Kapitel 43

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„Miss Harriot?“ Ich zuckte zusammen. Ich hatte doch noch nicht einmal angefangen! War ich jetzt schon aufgeflogen?

Ich wirbelte zu Professor McGonagall herum und versuchte, meinen Zauberstab so unauffällig wie möglich zurück in meine Umhangtasche gleiten zu lassen. Ihr Blick verriet nicht, ob es ihr aufgefallen war.

„Ja, Professor?“ „Professor Dumbledore möchte Sie sprechen. Ich muss Sie bitten, mir in sein Büro zu folgen.“ Der Schulleiter wollte mit mir sprechen? „Jetzt?“, gab ich erstaunt zurück. McGonagall nickte energisch. Ich musste schlucken.

Dumbledore konnte nichts von meinem Vorhaben erfahren haben. Ich war äußerst diskret gewesen, noch nicht einmal Fred und George hatte ich eingeweiht. Nur eine Person, die eigentlich noch nicht einmal eine Person war. Aber sie würde sich so oder so hüten, einen Streich zu ruinieren.

„Zischende Wissbies“, sagte McGonagall an den Wasserspeier gewandt und schneller als ich blinzeln konnte, drehte er sich um die eigene Achse und offenbarte eine enge Wendeltreppe.

Erstaunt sah ich McGonagall an, wartete darauf, dass sie voranging und mir Anweisungen gab. Aber das tat sie nicht. Sie stand nur da und schien darauf zu warten, dass ich losging. Sie würde nicht mitkommen.

Mit klopfendem Herzen stieg ich auf die erste Stufe und wäre beinahe wieder zurückgestolpert, als die Steintreppe in Bewegung kam, sich wieder in ihre vorherige Form zurückdrehte und ich vor einer breiten Tür zum Stehen kam. Wow. Das war krass. Warum hatte unser Gemeinschaftsraum so etwas nicht? Ich hätte nichts dagegen, wenn ich mir die zahlreichen Treppenstufen sparen könnte.

Aber zurück in die Gegenwart: vorsichtig nahm ich den goldenen Türklopfer, der in Form eines Greifen gearbeitet worden war, in die Hand und klopfte gegen die Tür. Dann trat ich ein.

Ich war einmal in Miss Wrights Büro gewesen, auch wenn ich nie verstanden hatte, wofür sie eins brauchte. Aber ihr kleines, graues, gut geordnetes Zimmer konnte man kaum mit diesem Büro vergleichen. An den Wänden hingen zahlreiche sich bewegende Gemälde ehemaliger Schulleiter und anderer hoher Zauberer der Geschichte, außerdem gab es einen offenen Kamin, große Bücherregale an den Wänden, zahlreiche kleine, surrende Messgeräte auf dem gigantischen Schreibtisch und neben mir, direkt an der Tür, saß ein Vogel. Feuerrote Feder und ein aufmerksamer, warmer Blick; ein Phönix.

Schwer beeindruckt zwang ich meine Beine dazu, weiterzulaufen und mich vor Dumbledores Schreibtisch auf den Stuhl zu setzen, den er mir zuwies. Und dann verstand ich es: den Grund, warum er mich sprechen wollte.

„Es geht um Black, oder?“, platzte ich heraus. „Tatsächlich“, bestätigte Dumbledore. „Aufgrund eures familiären Verhältnisses müssen wir davon ausgehen, dass er Kontakt zu dir aufnehmen wird.“ „Sind deshalb die Dementoren in Hogwarts?“ „Unter anderem.“ „Weswegen noch?“ „Es gibt noch andere Menschen, zu denen er eine Verbindung hatte und die geschützt werden müssen. Deshalb habe ich dich hergerufen. Es ist entscheidend, dass du mir Bescheid sagst, wenn er versuchen sollte, Kontakt mit dir aufzunehmen. Und genauso wichtig, dass du dich an die Regeln hältst, möglichst nicht alleine unterwegs bist und anonyme Post gar nicht erst öffnest.“ „Was?“ „Es ist wichtig, dass du dich daran hältst, Robyn.“ „Sicherheit vor Komfort, ich weiß. Aber, Sir, ich dachte, Hogwarts ist der sicherste Ort der Welt? Also neben Askaban, dem Ministerium und dem ein oder anderem Muggelgebäude?“ „Die Muggel haben eine Menge bemerkenswerter Weisheiten, Robyn. Vorsicht ist besser als Nachsicht beispielsweise. Weise und ein Sprichwort, dem ich vollstens zustimme. Und nicht nur ich. Die Dementoren stellen den Beweis dafür dar. Sirius Black ist eine Gefahr und meine Aufgabe als Schulleiter ist es, meine Schüler zu schützen. Besonders jene, die eher dazu neigen, die Opfer zu sein.“

Tales of a marauders daughter | Robyn Harriot | In Love With A WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt