36. "Ruhe in Frieden"

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Keuchend zog ich mich über den Boden, weg von dem Haus. Ein Hämmern dröhnte durch meinen Kopf.
Piepen erfüllte meine Ohren.
Hustend blieb ich liegen und wendete mich auf den Rücken.
Die Sonne blinzelte mich an, als würde sie mich auslachen. Wie dumm wir waren geglaubt zu haben, wir könnten überleben. Es war, als würde die Sonne nur für Vitroum scheinen und niemand würde das ändern können.

"Gwen!"
Verschwommen tauchte ein Gesicht vor mir auf. Seine Lippen lächelten mich an.
"Noel", flüsterte ich und versuchte ihn zu berühren, doch gelang es mir nicht. Meine Hand fuhr durch ihn hindurch.
"Du musst aufstehen!"
Eindringlich brannte sich seine Stimme in meinem Kopf.
"Jetzt."
Als würden mich unsichtbare Hände hochziehen, fuhr ich hoch. Langsam fing mein Blick sich wieder an zu schärfen.

Dichte Rauchwolken stiegen aus dem Stromversorgungsgebäude hinauf. Das Dach, bestehend aus Solarzellen war völlig in sich zusammengebrochen.
"Brian?", stöhnte ich und hustete auf.
Panisch blickte ich mich um. Nirgends konnte ich Brian sehen. Lediglich zwei Soldaten, welche ihre Hände auf die Wunden drückten.
"Brian!", rief ich, doch bekam keine Antwort, weder ein Signal, das er lebte.

Ich drehte mich auf meinen Bauch zurück und versuchte mich aufzurichten. Schwindel und Übelkeit überkam mich.
Doch ich musste aufstehen.
Schwankend lief ich auf die ausgebombte Tür zu. Noch immer zogen dunkle Rauchschwaden aus dem Gebäude. Ich hob meinen Arm vor den Mund und betrat das Gebäude.

"Brian!", schrie ich unter den Stoff meiner Jacke hindurch.
Rauch vernebelte mir die Sicht. Er trieb mir die Tränen in die Augen. Doch ich konnte nicht ohne Brian gehen. Egal ob Lebendig oder Tod.
Erneut rief ich seinen Namen. Rauch zog in meine Lunge. Verzweifelt rang ich nach Luft.
Nächst zu meinen Füßen lag einer der Soldaten, die uns überfallen hatten. Sein Gesicht war von Splittern zerfetzt.
Seine Arme verbrannt. Würgend wand ich meinen Blick ab. Wenn Brian dasselbe Schicksal erfahren ist, könne ich mir das nie verzeihen.
Eilig rannte ich durch den Raum.
"Gwen-"
Ein leises Flüstern ließ mich innehalten. Suchend blickte ich mich um.
"Brian?", rief ich erneut aus.

"Hier-"
Durch die dunklen Rauchschwaden hindurch folgte ich seiner Stimme. Dann konnte ich sein Gesicht sehen. Überstürzt eilte ich zu ihm. Er saß hinter dem Tresen.
Vor ihm ließ ich mich nieder.
Sein Kinn hatte eine Brandstelle. Über die rechte Wange zog sich ein Kratzer. In seinem Oberschenkel steckte ein Splitter. Dennoch sah er immer noch besser aus als der verbrannte Soldat.
"Mir geht es gut", stieß er hustend aus.
"Du musst hier raus! Wo ist das Funkgerät?"
Langsam öffnete er seine Hand. Dankbar nahm ich es entgegen.
Ein lautes Rauschen ertönte, bis ich Darians Stimme vernahm.
"Was ist los?", rief er in das Funkgerät. Im Hintergrund hörte ich ein lautes Zurren. Die Soldaten waren bereits im Anflug.
"Ich brauche eure Hilfe! Brian ist verletzt."
"Mir geht es gut", flüsterte Brian in das Funkgerät. Wütend funkelte ich ihn an.
Kurze Stille breitete sich am anderen Ende der Leitung aus.

"Wir kommen!"
"Darian!", stieß Brian aus, wurde aber von einem heftigen Husten ergriffen. Ich packte seinen Arm und schwang ihn über meine Schulter.
Schnaubend zog ich Brian hinauf. Er war schwerer als erwartet. Aber mit Erwartungen lag ich meistens sowieso falsch.

Gemeinsam kämpften wir uns bis nach draußen.
"Lass mich runter", flüsterte er.
Kopfschüttelnd versuchte ich ihn weiterzuziehen.
"Wir müssen noch ein Stück weiter. Hier finden uns die Soldaten zu leicht."
Bis hinter das Gebäude der Stromversorgung zog ich Brian, bevor ich ihn niederließ.
Wir hatten keinen Schutz nach vorne, aber nach hinten. Das war alles was ich tun konnte, bis Darian hier war.

Cold Hearts | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt