Brians Sicht:
Dumpf kam meine Faust auf der Puppe auf. Es war nicht die Wut darüber, dass nun eine Seelenlose bei uns lebte, sondern viel mehr die Erinnerungen und der Hass, die erneut in mir entstanden, welche mich auf die Puppe wie wild einschlagen ließen. Die Technik, mit der ich Hände und Füße platzierte, war mir egal. Ich wollte einfach dieses bebende Gefühl in meinem Magen, welches mich zum Zittern brachte, verstummen lassen. Doch es war hartnäckig wie eine Klette. Es wollte nicht loslassen. Ich wollte es nicht loslassen.
Als meine Hände mit Beben anfingen, ließ ich von der Puppe ab und sank auf den Boden nieder. Ich presste meine Hände einander, um das Zittern zu unterbinden. Ich musste stark bleiben. Doch ich scheiterte.
Dieses Mädchen brachte alles zum Schwanken, was ich in den letzten Jahren versucht hatte zu stabilisieren. Es waren Gedanken und Gefühle, die wieder in mir hinaufstiegen und Bilder entstehen ließen. Bilder an vergangene Tage, in denen geliebte aufgrund meines Fehlers starben. Ich musste ihnen zuschauen, sah in ihre Augen, bis zur letzten Sekunde.
Die Seelenlosen hatten eine Welt zerstört. Meine Welt. Dafür hatten sie nicht mal mehr als ein paar Minuten gebraucht. Doch das Schlimmste ist, dass sie bei ihrer Tat nichts empfunden haben und dieser eine Tag für sie wie jeder andere war.Dennoch konnte ich nicht zulassen, das Alec das Mädchen ermordete. Auch wenn sie keine Informationen für uns hatte, war ich ihr einen Gefallen schuldig. Sie hatte Darian zur Flucht geholfen und damit sein Überleben gesichert.
Er stand hinter ihr, auch wenn ich keinen Grund dafür sah. Sie war nicht anders als die anderen. Gefühlslos, vom System überzeugt und vollkommen verblendet. Und doch gab es etwas, was ihn zu faszinieren schien.
Vielleicht war es ihr Äußeres, denn ohne Frage ist sie ein schönes Mädchen. Doch die grauen Augen zerstörten alles. Gnadenlos zerrissen sie das Bild.„Brian."
Ihre Stimme hob meine Stimmung sofort an, auch wenn es sie nicht rettete. Manisha war die Halbschwester von Darian und gehörte somit mit zu meiner Familie, auch wenn sie niemals denselben Stellenwert wie Darian hatte. Wir beiden kannten uns noch nicht so lange, denn Darian und sie waren zu unterschiedlichen Zeiten gekommen. Zudem war sie sehr schüchtern und sprach nur, wenn es notwendig war. Wir beide hatten niemals über unsere Vergangenheit gesprochen, dennoch hörten wir einander zu.Sie ließ sich neben mich nieder. Zwischen ihre Finger nahm sie einer ihrer braunen Locken und wickelte diese immer wieder ein.
„Schlechte Gedanken?", fragte sie und ließ von ihren Haaren ab. Dafür blickte sie mich aus ihren braunen, schmalen Augen an.
Sie war äußerst attraktiv, doch sie war Darians große Schwester und somit ein Tabu Thema.
„Leider", antwortete ich ihr kurz angebunden und winkelte die Beine an.
„Es liegt an dem neuen Mädchen, nicht wahr?"Ich nickte kurz, bevor ich mich zu ihr drehte.
„Sie bringt so viele böse Erinnerungen an die Vergangenheit zurück, die mich zu erdrücken scheinen."
Ich stockte und holte Luft. Die Sache schien mir nicht so einfach wie ich sie mir vorgestellt hatte.
„Unterdrücke es nicht, Brian. Es wird niemals aufhören wehzutun, aber es wird besser."
Sie richtete sich auf und lächelte mir schüchtern zu, bevor sie verschwand. Manisha hatte recht. Ich würde mich nicht mehr den Gedanken aussetzen, denn es war an der Zeit, sich Wichtigeren zu widmen.
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Cold Hearts | ✔
Khoa học viễn tưởng"Die das Dunkel nicht fühlen, werden sich nie nach dem Licht umsehen" ~Henry Thomas Buckle Eine Stadt, welche perfekt ist, eine Menschheit, die perfekt ist. Eine, die keine Gefühle besitzt. Das ist Vitroum, die Stadt aus Glas. In ihr Leben Menschen...