Kapitel 17

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Meine Finger strichen nachdenklich über das raue Holz der kleinen Truhe in meiner Hand.

Mittlerweile war es schon so lange her, dass ich sie aus dem Verlies meiner Mum hatte mitgehen lassen und doch war ich noch nie dazugekommen, sie zu öffnen.

Ich war mir eigentlich ziemlich sicher, dass der sprechende Hut den Grund ziemlich gut erfasst hatte: meine Furcht vor dem Unbekannten.

Auf der einen Seite wollte ich wissen, was darin war. Auf der anderen Seite auch nicht.

Also ließ ich sie geschlossen und stellte mir jeden Abend vor, was darin sein könnte. Wirklich viel vermutlich nicht.

Die Truhe war ja nur ein paar Zentimeter breit. Aber vielleicht waren Fotos darin versteckt? Von meiner Mum und meinem Dad? Oder eine weitere kleine Zeichnung meiner Mutter? Oder ein Brief?

Solange ich die Truhe verschlossen hielt, konnte es alles sein.

Ich seufzte leise und drehte mich auf die andere Seite.

Die anderen im Schlafsaal schliefen alle. Außer Ruth vielleicht. Konnte gut sein, dass sie noch las. Ich konnte das schwache Licht unter ihrer Bettdecke immer schlecht deuten. Vielleicht konnte sie im Dunkeln auch einfach nicht einschlafen?

Meine Gedanken wanderten zu meiner Putzaktion vorhin.

Edith hatte sich natürlich als absolut untalentiert im Putzen herausgestellt, sodass sie sich nach nur fünfzehn Minuten schon verkrümelt hatte und ich alleine daran verzweifeln durfte, die Couchbezüge und den Teppich wieder einigermaßen ertragbar zu machen.

Irgendwann hatte Penelope Mitleid mit mir gehsbt und hatte angefangen, mir zu helfen. Sie hatte von Tante Lizzy einiges an Parfümflaschen geschenkt bekommen und so hatten wir einfach die Hälfte ihres Vorrates aufgebraucht, um den ganzen Gemeinschaftsraum doppelt und dreifach damit einzusprühen, bis der ekelhafte Geruch der Stinkbombe von dem Blütenduft überlagert wurde.

Danach hatte es zwar nach Blüten gestunken, aber das war um einiges aushaltbarer gewesen, als der Stinkbombengestank.

Was nichts daran änderte, dass es außer Penelope und mir nur noch Cho länger als fünf Minuten im Gemeinschaftsraum ausgehalten hatte.

Flitwick sah zwar nicht so begeistert aus, aber er hatte unsere Arbeit schließlich akzeptiert.

Und jetzt lag ich vollkommen ausgepowert in meinem Bett und versuchte zu schlafen. Was nicht gerade gut funktionierte.

Mein Kopf hielt mich schon wieder wach, indem er über alles Mögliche nachdachte, nur eben nicht darüber, sich einfach mal auszuschalten. Leider. Ich würde morgen so was von Kopfschmerzen haben.

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Die Ahnung, die ich gestern gehabt hatte, erwies sich als wahr.
Ich hatte Kopfschmerzen. Und was für welche!
Teilweise hatte ich das Gefühl, die ganze Welt würde sich drehen: und das nicht gerade lautlos.
Mein Schädel brummte und Konzentration war etwas, über das ich gerade ganz und gar nicht verfügte.

In solchen Momenten wünschte ich mir, bei solchen Vermutungen doch einfach mal unrecht zu haben. Aber nein, wenn ich vermutete, irgendwann mal Schmerzen wegen was weiß ich was zu bekommen, dann war das meistens auch so. Vielleicht hatte ich ja Seherblut und war dafür bestimmt, einmal eine Wahrsagerin zu werden.

Tales of a marauders daughter | Robyn Harriot | In Love With A WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt