Tagebuch von Robyn Harriot
Hallöchen, liebes Tagebuch, leider bist du immer noch nicht voll. Muss ich dich wohl noch länger benutzen. Vielleicht auch ganz gut. So für den Fall, dass ich auch mal das Geburtsjahr meiner Tochter verändern muss und sie es dann ganz einfach hier nachlesen kann.
Puh, es ist jetzt über sieben Monate her. Ich kann es immer noch nicht fassen. Zwei Jahre älter. Und ich fühle mich noch nicht mal so. Ich bin nicht zwölf, sondern vierzehn. Und außer Cho weiß das niemand. Vielleicht gehe ich mal zu Dumbledore und erzähle ihm davon. Mit ein bisschen Glück kriegt er alles geändert und ich gelte dann schon zwei Jahre früher als volljährig und darf außerhalb von Hogwarts zaubern.
Mach ich glaube ich echt mal. Kann ja nix verlieren.
Alsoooo... das Schuljahr ist fast um. Den Hauspokal wird Ravenclaw wieder nicht gewinnen, dafür war ich zu oft mit Fred und George unterwegs. Beim Quidditchpokal war es knapp. Gegen Slytherin haben wir verloren, aber Gryffindor weint sich vermutlich immer noch in den Schlaf. Fred und George waren ziemlich bockig. Harry ist ausgefallen. Warum weiß keiner. Dumbledore erzählt es hoffentlich nachher in der Großen Halle, wenn er Slytherin den Hauspokal überreicht. Mh. Ich würde ja gerne sagen, ich würde es ihnen gönnen. Aber da Draco Malfoy einer von ihnen ist, wäre das eine dreiste Lüge. Der Typ ist ein richtiges Ekel. Übertrifft sogar noch Alexandra. Für den Eisprinzen ist Blut das wichtigste – reines Blut. Muggelgeborene sind es gar nicht wert, auch nur angesehen zu werden. Außerdem ist er ein offener Gegner der Weasleyfamilie. Er könnte seine Abscheu gar nicht deutlicher machen. Noch so ein Grund ihn nicht zu mögen.
Nächstes Schuljahr komme ich in die dritte Klasse. Heißt was? Genau, Wahlfächer wählen! Darauf freue ich mich schon seit der ersten Klasse. Habe natürlich Pflege magischer Geschöpfe genommen. Beim zweiten habe ich mich schwer getan. Auf Wahrsagen kann ich verzichten und Arithmantik ist ja irgendwie das gleiche nur... mathematischer? Keine Ahnung, interessiert mich auch nicht wirklich. Ich habe zwischen Muggelkunde und Alte Runen geschwankt. Beides konnte ich leider nicht nehmen, schade. Habe mich letztendlich für Alte Runen entschieden. In Muggelkunde könnte ich mich vor Lachen wahrscheinlich nie konzentrieren. Ich – hey, Grace, ließt du etwa mit? Schäme dich, klar?! Man, absolute Frechheit. Noch nicht mal in der Großen Halle hat man seine Ruhe. Ja, ich weiß, liebes Tagebuch, ich habe einen tollen Humor. Hör auf die Augen zu verdrehen, Grace! Das ist – oh, Dumbledore fängt an, muss Schluss machen!
...
„Auf der Tabelle für den Hauspokal sieht es wie folgt aus: an vierter Stelle Gryffindor mit 312 Punkten, an dritter Hufflepuff mit 352; Ravenclaw hat 426 -“, unsere Bankreihe jubelte. Im Vergleich zum letzten Jahr eine eindeutige Steigerung. „Und Slytherin mit 472 Hauspunkten.“ Der Sturm, der von den Slytherins ausging, übertraf sogar noch unseren. Jubel und Fußgetrappel und Malfoy knallte mehr als zufrieden seinen Becher auf den Tisch. Ja, ich gönnte ihm den Erfolg eindeutig nicht.
„Ähem“, unterbrach Dumbledore die lauten Geräusche in der Halle und sofort wurde es leise. „Wir müssen natürlich auch die letzten Ereignisse berücksichtigen. Deshalb habe ich noch ein paar Punkte zu vergeben.“ Die freudigen Gesichter der Slytherins verblassten. „Zuerst – an Ronald Weasley. Für die beste Schachpartie, die Hogwarts seit vielen Jahren gesehen hat, verleihe ich Gryffindor 50 Punkte.“ „50 Punkte?“, wiederholte ich fassunglos. Das war... einfach unglaublich. So viele Punkte für ein Schachspiel. Aber nicht irgendeins. McGonagalls riesiges Schachspiel, wie Percy jedem, der es hören wollte, voller Stolz erzählte. Als hätte er irgendwas mit Rons Erfolg zu tun. Damit lag Gryffindor auf Platz drei und Hufflepuff war auf den vierten abgerutscht. Aber Dumbledore war noch nicht fertig.
„Zweitens – Miss Hermine Granger verleihe ich für den Einsatz kühler Logik im Angesicht des Feuers ebenfalls 50 Punkte.“ Erneuter Jubel. Ich konnte es nicht fassen. Erneut 50 Punkte für Gryffindor! Damit lagen sie nur noch vierzehn Punkte hinter Ravenclaw!
„Drittens“, alles klar, das war es wohl. Nochmal fünfzig Punkte für Gryffindor und sie verdrängten nicht nur uns vom zweiten, sondern machten auch noch Slytherin ordentlich Konkurrenz.
„Drittens – Mr Harry Potter verleihe ich für seine Unerschrockenheit und seines Mutes wegen 60 Punkte für Gryffindor!“
Jubel brach unter den Gryffindors aus, während die Slytherins deutlich an Gesichtsfarbe verloren. Ich wechselte einen Blick mit Cho. Die Löwen und die Schlangen lagen jetzt gleich auf. Auf den Punkt genau. Ich grinste. Sah so aus, als müsste Dumbledore den Pokal zweiteilen.
„Es gibt viele Arten von Mut“, redete unser Schulleiter weiter. „Es verlangt einiges an Mut, sich seinen Feinden zu stellen. Aber noch mehr, den eigenen Freunden in den Weg zu treten. Deshalb vergebe ich weitere 10 Punkte an Mr Neville Longbottom.“
Lärm explodierte, die Gryffindors drängten sich um ihre Helden, umarmten sich und feierten ihren Triumph. Ich lachte verblüfft. Wenn ich mit allem gerechnet hatte, damit ganz sicher nicht. Ich wechselte einen Blick mit meinen Freunden. Meine eigene Überraschung spiegelte sich in ihren Augen. Aber immerhin: Malfoy ging so leer aus. Ich klatschte, applaudierte Gryffindor und lachte, als die Hausbanner über uns die Farbe wechselten.
In dem ganzen Wirbel hätte ich beinahe vergessen, dass wir ja auch noch unsere Zeugnisse bekamen. Aber nur fast. Ich hatte bestanden. Keine große Überraschung, ich notierte meine Noten immer, aber dass Snape so freundlich gewesen war und mir doch tatsächlich die beste Note gegeben hatte, überraschte mich dennoch. Cho grinste. Auch sie hatte bestanden. Mit Bestnoten natürlich. Wir würden also weiter zusammen nach Hogwarts gehen.
Später packten wir noch unsere Koffer und versammelten uns draußen. Jetzt ging es wieder nach Hause. Oder eher den Ort, an dem ich in den Ferien wohnte. Mein Zuhause war das Heim nicht. Das war Hogwarts. Oder der Fuchsbau. Die letzte Woche würde ich wieder zu den Weasleys gehen.
Wir bekamen alle diese nervigen Zettel in die Hand gedrückt, die uns daran erinnern sollten, in den Ferien nicht zu zaubern. Schade. „Ich hoffe immer, dass sie diese Dinger mal vergessen“, brummte Fred enttäuscht, erntete dafür aber nur einen extra strengen Blick und nochmal eine mündliche Warnung.
„Pass auf dich auf“, murmelte Cho, als die Landschaft, die wir durch das Zugfenster bewunderten, langsam grüner wurde und wir uns Gleis neundreiviertel am Bahnhof Kings Cross näherten. Ich nickte. „Fred und George sind nicht da, ich sollte also überleben“, gab ich amüsierten zurück. „Sicher, dass du nicht mit zu mir kommen möchtest?“, fragte Cho, aber ich tat ihr Angebot zum x-ten Mal ab. Seit sie erfahren hatte, wo ich wirklich wohnte, versuchte sie immer wieder mich zu überzeugen, die Ferien komplett bei ihr zu verbringen. Ich wollte niemandem zur Last fallen. „Ganz sicher. Aber danke.“ „Wir sehen uns nächstes Jahr.“ „Ich werde dir ein Abteil freihalten.“ „Klar“, gab meine beste Freundin amüsiert zurück. „Ich werde wohl eher dir eins freihalten, so spät wie du immer kommst!“ „Dann eben so“, gab ich schulterzuckend zurück. „Hauptsache wir sitzen zusammen.“ „Worauf du wetten kannst!“ „Schöne Ferien.“ „Dir auch. Lass dich nicht ärgern, okay?“ „Glaube mir, mich ärgert niemand. Traut sich keiner.“ Ich grinste, um zu kaschieren, dass das eine Lüge war. Mal sehen, was sich meine kleinen Freunde ausgedacht hatten. Würde garantiert witzig werden.
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So... ihr zweites Jahr wäre also vorbei...
Welche Wahlfächer würdet ihr wählen?
Das nächste Kapitel wird ziemlich kurz, deshalb wirds das schon am Sonntag geben.
Und dann beginnt auch schon ihr drittes Schuljahr. Ob sie da ihr Vaterrätsel lösen kann?
Jemand eine Vermutung, wer es sein könnte?
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Tales of a marauders daughter | Robyn Harriot | In Love With A Weasley
FanfictionHogwarts ist die perfekte Schule für Leute wie mich. Ein Internat. Eine Kunstschule. Eine Anstalt. Muggel glauben, was sie wollen. Robyn Harriot. So heiße ich. Der Name einer Loserin. Dir gefällt er nicht? Toll. Ich hab genug andere. Nervig, verrück...