Kapitel 42

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„Guck mal.“ „Die ist ja immer noch hier.“ „Guck nicht so auffällig.“ „Man kann ihr nicht trauen.“ „Warum lässt Dumbledore sie wiederkommen?“ „Zum Glück bin ich mit der nicht in einer Klasse.“ „Die stecken doch unter einer Decke.“ „Wie der Vater, so die Tochter.“

Zahlreiche solcher Kommentare begleiteten mich durch den Hogwartsexpress, als ich einfach nur versuchte, einen Sitzplatz zu bekommen. Und jeder einzelne Satz, jede bissige Äußerung, bohrte sich in meinen Kopf und hielt sich krampfhaft fest, versuchte, mich davon zu überzeugen, all die Äußerungen persönlich zu nehmen. Der Kampf, den die Kommentare in mir auslösten, war noch schlimmer als diese selbst. Aber ich versuchte, es mir nicht anmerken zu lassen.

Ich reckte das Kinn in die Höhe, lief gerader und selbstbewusster, als mir eigentlich zu Mute war. Ich stand über solchen Dingen, redete ich mir selbst ein und ließ die Zischereien und das Gemurmel an mir abprallen. Zumindest äußerlich. Sie sollten nicht wissen, welch Sturm in mir tobte.

Ich ließ mich mit einem unterdrückten Seufzer auf meinen Sitz fallen. Das einzige Abteil, das leer war. Oder zumindest das Einzige, das ich gefunden hatte.

Fred und George planten irgendwas Großes zusammen mit Lee, aber ich hatte mir für mein viertes Schuljahr vorgenommen, zumindest die erste Woche nicht nachsitzen zu müssen. Gerade, weil ich letztes Jahr fast den ganzen Lehrstoff verpasst hatte und den natürlich nachholen musste. Vor allem mit Blick auf meine Zauberergrade, meine ZAGs, die ich nächstes Jahr ablegen würde. Bei Fred, George und Lee war es dieses Jahr schon so weit, aber die Herrschaften ignorierten das natürlich erfolgreich.

Der Zug setzte sich in Bewegung. Ich war immer noch alleine in meinem Abteil. Von Ruth, Grace, Cho oder Marietta hatte ich nichts gesehen. Ich wusste nicht so recht, ob mich das freuen oder traurig machen sollte. Meine Gefühle glichen einem unordentlichen, wirren Wollknäuel, das ein paar mal zu oft von einer Katze wieder hochgewürgt wurde.

Einige andere Schüler kamen an meinem Abteil vor bei. Aber kaum einer schenkte mir länger als einen kurzen Blick. Sogar das silberne Trio kam vor bei: Ron, Hermine, Harry. Die ersten Drei, die sich ernsthaft Gedanken darüber machten, sich zu mir zu setzen. Es aber dann doch nicht taten. Niemand wollte zu mir.

Ich lehnte mich auf meinem Sitz zurück und schloss die Augen. Ich versuchte mir vorzustellen, wie es weitergehen würde, sobald wir in Hogwarts angekommen waren. Wie würde mein Verhältnis zu Marietta und Cho sein? Garantiert nicht so wie früher.

Und all die Blicke, die jetzt auf mir lagen? Ich hatte es früher gerne gehabt, nicht bemerkt zu werden. Aber jetzt?

Ich dachte an mein zukünftiges Gespräch mit Dumbledore. Ob es ihm gelingen würde, dass schon nächstes Jahr die Spur von mir abfiel? Und würde er mir Antworten bezüglich Black geben? Ich hatte beschlossen, ihn so zu nennen. Klang am besten. Und fühlte sich irgendwie am richtigsten an. Falls dieses Wort überhaupt existierte.

Und wie würde es mit Verteidigung gegen die dunklen Künste weitergehen? Die Stelle war ja verflucht. Und Lockhardt hatte es doch geschafft, sich selbst mit einem Vergessenszauber zu treffen. Hatte ich gehört. Woher eigentlich noch gleich? Von Fred und George. Glaubte ich.

Aber egal. Ich war mal gespannt auf unseren neuen Lehrer. Oder unsere neue Lehrerin. Konnte ja nur eine Verbesserung zu letztem Jahr werden.

Die Abteiltür wurde aufgeschoben. Stimmen. Zwei. Unbeschwert und gut gelaunt. Die eine vielleicht ein bisschen genervt. Ich öffnete die Augen.

Tales of a marauders daughter | Robyn Harriot | In Love With A WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt