Kapitel 21

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Mein Atem stockte und in meinem Kopf ratterte es. Ich war wie erstarrt. Und ich konnte förmlich spüren, dass es meiner Komplizin genauso erging. Der Mann wechselte gerade letzte Worte mit einer Person und es war nur eine Frage von Sekunden, bis er uns vor seinem Büro entdeckte.
Wegrennen war keine Option. Seine treue Begleiterin, Mrs Norris, hätte uns sofort entdeckt und ihn auf uns aufmerksam gemacht. Ich biss die Zähne zusammen. Nie im Leben hätte ich gedacht, eine Katze je so verfluchen zu können. Ich wechselte einen Blick mit der Schülerin neben mir. Ob wir einfach unschuldig weiterlaufen sollten? So misstrauisch wie Filch nun mal war, würde das garantiert auch nicht helfen.

Der Hausmeister drehte sich um. Ich konnte bereits seine linke Gesichtshälfte sehen, als der schäbig gekleidete Mann durch seine Bewegung den Blick auf seinen Gesprächspartner freigab – und gleichzeitig auch für ihn den Blick auf uns.
Die Finger der Hufflepuff bohrten sich in meinen Arm, als müsse sie sich davon abhalten nicht laut los zu quietschen.

Dort vorne bei Filch stand Charlie Weasley. Und auch er hatte uns erkannt. Mein Herz machte einen hoffnungsvollen Satz, als er wieder den Mund aufmachte und denn Arm ausstreckte, um den Hausmeister davon abzuhalten, sich umzudrehen.

Am liebsten wäre ich einmal in die Luft gesprungen. Aber das wäre wohl eher kontraproduktiv gewesen. Also versuchte ich, mich so ruhig wie möglich zu verhalten und lief Seite an Seite mit meiner Verbündeten in die entgegengesetzte Richtung von Filch davon. Ich hatte keine Ahnung, wo sie hinwollte, oder ob sie überhaupt ein Ziel hatte, aber ließ mich dennoch von ihr durch das halbe Schloss ziehen.
Wir stiegen Treppen hinauf, huschten durch Gänge und letzten Endes standen wir vor vor einem großen Wandspiegel. Äh, gut. Keine Ahnung, was wir hier wollten. Aber die Hufflepuff schien es genau zu wissen. Sie grinste mich an und öffnete den Spiegel. Er war also ein Eingang. Ein Eingang zu einem Geheimgang.

Ich ließ meinen Blick zu allen Seiten gleiten, ehe ich durch den Spiegel hindurch den dahinterliegenden Raum betrat. Das Mädchen folgte mir und verschloss den Eingang wieder. Aber an der Beleuchtung änderte sich nichts. Ob hier immer Licht brannte? Mit offenem Mund sah ich mich um. Es war weitläufiger Geheimgang. Wow. Diesen Ort musste ich mir merken. Er war wirklich genial. Ich warf einen Blick zu dem rosahaarigen Mädchen. Sie hatte sich gegen die Wand gelehnt, die Augen geschlossen und schüttelte lachend den Kopf. „Ich kann nicht glauben, dass du mir einfach zuvor gekommen bist“, murmelte sie. „Wie heißt es so schön?“, gab ich zurück. „Zwei Dumme, ein Gedanke.“ Die Siebtklässlerin lachte und richtete sich wieder auf. „Tonks mein Name. Und du?“ „Robyn“, erwiderte ich lächelnd. „Schön dich kennenzulernen, Robyn“, Tonks zwinkerte mir zu. „Eine Ravenclaw, die Filch Streiche spielt. Dass es sowas gibt, überrascht mich jetzt echt.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Die anderen stellen sich wahrscheinlich einfach geschickter an.“ „Ach Quatsch“, die Hufflepuff schüttelte entschieden den Kopf. „Wenn ich nicht gewesen wäre, hättest du dir den Quatsch mit Filch sparen können!“ Ich zuckte mit den Schultern. Vielleicht. Vielleicht auch nicht.
„Was war das mit Charlie? Warum hat er uns geholfen? Er hat schon seit Ewigkeiten ein Auge auf Fred, George und mich. Ich dachte, er würde nur auf eine Gelegenheit warten, einen von uns auffliegen zu lassen.“ „Charlie?“ Wieder musste Tonks lachen. „Hat mir noch einen Gefallen geschuldet. Dachte, ich könnte den irgendwann mal einlösen, beim nächsten Quidditchspiel oder so vielleicht“, wieder zwinkerte sie mir zu, „Sieht aber so aus, als wären wir jetzt quitt...“ Sie zog eine zerknitterte Tüte aus ihrer Umhangtasche, faltete sie auseinander und hielt sie mir hin. „Willst du was?“ Vorsichtig lugte ich hinein. Gummibärchen. In Drachengestalt. Nett. Aber von jemandem, der Filch Streiche spielte und dafür die gleichen Scherzartikel nutzte wie Fred und George nahm ich besser keine Süßigkeiten an. Ich schüttelte den Kopf.
Tonks zuckte mit den Schultern. „Vielleicht auch besser so. Davon fängt man an, dummes Zeug zu reden.“ Sie machte eine Geste, ganz so, als wolle sie mir mit der Tüte zu prosten. „Zonkos lässt grüßen. Ich wollte Charlie damit reinlegen. Funktioniert immer, wenn es irgendwas mit Drachen zu tun hat.“ Schon wieder lachte sie, als müsse sie an eine sehr amüsante Erinnerung denken. Was vermutlich auch der Fall war. „Willst du ein paar für deine Freunde?“ Bevor ich auch nur die Chance hatte zu antworten, hatte sie mir auch schon drei kleine Drachen in die Hand gedrückt. Einen blauen und zwei rote. „Beim blauen passiert gar nichts. Bei den roten... uhhh!“, sie zwinkerte mir zu. „Erzähle mir, ob es funktioniert hat, okay?“ Ich nickte. „Danke.“ „Kein Problem! Sieh es als Dankeschön dafür, dass du nicht einfach gesagt hast: Du wolltest hier auch eine Stinkbombe verstecken? Hehe! Pech gehabt!“ Ich kicherte, als sie ihre Stimme verstellte und böse guckend mit den Händen wedelte. „Bei Gelegenheit sollten wir nochmal einen Streich zusammen spielen“, schlug sie vor und wieder nickte ich. „Gerne!“ Tonks hielt die Hand hoch und ich schlug grinsend ein.

Tales of a marauders daughter | Robyn Harriot | In Love With A WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt