Kapitel 41

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Ich warf einen Blick zurück. Sina war nicht mehr zu sehen. Gut. Dann konnte es losgehen.

Ich zog meinen Besen aus der Halterung an meinem Koffer und befestigte ihn am Besenstiel. Ein Blick zum Himmel sagte mir, dass ich perfekt im Zeitplan lag. In ein paar Stunden würde die Sonne aufgehen.

Ich unterdrückte ein Gähnen. Es war wirklich Pech, dass Chris die ganze Woche auf Geschäftsreise war und mich nicht nach London fahren konnte. Und Mr South konnte ja kein Auto fahren. Und da die Weasleys eine Ägyptenreise gewonnen hatten, von der aus sie direkt in die Winkelgasse fahren würden, waren sie auch nicht hier, um mich mitnehmen zu können.

Anders gesagt: es machte sich endlich mal bezahlt, dass ich mich damals im Besenladen von Mr Vuai für einen Nimbus, der auch für Langstreckenflüge geeignet war, entschieden hatte. Denn genau das hatte ich jetzt vor: ich würde die dreihundert Kilometer nach London fliegen. Mit dem Besen. In der Nacht. Alleine. Ich hatte wohl schonmal cleverere Einfälle.

Ich checkte noch einmal, ob mein Koffer wirklich richtig fest saß, dann schwang ich mich auf den Besen.

Die frische Nachtluft schlug mir entgegen, als ich mich am Boden abdrückte und in die Höhe schoss. Der Wind peitschte meine Haare hin und her und drückt mein Shirt an meinen Körper. Meine Finger umschlossen den Griff fester, meine Augen musste ich bei der Stärke des Gegenwindes zusammenkneifen. Es war nicht leicht, dagegen zu halten. Aber ich schaffte es. Dank Merlin war ich schließlich Quidditchspielerin. Da war so ein Flug doch ein Klacks. Könnte man meinen. Stimmte leider nicht so ganz.

Meine Augen wanderten immer wieder zum Himmel. Ich hatte nichts, das mir den Weg zeigen könnte. Nichts, außer den Sternen. Zum Glück war ich so astrologisch interessiert. Noch etwas, das sich heute bezahlt machte.

Wenn ich in der Winkelgasse angekommen würde, wäre es früher Morgen. Ich würde mir ein Zimmer im Tropfenden Kessel nehmen und mich aufs Ohr hauen, bevor ich später am Tag meine Schulsachen besorgen und zu den Weasleys dazustoßen würde. Und dann würden die Fragen beginnen.

Wie geht es dir?“ „Wie waren deine Ferien?“ „Hast du was angestellt?“

Die Standardfragen eben. Aber was sollte ich darauf antworten?

Oh, ja, hey, die waren echt klasse! Ich bin zu meiner neuen Familie gezogen und habe mit meiner neuen kleinen Schwester einen Wettbewerb draus gemacht, wer es länger schafft, durchs Haus zu schleichen, ohne von ihrem – nein, unserem – launischen Snape 2.0-Vater angemotzt zu werden. Wie war's bei euch? Ägypten so cool und warm, wie man sagt?“

Nein, das war nicht wirklich eine Option. Wahrscheinlich würde ich auf die Standardfrage die Standardantwort geben: „Gut und bei euch?“ Vielleicht würde ich mir aber auch etwas Originelleres ausdenken. Keine Ahnung, ein sarkastisches „Die Zeit ohne euch war soooo schrecklich und unglaublich langweilig!“ an Fred und George konnte ich mir auch noch als Antwort vorstellen.

Aber dann war da immer noch das andere Problem. Charlie.

Was hatte er wohl gesagt? Hatte er für sich behalten, dass ich im Waisenhaus lebte? Vielleicht. Ich könnte mir vorstellen, dass er eher zu der Sorte Mensch zählte, die erst versuchte, das ganze Bild zu kennen, bevor sie unkluge Entscheidungen basierend auf diesem Halbwissen traf. Aber vielleicht irrte ich mich. Vielleicht hatte er es erzählt. Und dann? Was dann? Wie sollte ich reagieren?

Tales of a marauders daughter | Robyn Harriot | In Love With A WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt