18. "Ich habe Angst"

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„Wach auf!"
Eine Stimme riss mich aus dem Schlaf.
Als ich die Augen öffnete, spürte ich leichte Sonnenstrahlen auf meiner Haut. Es war länger her, dass ich lange schlafen konnte.
„Steh auf!"

Tiaras Gesicht erschien vor meinen Augen. Ihre Haare waren wild zusammengebunden und ihr markanter roter Lippenstift fehlte.
Eilig fuhr ich mir über das Gesicht und richtete mich auf.
„Was ist los?"
„Brian kämpft mit Alec!"
Langsam kam mein Gehirn in Schwung.
„Ein Duell?"
„Das Duell."
Ich erinnerte mich an das Gespräch mit Darian, Manisha und Tiara. Es war nicht irgendein Duell. Es war ein Duell auf Leben und Tod. Es war ein Duell, welches darüber entschied, wer den Rang gewinnen würde.
„Das ist Wahnsinn."
Sie nickte eilig. Damals waren Darian und sie dagegen gewesen, doch es war klar, dass Brian nicht auf sie hören würde.

Ich richtete mich auf und zog mir meine Jacke über.
Während ich Tiara hinterherrannte, schossen immer wieder meine Gedanken von damals durch meinen Kopf. Ich wollte nicht, das Brian bei seinem Kampf ums Leben kam, doch es war meine Chance, Alec loszuwerden und zu entkommen.
Doch nun, nach all der Zeit, in der ich mir zwar immer noch nicht über alles klar geworden bin, will ich das nicht mehr.
Etwas in mir, tief in mir will nicht, dass Brian sich auf Leben und Tod duelliert oder stirbt.

Tiara und ich platzten in die Halle, doch es war bereits zu spät.
Dabei war es allein meine Schuld. Ich hatte ihn bei dem Gedanken unterstützt, gegen Alec zu kämpfen.
Tiara hielt mich mit einem Arm zurück. Es hatten sich um die Kämpfenden herum Rebellen gesammelt.
Ich suchte Darian und fand ihn neben Manisha. Er hatte seine Arme verschränkt und die Augenbrauen zusammengezogen. Die kleinen Kratzer vom Vortag waren notdürftig versorgt.

„Was ist, wenn beide sterben?", fragte ich Tiara und schaute wieder zu dem Kampf.
Brians Faust traf Alec, welcher lachend auf die Knie ging.
„Unwahrscheinlich. Aber wenn das passiert, dann haben wir ein noch größeres Problem."
„Dieser Widerstand würde zerbrechen."

Ashton erschien hinter uns.
„Wieso habt ihr ihn nicht aufgehalten?"
Ashton lachte kurz. „Versuch Brian erst einmal zu stoppen."
Alec richtete sich mit blutender Lippe auf. Doch sein Grinsen verging ihm immer noch nicht. Wie sehr wollte ich, dass es verschwindet.
Alec wollte ausholen, doch Brian konnte seinen Arm packen, umdrehen und Alec zu Knie ringen.
„Bitte gib auf."
Alec lachte, während Blut seine Lippe hinunterlief.
„Niemals."
Er war wahnsinnig.

Auf einmal holte Alec mit seinem Ellenbogen aus und traf Brian im Bauch. Laut stöhnte er und ließ Alec los. Dieser drehte ich augenblicklich um und wollte Brian beiseite stoßen.
Rechtzeitig rollte er sich weg. Mit seinem Fuß traf er Alec, welcher zu Boden fällt.
„Es ist vorbei!"
„Du wirst es nie zu etwas bringen. Du konntest nicht einmal deine Familie retten!", schrie Alec.
Blitzartig traf Brians Faust Alecs Gesicht.
Scharf zog ich die Luft ein.
„Das muss jemand stoppen!"

Ashton hielt mich am Arm fest, als ich nur einen Schritt auf die kämpfenden zugehen wollte.
Jäh schlang Alec seine Beine um Brian seine und rang diesen zu Boden. Krachend fiel Brian und stieß mit seinen Ellenbogen auf die Matte. Sein Gesicht verzog sich.

Ich versuchte Blickkontakt zu ihm zu gewinnen, doch er schaute zu Darian. Rasch zog Alec Brian hoch und platzierte seine Faust in seinem Gesicht. Erneut sank Brian zu Boden. Kurz schloss er seine Augen.
Mein Herz klopfte wild und schlug schmerzhaft gegen meine Brust.
Auf einmal rollte er sich beiseite und richtete sich auf. Alec drehte sich reflexartig um, doch schaffte er es nicht, Brians Schlag zu parieren.
Er ging krachend zu Boden.
Mein Herz setzte einen Moment aus, doch beruhigte es sich, als Alec liegen blieb. Brians fuhr sich mit seinem Ärmel über das Gesicht, doch verschmierte nur das Blut, welches aus seiner Nase und Lippe lief.

„Ich werde ihn nicht umbringen, auch wenn ich dafür die Regeln brechen muss."
Brian drehte sich einmal zu jeden Rebellen, um ihre Einverständnisse abzuwarten.

Doch plötzlich sah ich etwas aufblitzen.
„Brian!", schrie ich aus vollem Halse. Ich wollte zu Brian rennen.
„Gwendolyn!", rief Tiara hinter mir und hielt mich fest.
Brians Blick traf meinen, doch ehe er verstand, versenkte sich Alecs Messer oberhalb seiner Hüfte.
Keuchend ging er zu Boden. Blut füllte sein Shirt.
Stoßweise ging mein Atmen. Schweiß brach auf meinen Händen aus. Es war genau das geschehen, was nicht hätte passieren dürfen.

„Ihr müsst doch was tun!", flehte ich, doch Tiara hielt mich weiterhin fest. „Das ist verrückt."
„Weißt du Brian, du warst mein Bruder. Aber allein, dass du mich zu diesem Duell herausgefordert hast, zeigt mir, dass du mein Vertrauen nie geschätzt hast."
Brian stöhnte.
Alec grinste.
Meine Beine fingen an weich zu werden.
„Ich habe-", langsam legte er seine Finger um die Klinge.
„Was tut er da?", presste ich hervor. Er durfte das Messer nicht entfernen. Auf keinen Fall.
„Uns geschätzt", flüsterte er.
Auf einmal zog er das Messer aus seinem Bauch. Mit letzter Kraft versenkte er es in Alec.
Bevor Alec zu Boden gehen konnte, rannten Manisha und Darian zu Brian.
Darian zog ihn in seine Arme, während Manisha ein Stofftuch, auf die Wunden drückte. Wasser lief ihr die Wangen entlang.
Ich riss mich aus Tiaras Armen los und stürzte zu den beiden.

„Alec", wisperte Brian. Seine Augen schlossen sich immer wieder.
Eilig blickte ich zwischen Alec und Brian umher.
„Ich mache das", flüsterte mir Manisha zu.
Dankend nickte ich ihr zu und kniete mich zu Alec.
„Lass deine Finger von mir", stöhnte er.
„Ich helfe dir nur, weil es Brian will."
„Du weißt, dass ich Tod bin."
Seine Stimme war rauchig und schwach.

Ich zog meine Jacke aus und platzierte sie um das Messer herum.
„Ich glaube Brian, dass du kein schlechter Mensch bist. Was auch immer dir die Seelenlosen angetan haben, es tut mir leid."
Er grinste. „Das glaubst du?", wisperte er.
„Er wollte nie das du sterben musst. Lass ihn mit der Gewissheit sterben, dass du in Frieden gegangen bist."
Alecs Augen gingen zur Decke. Er stöhnte.
„Weißt du", flüstere er langsam. „Ich glaube nicht an einen Frieden. Aber sag Brian, dass ich mit reinem Herzen gegangen bin, was den Gedanken angeht."

„Danke", flüsterte ich.
Langsam schlossen sich seine Augen.
„Vielleicht sieht man sich wieder", murmelte er.
Sein Kopf fiel zur Seite. Langsam schloss ich seine Augen. Meine Hände zitterten ununterbrochen. Sie waren rot vor Blut.

„Gwen!"
Eine Hand berührte mich an der Schulter. Kurz starrte ich Alec an. Es war seltsam.
„Du kannst hier nichts mehr für ihn tun."
Ashton half mir beim Aufstehen.
„Du solltest das Blut abwaschen."
Seine grauen Augen schauten mich beruhigend an.
„Brian?"
„Manisha hat alles im Griff. Außerdem ist er zäh."
Ich seufzte laut.

Doch, bevor ich gehen konnte, zog mich Ashton in eine Umarmung. Anfangs war es unangenehm, doch ließ es sekundenweise nach.
Es beruhigte mein aufgebrachtes Herz, ließ mich wieder Luft holen.
„Danke, Ashton."

Zusammen liefen wir durch die Gänge zum See hin.
Mit einem Handtuch ließ ich mich am Wasser nieder.
„Es ist meine Schuld, dass sich Brian duelliert hat", murmelte ich, während ich das Blut von meinen Händen wusch.
„Was hast du ihm erzählt?", hackte Ashton nach.
„Das ich Angst vor Alec hab."
Ein kurzes, kleines Lächeln huschte über sein Gesicht. Seine Augen richteten sich auf das blaue Wasser, des kleinen Sees.
„Das hatten wir alle", flüsterte er. „Aber, du hattest Angst?"
Er schaute wieder mich an und schüttelte den Kopf. Nickend richtete ich mich auf und legte das Handtuch beiseite.
„Wenn Herzklopfen und nasse Hände, Angst bedeuten, dann ja."
„Hattest du das bereits öfter?"
„Nicht dieselben Anzeichen, aber ja."
Ashton lächelte. „Danke, Gwendolyn. Danke, danke, danke."

Lächelnd rauschte er aus dem Bad und ließ die Tür ins Schloss fallen. Kopfschüttelnd zog ich meine Klamotten aus und zog mir Neuen über.
Brian.

Cold Hearts | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt