29. "Er benutzt dich"

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Stumm beobachtete ich Brian und Zoé. Immer wieder wurde meine Brust von einem Stechen erfasst. Die letzten Tage hatte ich Brian nicht mehr zu Gesicht bekommen. Er hing bei Zoé. Ich wusste, dass sie den Angriff planten, dennoch ließ das Stechen nicht nach.

Missbilligend beobachtete ich die beiden, wie sie über einen durchaus schlechten Witz lachen mussten.
„Wir sollten uns wieder konzentrieren", warf ich ein und deutete auf die Karte vor ihnen. Tiara nickte mir zu.
Brian blickte mich fragend an, bevor er sich der Karte zuwandte.
„Uns bleibt nur der Weg über die Mauer", stellte Zoé fest, was wir bereits seit dem Anfang wussten.
„Und wie genau stellst du dir vor, darüber zu kommen?"

Meine Stimme klang patzig, doch nicht zu Unrecht. Sie hatte keine Ahnung und konnte sich das nicht eingestehen.
„Wenn du es besser weißt, dann mach doch Vorschläge!"
Achselzuckend blickte sie mich an. Die grünen Augen blitzten nur vor Spot. Sie wollte mich lächerlich machen, doch da konnte sie lange warten.
„Ihr kommt da nicht drüber. Einen Angriff zu versuchen wird scheitern."
Brians Blick traf mich. Leicht verärgert schüttelte er den Kopf.
„Ich sagte ja, du hast keine besseren Ideen!"
Überlegen grinste sie kurz auf.

Genervt richtete ich mich auf und blieb kurz vor ihr stehen.
„Ich will keine Ideen liefern für diesen Plan, der bereits jetzt zum Scheitern verurteilt ist. Ich bin in Vitroum groß geworden und habe gesehen, wie Menschen kläglich scheiterten. Die Mauern sind unüberwindbar und ihr werdet in den Tod laufen, wenn ihr es versucht. Aber wenn du als Anführerin deine eigene Gruppe in den Tod führen willst, dann tu es. Ich habe euch genug gewarnt!"

Wütend stützte ich mich vom Tisch ab.
„Gwen!", rief Ash mir hinterher, doch ich rauschte bereits hinaus. Krachend fiel die Tür ins Schloss.
Aufgebracht stapfte ich durch den Matsch, zu meinem Trainingsplatz. Ich packte meine Handschuhe und zog sie über.
Mit voller Wucht traf meine Faust, den selbst ausgestopften Sack. Immer wieder schlug ich auf ihn ein.
Brian und Zoés Gesichter tauchten vor mir auf. Ich konnte sie nicht sehen. Nicht heute.

Mit meinem Bein traf ich den Sack und schlug mit meiner Faust hinterher. Meine Technik war mir egal, ich wollte nur die angestaute Wut hinauslassen.
„Sich über die beiden aufzuregen, ist ziemlich sinnlos."
Schnell drehte ich mich um. Ash hob beschwichtigend die Arme. Langsam zog ich meine Handschuhe aus und legte sie beiseite. Währenddessen ließ Ash sich auf eine der Baumstämme nieder. Seufzend blickte er mich an.

„Sie ist ziemlich nervenaufreibend."
Er lachte und nickte.
„Allerdings. Aber lass dich nicht so sehr von den beiden Ärgern. Sie wollen nur das Beste für uns alle."
Ich lachte. Wenn sie das Beste wollen würden, würden sie auf mich hören. Ich wusste vieles nicht, aber das dies eine Todesaktion ist, da war ich mir sogar sehr sicher.

„Mach dir nicht so viele Sorgen, Gwen. Brian liebt dich und nicht mal eine grünäugige, abgehobene Blondine schafft es, ihn dir wegzunehmen und was die Planung zum Angriff angeht, sie hören auf dich, auch wenn du es nicht glaubst."
Grinsend umarmte ich Ash. Er wusste, was er sagen musste, um mich aufzumuntern. Es tat gut zu wissen, dass es jemanden gab, der an mich glaubte.
„Danke, Ash."
„Keine Ursache", lächelte er mich an. „Hast du Lust zu trainieren?"

~

Ashton hatte ich definitiv unterschätzt. Er hatte mir einen unangenehmen Muskelkater versetzt und einen blauen Fleck oberhalb der Hüfte.
Schmerzhaft rollte ich mich aus dem Bett.

Am liebsten würde ich liegen bleiben und schlafen, bis die Schmerzen nachlassen, doch dazu war keine Zeit. Selbst wenn würde mich spätestens Tiara aus dem Bett holen, um mir von ihr und Megan zu erzählen. Obwohl das bereits alle wussten.

Seufzend streifte ich mir meine Klamotten über und verließ die Hütte. Vorerst wollte ich zu Brian. Ich hatte es satt, ihn nur noch ein paar Minuten am Tag zu sehen und ich wollte mich für mein übles Verhalten des Vortages entschuldigen. Ash hatte mir klargemacht, dass man sich über Zoé nicht aufregen musste. Soweit er wusste, warf sie sich öfters Typen an den Hals und gab den Ton vor.
Ich hatte mir vorgenommen sie zu ignorieren, bis sie wieder gingen.

Cold Hearts | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt