B I T T E R E W A H R H E I T

4.1K 127 3
                                    

Ein neuer Tag, eine neue Chance auf Glück. Würde meine Mutter jetzt sagen, doch wie schön sich das auch anhören würde, es wäre nicht die Wahrheit. Es ist eher ein neuer grausamer Tag, eine neue Chance schlimmer behandelt zu werden als eh schon.
Das wäre die Wahrheit, zumindestens wäre es die Bittere, Kalte, echte Wahrheit.
Langsam stieg ich aus meinem schönen warmen Bett, in die Eiseskälte von meinem Schlafzimmer. Eine Heizung war schon immer viel zu teuer für uns, selbst wenn es nur heißes Wasser gäbe wären wir zufrieden, doch selbst das gab man uns nicht. Mit der Begründung:
"Für Verstoßene, wie euch würde man sowas nicht ausgeben, ihr könnt es euch ja nicht einmal leisten" sagte der Mann, der unser Haus gebaut hatte und schaute uns angewidert an. So wie als wären wir von einem Anderen Planeten, was ich ehrlich gesagt Mal gerne wäre. Dann könnte ich wenigstens wieder nachhause gehen.

Mit einem Schwall, schüttete ich das eiskalte Wasser über meinem Kopf und schültelte mich danach sofort. Das ist so kalt, dachte ich und rieb mich mit dem übrig gebliebenen Stück Seife ein. Es roch gut nach Lavendel, und auch wenn wir uns das nicht leisten konnte, hatte meine Mutter es irgendwo her bekommen. Sie sagt ein alter Freund von ihr, wäre so großzügig und hätte es ihr gegeben, doch ich glaube eher das sie es geklaut hat. Aber ihr das unter die Nase zu reiben werde ich nicht. Sie will nur das Beste für mich, und Hygiene ist da sehr wichtig.

Wieder auf den Markt, sollte ich das Gemüse von gestern zurück bringen und dafür daß Geld einfordern, welches ich gezahlt hatte. Meine Mutter sah nämlich nicht ein, so viel Geld für nichts aus zugeben.
Mit einem schlechten Gewissen, lief ich Richtung Gemüse Stand. Schon von weitem sah ich das Gesicht von Misses Köndern, ihr Gesicht war wie ein Spiegelbild. Sobald eine Person die mit einem Lächeln auf sie zu kam, und sie natürlich reines Blut war, lächelte auch Misses Köndern. Doch falls auch nur ein schwarzes Blut in der Nähe wäre, hatte sie schon wieder ihren eiskalten, herzlosen Blick auf den Gesicht. So, als hätte sie keine Gefühle.
Was man bei ihr manchmal auch glauben könnte, ihr Mann tat mir zugebener Weise manchmal leid, selbst wenn er eine reines Blut war.

Mit selbstbewussten Schritten, lief ich auf sie zu. Auch sie bemerkte mich nun und sah mich mit ihrem eiskalten, undurchdringlichen Blick an. So als könnte sie in meine Seele sehen, doch ich nur ihr äußeres Kaltes 'ich'. Und so langsam fühlte ich mich unter ihren herrscherrischen Blicken unwohl, weswegen auch meine Bein anfingen zu Wackel-Pudding zu werden. Doch ich ermahnte sie streng, das ich jetzt kein Abgang machen durfte, das würde alles ruinieren.

Endlich angekommen, sagte ich mit festerer Stimme, als ich es mir selbst zu getraut hätte:" Ich hätte gerne mein Geld zurück, im Gegentausch zu dem Gemüse welches Sie mir gestern verkauft hatten", als ich dies über die Lippen brachte, wartete ich gespannt auf ihre Antwort.

"Nein", sagte sie eiskalt ohne ihre Miene zu verziehen, die eh einem Strich Männchen Konkurrenz machen könnte. Doch sobald mein Gesicht sich in ein trauriges, zusammen gefallenes Gesicht veränderte, musste sie anfangen böse zu grinsen. Diese hinterhältige Hexe, dachte ich mir und würde ihr an liebsten den Kopf umdrehen, doch einen Chance hätte ich so wieso nicht gegen sie.

The Human Mate | CompleteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt