V I S I O N E N E N

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»23.02.1945«
Sein Blick verhärtete sich und wechselte von fröhlich, glücklich zu Eiskalt und starr. Anscheinend war das ein Wunder Punkt bei ihm.
»Nicht jetzt!«

Er verschwand sofort, nachdem diese Worte seinen Mund verließen. Wahrscheinlich hatte alles doch nicht so gut geklappt, wie es geplant war. Gerade noch konnte ich sein, eng anliegendes T-Shirt erahnen, welches samt mit ihm, hinter der Ecke verschwand. Ich wollte ihm hinterher rennen, ihn stoppen, ausfragen. Doch es ging nicht, zu geschockt war ich, dass er mich einfach so mit der Nachricht hier stehen ließ. Vielleicht sollte ich mich freuen, schließlich waren es meine Mitmenschen, die für das Recht kämpften, für das ich vor kurzem auch noch gekämpft hatte. Ja, vielleicht war ich jetzt immer noch auf deren Seite, doch so langer ich hier bin, desto mehr verstehe ich auch die Welt der Werwölfe. Mir hat niemand was erklärt, dass weiß ich, aber ich verstehe, dass die Werwölfe auch nur Lebewesen sind. Sie haben vielleicht gerade die Macht und vielleicht haben sie diese auch nicht fair erarbeitet, aber sie haben sie erarbeitet.

Vor allem aber glaube ich, dass Maximilian nur aus einem Grund so kalt und herzlos ist. Das Bild, welches ich vorhin betrachtete hatte, zeigte ihn, kalt und desinteressiert. Er hatte eine schwere Kindheit, ich weiß nicht was vorgefallen war, doch ich weiß, dass ich es Herausfinden werde.

Seufzend setzte ich mich in Bewegung, ich wollte jetzt einfach nur noch in mein neues heißgeliebtes Bett. Ich lief durch die Gänge, welche von dem Mondlicht von draußen angestrahlt wurden. Es war wunderschön. Bei einem Fenster, welches einen direkten Blick auf den Mond freihielt, blieb ich stehen und sah mir den Mond an. Es war so, als würde der Mond nur mich ansehen, als wäre ich etwas, was nur er für sich haben wollte und doch sollte es alle Welt sehen. Verwirrt von meinen seltsamen Gedanken schüttelte ich den Kopf und wandte mich ab. Ich wollte gerade zum gehen ansetzten, als ich noch eine Frauenhafte Silouhette im Augenwinkel erahnen konnte. Doch das konnte sein, eine Frau im Mond, nein ich war alt genug um zu wissen, dass dies nur eine Einbildung gewesen sein musste.

Ich schloss die schöne Holztür auf, nur um sie gleich darauf wieder zuzumachen. Mit einem lauten Geräusch, ließ ich mich auf die weiche Matratze fallen. Sie war schön kuschelig und mit der Decke über mir drüber, schlief ich auch Recht schnell in behüteter Wärme ein. So wie als wäre es wie damals, als wir alle noch eine glückliche Familie waren. Mein Dad, meine Mutter und ich. Früher, wo alles noch so einfach war. Meine Augenlider wurden schwerer, bis ich sie dann komplett schloss.

»Wie konntest du nur!«
Ich vernahm leise die Stimme meiner Mutter, sie war krächzend und verzweifelt. So, wie man sie nur sehr selten sah. Vor allem nachdem sie die Diagnose zu ihrer Krankheit erhielt.

»Lass mich doch bit-«

»Hast du auch nur einmal an Alina gedacht, an Uns? Nur ein einziges Mal?«

»Ja, lass mich doch einfach nur erklären. Ich war doch nur so verzweifelt, zwischen uns lief es doch schon lange nicht mehr gut und nur deswegen wollte ich meine sexuelle Seite doch nicht ablegen. Ich brauchte diesen Kick, versteh doc-«

»Nein, wie konntest du nur, wegen einem so winzigen Thema uns alle betrügen, ist das für dich etwa Vertrauen?« schrie sie.

Vertrauen, ein starkes und so Ausdrucksstarkes Wort. Doch Vertrauen, war nicht einfach aufzubauen, dafür aber leider umso einfacher zu brechen.

Schweißgebadet wachte ich wieder auf. Meine Atmung ging schnell und unregelmäßig. Mir war abwechselnd Heiß und kalt. Ich sah mich um, doch das war nicht das Zimmer, in welchem ich wirklich war. Von überall kamen Stimmen, sie versuchten mich einzunehmen. Mein Vater, er schrie, er flehte um Verzeihung. Er versuchte mich zu Manipulieren. Meine Mutter, sie weinte, sah mich verzweifelt an. Immer schneller ging meine Atmung, es war einfach zu viel für mich. Mein Kopf machte das nicht mehr mit, es war ein zu großer Psychischer Schmerz. Meine Brust drohte zu zerspringen. Mein Blut floß schnell, zu schnell. Meine Umgebung würde schummriger, die Stimmen leiser. Einzig und allein ein letzten Schrei hörte ich, doch er kam weder von mir, noch von meinen Eltern.

The Human Mate | CompleteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt