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Isabell freute sich wieder zuhause zu sein. Sie schälte sich aus dem wunderschönen Kleid und ging unter die Dusche. Das warme Wasser prasselte auf ihren Körper. Sie schloss die Augen. In ihrem Kopf arbeitete es. Georg war tot. Krass. Wie schnell es gehen konnte .. Sie wurden wohl auch nie verschont. Ewa und Georg wollten doch nur glücklich sein. Heiraten. Eine Familie gründen. Das hatten sie sich doch verdient nach all dem ganzen Ärger. Aber anscheinend hatte das Schicksal andere Pläne mit ihnen. Georgs Leben sollte ein Ende finden. Ihr tat Ewa sehr leid. Sie hatte alles verloren. Erst ihre beste Freundin, dann ihre andere Freundin und jetzt noch ihren Mann. Isabell seufzte. Was würde alles noch passieren? Nun war der Glowa schon tot, doch es passierte immer noch schlimmes mit ihnen. Hatte er sie verflucht? Sie dachte an den Tag, als er starb. Dieser kurze Moment, wo sie sein Geist gesehen hatte. Du wirst mich nie los. Isabell öffnete die Augen. Das Wasser war kalt geworden. Schnell machte sie es aus und stieg aus der Dusche. Bloß nicht daran denken! Sie wickelte sich in einem großen Handtuch ein. Dann ging sie ins Schlafzimmer und zog sich um. Simon spielte in seinem Zimmer mit den Legofiguren. Sie betrachtete ihn lächelnd. "Guck mal Mama. Das bist du und das bin ich." Isabell lächelte. "Und wer ist der andere?" Sie zeigte auf einen Legomenschen mit schwarzen Haaren. "Das ist Papa." Simon strahlte sie an. Isabell verzog das Gesicht. "Ach Simon. Du weißt doch dass Papa nicht mehr in dieser Welt ist." "Doch er ist noch hier. Er passt auf mich auf." Isabell runzelte die Stirn. Wie kam ihr Sohn denn auf sowas? "Hattest du Papa lieb?" Isabell wurde blass. Ihre Hände fingen an zu zittern. "Weißt du Simon, am besten wir reden nicht darüber." "Aber wieso denn?" Simon sah sie traurig an. Isabell wusste dass dieser Tag irgendwann kommen würde, die Frage wo und wer denn sein Vater sei. Aber dass es so schnell kam, hätte sie nicht gedacht. "Irgendwann kommt Papa uns besuchen." Isabell blieb fast das Herz stehen. "Ja mein Schatz. Bestimmt." Sie versuchte zu lächeln, aber wahrscheinlich zog sie nur eine Grimasse. Simon strahlte sie wieder an. "Und dann habt ihr euch wieder lieb, ja?" Isabell nickte geistesabwesend. Wie kam er nur darauf? Sie musste wohl mit der Erzieherin sprechen. "Hast du Hunger Simon?" Sie versuchte das Thema zu wechseln. "Ja!" "OK dann mache ich mich mal an die Arbeit." "Ohja. Und dann essen wir alle zusammen, auch Papa ja?" Isabell seufzte. "Natürlich." Sie ging kopfschüttelnd in die Küche. Doch Ruhe hatte sie nicht. Beim Zwiebel schälen schnitt sie sich zweimal in den Finger. Außerdem verbrannte sie sich an der Herdplatte. Mit Tränen in den Augen versuchte sie die Panikattacke zu unterdrücken. Flashbacks ereilten sie. Ihr Körper funktionierte weiter, nur ihr Geist war ganz woanders. Sie sah ihn vor sich. Grinsend und mit dem Blick auf ihr gerichtet. Hallo meine Schöne. Ich lass dich nicht gehen. Wir gehören doch zusammen. Panisch schnappte sie nach Luft und holte noch rechtzeitig die Lasagne aus dem Ofen. Sie wischte ihre Tränen beiseite und versuchte zu lächeln. "Essen ist fertig Simon." Da kam er angerannt wie ein Wirbelwind. Sie blickte ihn an. Er sah genauso aus wie sein Vater. Sie würde ihn nie los werden, selbst im Tode verfolgte er sie.

Ewa saß in ihrer Wohnung und rührte sich seit Stunden nicht. Sie trug immer noch ihr Hochzeitskleid. Ihr war es scheiß egal, dass es zerknittert war. Auch ihre Frisur war zerstört, ihr Make up ruiniert. Doch das interessierte sie nicht. Es interessierte doch eh niemanden. Niemand war mehr da. Sie war ganz alleine. Ihr Mann war tot. Einfach so. Sie konnte es immer noch nicht fassen. Sie zündete sich wieder mehrere Zigaretten an. Eigentlich hatte sie aufgehört, weil sie eine Familie gründen wollten, doch diese würde es nie geben. Sie würde nie Kinder bekommen. Sie drückte die Zigarette aus und machte sich gleich wieder eine an. Dann stand sie zitternd auf und ging in Georgs Arbeitszimmer. Hier hatte er immer gearbeitet. Papierkram und so weiter. Er hatte einen guten Job gehabt. Doch nun war auch das vorbei. Sie sah immer noch die Unordnung auf seinem Schreibtisch. Tränen stiegen ihr in die Augen.Der ganze Raum roch nach ihm. Dann sah sie das Bild, dass in einem kleinen Bilderrahmen auf den Schreibtisch lag. Es zeigte Ewa in einem schwarzen Kleid. Es war der Tag gewesen, wo sie zusammen auf einer Fete waren. Sie war so glücklich gewesen. Ihr kam aufeinmal ein Songtext in Erinnerung, der genau diese Situation beschrieb. Manchmal kostet es nur ein Wimpernschlag, um zu verändern was für immer war. Ein Augenblick macht den Sommer zu einem Regentag. Wie recht er doch hatte.. Da plante man sein Leben und das Schicksal hatte aber andere Pläne. Warum war das immer so? Wieso musste man immer so leiden? Hatte sie nicht schon genug durchmachen müssen? Sie sank erschöpft zu Boden. Sie war ein Häufchen Elend. Sollte sie sich das Leben nehmen? Sie bemerkte noch die brennende Zigarette in ihrer Hand. Sie machte sie aus und wollte sie in den Mülleimer schmeißen. Er war sehr voll. Lauter Papiere und Zeitungen lagen darin. Sie nahm ihn, um ihn zu leeren. Doch da erblickten ihre Augen eine Karte. Eine schwarze Rose und ein Kreuz waren darauf. Diese Karte war ganz versteckt gewesen und auf den Boden des Mülleimers gelandet. Ewa ging zur Papiertonne auf dem Hof und leerte den Mülleimer. Dann fischte sie die Karte heraus. Eine Trauerkarte. Warum besaß Georg so eine? Sie öffnete sie. In tiefer Trauer nehmen wir Abschied von dem treuen und loyalen Menschen Georg. Ruhe in Frieden. Auf dass der Tod dir Gutes gewährt.
Ewa ließ die Karte fallen wie eine glühende Kohle. Was war das??! Wer hatte Georg diese Karte geschickt? Es war mit Computer draufgeschrieben worden. Wann hatte Georg diese Karte bekommen? War es etwa eine Drohung gewesen?Und warum hatte er ihr davon nichts erzählt? Ewa zitterte am ganzen Körper. Sie ließ alles stehen und rannte zurück in ihre Wohnung. Als sie die Tür geschlossen hatte sank sie zu Boden. Tränen strömten aus ihren Augen. Er hatte einen Autounfall. Motorschaden. Ewa starrte die Wand an. Könnte es wirklich sein? War dieser Unfall etwa keiner gewesen? Hatte jemand diesen Anschlag etwa geplant? Aber wer? Georg hatte doch keine Feinde! Niemand wusste wo er war. Selbst Leonardo und Vitali nicht. Oder hatten sie es etwa rausgefunden? Waren sie es gewesen, die sich rächen wollten? Eine leise Stimme schlich sich in ihrem Hinterkopf. Das glaubst du doch selbst nicht. Es gibt doch einen der sich auf jeden Fall rächen würde. "Hör auf er ist tot!" Bist du dir wirklich sicher? "Ja er ist tot. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen." Er ist schon mal wieder gekommen. "NEIN ER IST TOT!" Ewa schrie diese Worte jetzt. Wurde sie schon verrückt? Sie fing zu schwitzen. "Nein, nein, nein das ist alles Bullshit. Er ist tot er kann es nicht sein." Obwohl sie felsenfest überzeugt war, fing ihr Körper an zu randalieren. Sie fing an zu zittern. Ihr wurde ganz schlecht. Plötzlich klingelte das Telefon. Sie ging ran. "Hallo?" "Hallo Ewa. Hier ist Isabell." "Oh hi." "Alles OK? Du klingst nicht gut." "Wie man es nimmt. Es passt schon." "Soll ich vorbei kommen?" "Heute nicht. Vielleicht morgen." "OK." Sie schwieg. Wollte sie etwa noch was sagen? "Was ist los Isabell?" "Ich will dich nicht unnötig aufregen." "Das tust du nicht. Erzähl. Was ist los?" "Simon war heute ganz komisch." "Inwiefern?" "Er sprach die ganze Zeit über seinen Vater." Ewa gefror das Blut in den Adern. "Du hast ihm doch erzählt, dass er gestorben ist oder?" "Ja. Doch er glaubt mir nicht. Er sagt die ganze Zeit, dass sein Vater wieder kommt und dass wir uns dann wieder lieb haben sollen. Wie kommt er aufeinmal auf soetwas?" "Ich.. Ich weiß es nicht. Aber du weißt dass das nicht sein kann." Sie machte eine Pause. "Isi. Er ist doch tot oder?" Isabell machte eine Pause. "Ja." hauchte sie. "Er ist tot. Ich habe es doch gesehen. Aber.." "Was aber?" Ewa's Stimme wurde auf einmal ganz schrill. "Na, als ich unter Schock war, habe ich ihn nochmals gesehen. Oder zumindest sein Geist." Ewa starrte auf die Wand. "Das hast du dir bestimmt nur eingebildet. Wir sind glaub ich beide ganz durcheinander." "Ja wahrscheinlich. Die alten Wunden kommen wohl hoch." "Ja. Rede mal mit der Erzieherin. Wahrscheinlich haben die über Eltern gesprochen oder so etwas.""Ja denke ich auch." Ewa sah die Post durchs Fenster. Sie hörte den Briefkasten klappen." Wir sehen uns dann morgen." "Ja. Pass auf dich auf." "Du auch." Ewa legte auf. Sie ging zum Postkasten. Und tatsächlich lag etwas darin. Sie öffnete ihn. Mehrere Briefe, die an Georg adressiert waren. Doch dann fiel ihr etwas auf dem Boden. Eine Karte. Ewa's Herz blieb fast stehen. Es war eine Trauerkarte. Das konnte nicht sein. Georg war erst seit ein paar Stunden tot. Sie öffnete sie. Wir betrauern den Tod, der wunderschönen jungen Frau Namens Ewa. Zu jung starb sie mit gebrochenem Herz.
Ewa presste die Hand auf ihrem Mund, um nicht zu schreien. Sie nahm die Post und rannte in die Wohnung. Jemand hatte es auf sie abgesehen. Irgendjemand von damals. Und sie würde das nächste Opfer sein.

The Game of RevengeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt