiner Schwester sich einen Kaffee holen." Ewa sah sich um. Wo war Isabell? Sie schaute wieder zu Robert. "Falls du Isabell suchst, die ist wahrscheinlich zu Hause. Ich werde sie gleich anrufen!" Ewa nickte. Sie musste an ihren Traum denken. Georg. Er war nicht mehr da. Hätte sie sterben sollen um bei ihm zu sein? Sie sah wie Robert sein Handy ans Ohr hielt. "Hm nur die Mailbox. Komisch." Ewa runzelte die Stirn. Dann sah sie ihre Mutter und ihre Schwester. Beide stürmten zu ihr. "Ewa! Ewa! Du bist wieder da! Mein Kind!" Vorsichtig umarmte die Mutter sie. Ihre Schwester berührte sie an den Füßen. "Der Arzt wollte gleich kommen." Wie aufs Stichwort kam der Arzt hinein. "Willkommen zurück Frau Wojnaczek. Schwester Petra hat mir erzählt, dass sie aufgewacht sind. Ich bin ihr behandelnder Arzt." Ewa schaute den Mann an. Sie kannte ihn nicht. Er war wohl Anfang vierzig. Er trug blondes Haar und ein Stethoskop um den Hals. "Der Besuch muss eben kurz raus. Ich muss die Patienten untersuchen." Alle gingen raus. Ewa starrte auf seinen Kittel. Sein Name stand drauf. J. Kempen. Er sah ihren Blick. "Oh Entschuldigung ich habe mich gar nicht vorgestellt. Ich bin Dr. Kempen. Joe Kempen. Sie können mich auch Joe nennen." Er zwinkerte ihr zu. Ewa errötete leicht. Dann ließ sie sich untersuchen.
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The Game of Revenge
Mystery / ThrillerDies ist der dritte Teil der Geschichte von Isabell und dem Glowa. Seine Wut ist so groß, dass er seine krankhafte Rache plant.