S E E L E N V E R W A N D T E R

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Ich weiß, dass ich irgendwann jemanden finden werde der zu mir passt. Ob er nun ein Werwolf oder ein Mensch ist, das ist mir gleich. Doch mein Wunsch ist es, einen liebevollen Mann zu bekommen. Jemanden der mich wirklich von ganzen Herzen liebt und sich um mich sorgt.

Meine Mutter rief mich, ich sollte heute zum Markt gehen, weil wir zu wenig Essen daheim hatten. Also lief ich wiederwillig zum Markt, wo ich wie jeden Tag viele Gesichter sah. Manche bekannt und manche unbekannt.

Ich lief zu meinem Lieblingsstand hier, es war der Süßigkeiten Laden. Herr Müller, so hieß der Besitzer, war schon immer nett zu mir und auch wenn ich mir nichts leisten konnte, gab er mir manchmal etwas so mit. Er war reines Wolfblut und hatte somit einen höheren Rang als ich, aber trotzdem war er immer höflich und hatte mich nie verachtet. Deswegen schätzte ich seine Aufmerksamkeit besonders.

Auch heute war ich nur zum Stöbern da und sah mich um. Ich bemerkte einen Lolly, aber nein nicht irgendein Lolly, sondern den Lolly. Ab diesem Moment wusste ich wer mein Seelenverwandter war. Er war es, er war es schon immer gewesen. Er hatte nur darauf gewartet von mir gefunden zu werden.

Plötzlich fuchtelte ein Hand stark vor meinem Gesicht rum, und damit war mein schöner Traum leider zu Ende. Doch sobald ich diesen Lolly erblickte wusste ich es, es war kein Traum, mein Seelenverwandter war endlich da.
"Ally? Geht es dir gut?", fragte Herr Müller mich, und ich bejahte einfach nur. Besorgt ließ er mich los und ging zu seinen nächsten Kunden, die schon auf ihn warteten.

Ich hatte leider nicht genügend Geld dabei und ehrlich gesagt schämte ich mich auch, wenn ich Herrn Müller jetzt fragen würde, ob er mir den Lolli schenkt. Deswegen ging ich leicht bedrückt aus dem Laden raus und rein zu dem Gemüse-Stand.
Auch hier kannte man mich, doch leider nicht weil ich beliebt war sondern, weil ich ein "schwarz Blut" war. Misses Köndern hasste mich mehr als die Pest. Es war grauenvoll, sie gab mir nur ihre vergammelten Gemüse-Sorten und verlangte dafür den doppelten Preis. Doch dagegen konnte ich ja nichts tun, schließlich war ich nur ein Schwarz Blut.

Mit fast vergammelten Tomaten, verschimmelten Karotten und zermatschen Gurken, lief ich wieder aus dem Laden raus. Meine Laune war demnach auch nicht die Beste, doch mit der Zeit hatte ich mich damit abgefunden.

Ich lief also mit einer schlechten Laune nach Hause, nur um meine Mutter zu enttäuschen, wieder einmal. Sie wollte immer nur das Beste für mich, hoffte das ich Freunde finden würde und stand immer hinter mir. Doch sie wusste nicht, wie schlimm das Leben wirklich für mich war. Sie kam nie wirklich aus dem Haus raus, da sie eine angeborene Krankheit hatte. An sich nicht schlimm, doch sie war manchmal nicht fähig Herr über ihre Sinne zu sein. So musste ich quasi ihre Aufgaben übernehmen, doch mir machte es nichts aus da sie immer so gut und nett zu mir war. Vielleicht sehen das viele als Selbstverständlich, doch ich finde man sollte die Liebe, die einem gegeben wird, egal von wem, wertschätzen. Ich tat es für sie und das reichte mir. Ich machte sie somit nur glücklich.

Traurig blickte meine Mutter mich an, als sie erkannte, dass das Gemüse zermatscht und teils vergammelt war. Dass schlimmste daran war jedoch, dass dabei noch so viel Geld drauf gegangen war.

Die Ernte ist für jeden hart, doch nur wenn man genug Ernte hat, welche auch ansehlich zu beäugen war, bekam man vom König einen guten Lohn. Jeden Sommer wird die Ernte zum König gebracht und ihm vorgelegt, ist er zufrieden bekommt man einen mächtigen Lohn von manchmal 20 Talern, doch wenn man Pech hat sind es maximal 5 Taler. Jeder versucht also, sich so gut wie möglich um die bevor stehende Ernte zu kümmern und sie in besten händen zu wissen, doch das Glück und Schicksal allein bestimmt die Richtung.

Meine Mutter war traurig, was demnach auch mich traurig stimmte. Ich konnte ihren Blick nicht ertragen, geschweige den standhalten. Ich sah sie mit einem letzten entschuldigen und verzweifelten Blick an, bevor ich in mein Zimmer rannte, mich dort einschloss und niemanden für den heutigen Tag an mich ranlies.

Der nächste morgen begann zäh, da es heute sehr kalt war. Mit klappernden Zähnen, schob ich die Decke von mir, und lief dann mit tapsenden Schritten ins Bad. In dem kleinen Raum, welcher eher an eine Abstellkammer errinerte, war eine Wanne, ein Eimer und eine Putzbürste. Meine eben mitgenommene Arbeitskleidung, welche mehr einem Fetzen Stoff ähnelte, legte ich auf dem Boden ab.

Ich nahm mir den Eimer und lief aus dem haus raus. Mit nur einem Nachthemd bekleidet lief ich zum Fluss in der Nähe, dort füllte ich den Eimer bis oben hin auf und ging dann schnell wieder, darauf bedacht, dass das wasser nicht überschwappte, zurück.

In der kleinen Hütte angekommen klopfte ich mir meine Schuhe an einer rauen Matte ab und ging dann nach oben ins Badezimmer. Schnell setzte ich mich in die kalte Wanne und goss dann das Wasser über mich. Eiskalt strömte es meinen Körper entlang, weswegen ich eine Weile einfach nur zitternd da saß und darauf hoffte, dass es angenehmer werden würde, doch da das Wasser, wie schon zu erwarten nicht wärmer wurde, nahm ich mir einfach die Bürste und schrubbte so meinen Körper ab.

Als ich endlich fertig war und der so ziemlich grobe Dreck weg war, stieg ich aus der Wanne und nahm mir ein altes, zerfledertes Handtuch. Ich trocknete mich damit ab und hing es dann wieder auf. Danach schlüpfte ich in meine Arbeitskluft und lief dann in mein Zimmer.

Der Tag verlief wieder morgen schon, zäh. Ich hatte meine Aufgaben schon längst erledigt und nun blieb mir viel zeit für alles andere, doch es erschien mir alles als langweilig. Einerseits war ich froh, dass ich nicht so vielzu tun hatte heute, doch anderseits war ich es so gewöhnt viele Aufgaben zu erledigen, dass es mir falsch vorkam einfach nichts zu tun.

Abends legte ich mich ins Bett, doch da ich noch zu viel Energie hatte, konnte ich nur sehr schlecht einschlafen. Es vergingen Minuten bis fast schon Stunden, in denen ich meinen Gedanken nachgehangen bin, bis mich die müdigkeit dann doch noch irgendwann packte und ich einschlief.

The Human Mate | CompleteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt