Nervös verstärkte ich den Griff um meinen Besen. Ich stand neben Cho auf dem Quidditchfeld und wartete darauf, dass uns der frisch ernannte Mannschaftskapitän Roger Davies Anweisungen gab. Gesucht wurde ein neuer Sucher, der Nachfolger von King, und ein Jäger, der Nachfolger von Smith. Und je nachdem, ob einer der Treiber- oder Hüteranwärter mehr überzeugte, als der Spieler, der die Position aktuell innehielt, fanden auch noch andere Wechsel satt. Meine Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt, Training durch die Weasleys hin oder her.
„Als wir uns das letztes Jahr bei den Gryffindors angeguckt haben, war das nicht so...“ „... aufregend?“ „Nicht das Wort, das ich benutzten würde, aber passt trotzdem, ja.“
Ich zitterte, als Davies vor uns trat. „Ihr fliegt gleich drei Runden ums Stadion, verstanden? Für wen das zu schwer ist, kann gleich gehen. Verstanden? Dann los!“
Ich atmete tief ein. Cho warf mir einen aufmunternden Blick zu. „Du schaffst das! Gib einfach dein Bestes!“ Ich erwiderte ihr Lächeln, so gut ich konnte. Sie hatte recht. Nicht verzagen, einfach wagen! Himmel, meine Sprüche waren auch schon mal besser...
Ich schwang mich auf meinen Besen und stieß mich vom Boden ab. Genauso, wie Bill es mit mir geübt hatte. Wirklich viel gab es da ja nicht zu beachten, aber er war fest davon überzeugt, dass seine Technik einen Unterschied bewirkte und über die Woche hatte ich sie mir ebenfalls angewöhnt. Allzu kompliziert war es ja nicht.
Fred und George winkten mir von der Tribüne aus zu. Ich schloss kurz die Augen. Eigentlich wäre es mir lieber, wenn sie nicht da wären. Dann müsste ich mir ihr Gebrüll nicht anhören und hätte ein bisschen weniger Druck. Aber gut, man konnte nicht alles haben. Letztendlich war ich ihnen für ihre Unterstützung dankbar.
„Phillips wird schnell nervös, versuche ihn zu verunsichern.“ „Und ziel auf den rechten Torring, den vergisst er gerne.“ „Harrison ist schnell und ihre Angriffe sind hart.“ „Du bist wendiger als sie, wenn sie frontal auf dich zufliegt, machst du es einfach wie in den Ferien und tauchst unter ihr durch.“ „Ab besten mit einer Faultierrolle.“ „So kannst du dir den Quaffel auch klauen, denk dran.“ „Davies legt auf Teamfähigkeit wert, lass die anderen also nicht aus dem Blick.“ „Erinnerst du dich an die Porskoff-Täuschung?“ „Wenn du die hinbekommst, das würde ihn beeindrucken!“ „Ansonsten, Davies ist zwar ein klasse Jäger -“ „- aber er fällt immer wieder auf einen Rückpass rein.“ „Merk dir das. Locker über die Schulter nach hinten.“ „Und Blickkontakt zu den Teamkollegen!“ „Dann kann nichts schief gehen.“
Ich wiederholte die ganzen Hinweise und Tipps, die Fred und George mir kurz vor den Auswahlspielen eingetrichtert hatten, nochmal im Kopf. Beobachten konnten sie wirklich gut. Ich hoffte nur, dass ich ihre Tipps umgesetzt bekam. Am Rückpass war ich in den Ferien nämlich jedes Mal gescheitert. Und das obwohl Charlie ziemlich geduldig gewesen war.
Ich landete wieder auf dem Rasen. Die drei Runden waren viel zu schnell um gewesen. Davies nickte mir knapp zu, ehe er sich daran machte, eine Hand voll Schüler vom Platz zu schicken.
Cho landete neben mir. „Dein Besen ist wirklich schnell“, gab sie atemlos zu. Ich schmunzelte, angesichts dessen, dass sie versucht hatte, mit mir mitzuhalten. „Dafür kann er aber nicht so super wenden, wie deiner.“ Ich deutete mit dem Kinn auf ihren Kometen. Das Wissen, was mir Vuai über diesen Besen erzählt hatte, klebte immer noch in meinem Kopf. Das und auch auch die anderen Sachen. Schwarzer Schwan. Er weiß, wer mein Vater ist. War das mit dem Schwan ein Hinweis? Schwan... klingelt nichts. Schwarz? Auch nichts...
„Konzentriere dich“, zischte Cho plötzlich. Ich zuckte zusammen. Davies stand wieder vor der Truppe und gab seine nächsten Anweisungen. Ein Probespiel. Jetzt. Mein Atem beschleunigte sich. Erneut ging ich Fred und Georges Tipps durch. Die Quidditchmannschaft gegen ein Team aus den Anwärtern. Cho und ich waren zuerst dran. Auch Grace kam in unser Team. Und mit ihr noch zwei weitere Zweitklässler und zwei Drittklässler. Davies wollte die jüngsten wohl in einer Gruppe haben.
Ich nickte meinen Teamkollegen zu. Grace spielte genau wie ich als Jägerin vor. Mal gucken, was das für unser Teamspiel bedeuten würde.
Ich schwang mich in die Lüfte. Jetzt ging es los.
Pfiff. Das Spiel war vorbei. Ich klatschte mich erschöpft mit Cho ab. Es war das zweite Spiel, das wir hatten spielen müssen. Und in beiden hatte sie überraschend schnell den Schnatz gefangen. Ihre Augen machten dem Adler in unserem Hauswappen alle Ehre.
Erschöpft landete ich auf dem Boden. Ich fühlte mich ausgelaugt, völlig fertig. Ich hatte alles gegeben. Ohne Zweifel. Die Porskoff-Täuschung hatte einwandfrei funktioniert. Grace und ich waren überraschenderweise ein ziemlich gutes Team.
Und der Rückpass – Trommelwirbel – hatte ebenfalls geklappt! Zum ersten Mal! Ich würde am liebsten schreien, so zufrieden war ich mit mir. Meckern konnte ich nicht. Ich hatte mich von meiner besten Seite gezeigt. Hoffentlich hatte das gereicht.
Davies scharrte die verbliebenen Anwärter mit einem einzigen Blick um sich. Es waren nicht mehr viele. Grace und ich, ein Viertklässler und ein Sechstklässler. Die Sucher waren nur noch zu zweit. Cho und... Edith. Von ihr hatte ich ja schon lange nichts mehr gehört. Aber augenscheinlich existierte sie immer noch. Mhm.
„Danke, dass ich alle gekommen seid“, er ließ seinen Blick über uns schweifen. „Ihr seid als die letzten übrig und ich hoffe, dass ihr nicht traurig sein werdet, wenn ihr es nicht ins Team geschafft habt. Ihr seid die besten der Anwärter und auch wenn es dieses Jahr nicht klappt, mit ein bisschen mehr Training könnte das nächstes Jahr ganz anders aussehen.“ Ich schluckte. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich hatte das Gefühl, kotzen zu müssen. Hoffentlich war es nur ein Gefühl.
„Zu aller erst: ich danke denen von euch, die sich als Treiber und Hüter beworben haben. Unsere aktuelle Aufstellung bleibt. Keiner von euch hat es geschafft, tut mir leid.“ Enttäuscht zogen sie davon. Unsere Gruppe war halbiert.
„Als nächstes zu den Jägern: Grace, Robyn, Leon, Chace, Lexy. Ihr habt mich alle überrascht. Es war eine schwere Entscheidung, das könnt ihr mir glauben.“ Er zögerte und wandte sich schließlich an Lexy. „Ich sehe einiges an Können bei dir. Bei euch allen. Ihr seid alle im ähnlich guten Bereich. Allerdings sehe ich auch viel Übermut und Leichtsinnsfehler bei dir, Lexy. Tut mir leid, du versuche es nächstes Jahr nochmal.“ Die Blondine neigte den Kopf, versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie enttäuscht sie war. „Leon, Grace, ihr beide ähnliche Probleme, tut mir leid. Ihr spielt zwar ab, seid aber zu sehr auf euch fokussiert.“ Da waren es nur noch zwei... „Robyn, Chace, ihr liegt nah bei einander. Ihr habt viel Potential, seid aber auch unsicher. Mit ein bisschen Training kann man das ändern, denke ich. Ich habe mich dazu entschieden, die Person von euch zu nehmen, deren Reflexe genau richtig sind und auf die man aufbauen kann.“ Er sah von Chace zu mir. Ich zitterte unter seinem Blick. „Herzlich willkommen im Team, Robyn.“ Robyn. Ich. „Ich?“, krächzte ich. Ich! Ich presste die Lippen aufeinander und wippte auf und ab. Ich hatte es ins Team geschafft! Ich war Jägerin von Ravenclaw! „Danke! Ich werde mein bestes geben und daran arbeiten!“ Danke! Danke Charlie, danke Bill, danke Fred, danke George! „Da bin ich mir sicher“, erwiderte der Mannschaftskapitän schmunzelnd. Ich hatte das Gefühl, gleich explodieren zu müssen.
„Bei den Suchern sehe ich einen von euch klar vorne. Edith, tut mir leid.“ Cho nahm ihre Aufnahme um einiges cooler hin als ich. Sie lächelte, redete mit Edith – verdammt, hätte ich auch mal mit Chace machen sollen! - und redete noch kurz mit Davies.
Ich konnte es nicht fassen. Wir waren beide Teil des Teams. Wir waren beide aufgenommen worden! Das schrie doch danach, das beste Schuljahr ever zu werden!
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Tales of a marauders daughter | Robyn Harriot | In Love With A Weasley
FanfictionHogwarts ist die perfekte Schule für Leute wie mich. Ein Internat. Eine Kunstschule. Eine Anstalt. Muggel glauben, was sie wollen. Robyn Harriot. So heiße ich. Der Name einer Loserin. Dir gefällt er nicht? Toll. Ich hab genug andere. Nervig, verrück...