Kapitel 26

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„Ich zähle bis zehn, wenn du dann nicht hier draußen stehst, dann – dann, oh! Dann komme ich rein und dann willst du mich nicht erleben!“, fauchte Miss Wright vor meiner Zimmertür. Ich unterdrückte ein Seufzen. Da hatte sie recht. Eine wütende Miss Wright wollte niemand erleben.

Eins.“ Ich ließ den Blick durch mein Zimmer gleiten. „Zwei.“ Wenn ich jetzt da raus gehen würde, gäbe es für die nächsten Stunden kein Zurück. „Drei.“ Ich musste auf alles vorbereitet sein. „Vier.“ Keine Ahnung was meine Mitinsassen planten. „Fünf.“ Mein Zimmerschlüssel. So blöd, den nochmal ungeschützt zurückzulassen, war ich nicht. „Sechs.“ Die Spiegelscherbe und mein Astronomiebuch. „Sieben.“ Was noch? Mein Gürtel! Vielleicht konnte ich das alte Ding ja mal sinnvoll nutzen. „Acht.“ Mein Zauberstab. Und mein Geldbeutel. Vielleicht konnte ich ja fliehen? „NEUN.“ Ich seufzte. Na dann los. Bevor Miss Wright den anderen die Arbeit noch abnahm. Das konnte ich ja nicht zulassen.

 

Ich warf einen skeptischen Blick über den Rand meines Buches hinweg. Keiner hatte sich in der Zeit, in der ich nun schon hier war, gerührt. Noch nicht einmal den Kopf gehoben hatten sie. Seltsam. Sehr seltsam. Aber vielleicht war ich auch einfach nur paranoid. Vielleicht hatten Alexandra und ihre liebenswerten kleinen Freunde ja gar nicht vor mich zu quälen.

Okay, jetzt musste selbst ich lachen. Natürlich planten sie was. Sonst würden sie sich nicht so verhalten. Oder genau das war ihr Plan. Mich denken zu lassen, sie würden was planen? Das konnte verrückter machen, als alles andere. Aber dafür waren sie nicht gerissen genug.

Eine Bewegung zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Alexandra? Daphne? Weder noch. Es war Miss Wright. Passend. Ich hatte sowieso mit ihr reden wollen.

„Miss Wright?“, ich sprang von meinem Platz auf und folgte ihr. „Vergiss es, Robyn. Du wirst dich nicht die ganzen Ferien in deinem Zimmer verkriechen“, gab sie zurück, ohne mich auch nur anzusehen. Schade. Ich schüttelte den Kopf. „Eigentlich wollte ich dir sagen, dass ich schon am 24. August weg bin.“ „Was?“ „Ich wollte Freude besuchen und -“ „Freunde.“ „Ja.“ „Seit wann hast du -?“ Ich unterdrückte ein Stöhnen. Danke, Miss Wright. „Du meinst doch immer, ich soll welche finden. Und das habe ich. Wir sehen uns also leider eine Woche weniger.“ Ich drehte mich wieder um und wollte zu meinem Buch zurückgehen, aber...: „Nicht so schnell, Fräulein!“ Ich seufzte. „Ja?“ „Könntest du das bitte in eine Frage umformulieren? Vielleicht erlaube ich es dir dann sogar.“ Ich musste mir alle Mühe geben, um nicht laut zu lachen. Als ob sie es mir verbieten konnte.

„Dürfte ich bitte die letzte Ferienwoche bei meinen Freunden verbringen?“ Sie nickte zufrieden. „Geht doch. Natürlich darfst du, Robyn.“ Ich presste die Lippen aufeinander. Versuchte sie gerade ernsthaft, mir höfliches Verhalten beizubringen? Gab es irgendwelche Neue Regeln, Auflagen, was auch immer, die ihr das vorschrieben? Sonst hatte es die Betreuer doch auch nie gekümmert, wie wir uns verhielten. Meine Abschiedsparty letztes Jahr war Beweis genug.

 

„Weg da“, knurrte ich und verscheuchte den großen Junge, der es sich auf meinem Platz bequem gemacht hatte. Er rührte sich nicht. Genervt verschränkte ich die Arme vor der Brust. Das fehlte mir jetzt auch noch. Ich ließ mich trotzdem auf mein Kissen fallen. Ob ich mich ihm da auf den Schoß setzte oder nicht, so was von egal. Mein Platz war mein Platz. Und ich würde garantiert nicht woanders hingehen, nur weil ihm die anderen Kissen zu anders waren. Was weiß ich, was sein Problem war. Beugen würde ich mich nicht.

Tales of a marauders daughter | Robyn Harriot | In Love With A WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt