7. "Für sie sind wir Schachfiguren"

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Brians Sicht:

Mir war von Anfang an klar, es würde nicht leicht werden eine Seelenlose hierher zu bringen. Sie zu integrieren war nie mein Ziel gewesen, doch nun mussten wir es. Sie hatte keinerlei Informationen. Vielleicht sagte sie uns nicht die ganze Wahrheit und es gab einen Weg nach Vitroum herein, doch ich wusste, das Seelenlose unfähig waren zu lügen.
Zudem schuldeten wir der Seelenlosen einen Gefallen, denn sie hatte Darians Leben bewahrt.
Ich hätte mit den Ausschreitungen, die passiert sind, rechnen müssen, doch hatte ich diese ausgeblendet.
Ich könnte den Fehler auf Alec schieben. Dass er es war, der sie in den Saal geschickt hatte, dass er es war, der sie aus dem Zimmer zwang und er es war, der sich am Ende wieder hinaushielt. Er war ein Rätsel.
Doch eigentlich war es meine Schuld, denn ich hatte sie erst hergebracht.
Aber ein anderer Teil meines Körpers fragte sich, warum ich mir die Schuld geben sollte. Sie wurde so behandelt, wie sie andere behandelte und es lag nicht in meiner Verantwortung auf sie aufzupassen.

Doch die letzten Stunden warfen meine Gedanken über den Haufen. Als ich sie in mein Zimmer gebracht hatte, hätte ich niemals damit gerechnet, mit dem, was sie mir sagen würde.
Ich hatte viele Gründe im Kopf, warum sie uns nicht helfen konnte und Darian sie hatte herbringen wollen, doch niemals hätte ich damit gerechnet, dass sie des Hochverrates angeklagt wurde.
Dieser Umstand brachte viele Fragen in mir hinauf.
„Brian."
Alec betrat mein Zimmer und verschränkte die Arme.
„Was willst du?", fragte ich ihn und wand mich ab.
„Langsam solltest du auf deinen Tonfall achten, Brian."

Wut kochte in mir hinauf, doch drückte ich sie herunter. Lange Zeit hatten wir gut miteinander arbeiten können. Wir bestimmten gemeinsam die Vorgänge, doch seit Kurzem spielte sich Alec immer wieder als der größere auf. Mir war immer bewusst, dass er sich irgendwann einmal herauswinden würde aus unserer gemeinsamen Arbeit. Seine Vergangenheit hat seinen Charakter zu jemanden verändert, der mir immer fremder wurde. Wir alle trugen Hass und Wut in uns, aber Alec beherrschten sie.
„Alec, wir machen das hier zusammen."
Ich blickte in seine Augen, die finster waren.
„Natürlich, deswegen bestimmst allein du, was mit der Seelenlosen geschieht."

Belustigt zog ich die Augenbrauen hinauf.
„Ich habe Entscheidungen gegen deinen Willen getroffen, weil das die besten für uns sind."
Er machte einen Schritt auf mich, wobei sein ganzer Körper sich anspannte.
„Und du entscheidest, was das Beste für uns alle ist?"
„Eine Frau zu töten, weil diese keine Information besitzt, ist falsch. Wir haben uns zusammen entschieden, besser zu sein als die Seelenlosen, doch sind wir das noch?"
Alec hielt einen Moment inne, doch dann fuhr er mit dunklerer Stimme fort.
„Lass dich von ihr nicht um den Finger wickeln. Für sie sind wir nur Schachfiguren, die sie richtig platzieren muss, um das Spiel zu gewinnen."
Er wandte sich zur Tür, bevor er nochmals das Wort ergriff.
„Du hattest mal einen anderen Blick auf die Dinge und dieser Blick hat uns weiter gebracht als dein jetziger."

Cold Hearts | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt