H E X E

3K 85 2
                                    

»12.02.1945«
Es war wahrscheinlich erst 4 Uhr, als ich wieder durch das Heulen eines Wolfes aufwachte. Es war diesmal aber eindeutig ein Wolf mit einer niedrigen Stellung, er klang schon so. Warum ich aber so auf das Heulen reagierte und das ich den Rang von denjenigen ausmachen konnte, wunderte mich aber schon. Ich meine, ich war nur ein normaler Mensch in einer normalen Welt.

Wieder ertönte dieses Heulen, doch es war schmerzvoll. Es war so, als hätte man ihm die Brust rausgerissen, es war ein tiefes raues Heulen, welches aber nur schrecklich klang. Ich versuchte es zu ignorieren, doch spätestens als ich die immer näher heran kommenden Schritte hörte, wurde ich aufmerksam. Ich stand schnell auf und versuchte mich auf den Weg nach Norden zu machen. Doch da waren die Schritte auch schon direkt hinter mir. Sie hörten kurz vor mir auf, das war also kein Zeichen mich umzudrehen, doch daran dachte ich gar nicht erst. Ich rannte einfach, weil ich genau wusste das es die Werwölfe von gestern waren und sie mich jetzt wahrscheinlich nicht mehr entfliehen lassen würden. Doch jetzt hatte ich sie vielleicht noch wütender gemacht. Die Schritte fingen wieder an lauter zu werden. Ich wusste das die Werwölfe in Menschlicher-Gestalt waren, da es eindeutig Fußstapfen waren die ich hörte. Doch je schneller ich wurde, desto schneller wurden auch meine Verfolger.

"Bleib stehen, du hast sowieso keine Chance", sagte einer der Werwölfe und ja, er hatte sowas von Recht. Also verlangsamte ich meine Schritte, drehte mich aber dennoch nicht um. Ich hielt es nicht für nötig, diesen Kreaturen ins Gesicht blicken zu müssen, vor allem da ich so aussah wie eine Hexe mit der riesen Narbe. Eine große Hand packte mich grob an der Schulter und drehte mich dann zu den ca. ein Dutzend Werwölfen um. Warum sie aber so viel zählig erschienen, wusste ich nicht.
"Du wirst jetzt schön mitkommen. Der König will dich sprechen, Hexe", sagte der eine Mann von vorhin grob zu mir. Er hatte schwarzes, lockiges Haar, welches ihm zerzaust in die Stirn fiel.

Ich packte all meinen Mut zusammen und fragte ihn, was der König genau von mir wolle, doch eine Antwort bekam ich nicht. Ich wurde einfach grob gepackt und gefesselt, nur um dann auf die Schulter von einem stark aussehenden Mann gelegt zu werden und weggebracht zu werden. Ich hatte echt keine Lust zum König zu gehen, weswegen ich zappelte und schrie. Doch wie zu erwarten half mir keiner, mir war es ziemlich egal, denn ich machte einfach weiter. Irgendwann würde es die Werwölfe schon stören und dann würden sie mich inruhe lassen.

"Jetzt hör auf zu schreien, wir sind ja gleich am Transporter", sagte mein Träger genervt zu mir, doch diese Antwort ließ mich nur noch mehr zappeln, denn wenn wir bald am Transporter sind, hieß das dass wir bald im Schloss ankommen würden.

***

Ich wurde aus dem kalten, kleinen und dreckigen hinteren Teil des Transporters raus gehoben. Sobald ich das helle Licht erblickte, kniff ich meine Augen fest zusammen. Eindeutig zu viel Licht auf einmal. Ich wollte gerade den Moment von der prickelnden Sonne genießen, als ich schon weiter Richtung schloss gezogen wurde. Der Mann welche mich gepackt hatte, nickte den Wachen am Schlosstor kurz zu und lief dann mit mir und den anderen Werwölfen ins Schloss hinein. Ich dachte schon das ich direkt zum König müsste, doch das war zum Glück nicht der Fall. Ob ich aber das andere Besser fand wusste ich noch nicht, denn sogleich wurde ich runter, mit in den Keller genommen, welche nach Ratten und Fäkalien stank. Hier hielt man es wohl keine Sekunde aus und ich dachte auch das wir direkt in den nächsten Raum gehen würden, aber stattdessen wurde ich in eine Zelle gesteckt. Eine stinkende, von Ratten befallene Zelle.

The Human Mate | CompleteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt