Eisig umhüllte mich der Wind. Wie kleine Nadelstiche traf er meine Haut. Kleine Schneeflocken tanzten in der Luft und schmolzen mit den letzten Sonnenstrahlen des Tages dahin.
Denn die Sonne war bereits am Untergehen. Durch sie schimmernde der Schnee wie kleine Kristalle.
Seit mehr als drei Tagen hatte ich Brian nicht mehr gesprochen. Doch es war gut so. Mein Herz, vor allem meine Gefühle brauchten eine Pause.
Es gab noch so viele Dinge, über die ich mir Gedanken machen musste."Gwendolyn", seufzend richtete ich mich auf. Ich hatte gehofft, mir würde niemand folgen. Um meine Gedanken zu sortieren, hatte ich mich weit vom Lager entfernt.
„Ich muss mit dir reden!"
Darians Stimme klang drängend. Ich zog meine Jacke enger um mich und drehte mich zu ihm.
Seine Hände steckten in seiner Hosentasche. Wie immer hatte er seine Pfeile und seinen Bogen dabei.
„Es tut mir leid, dass ich die letzten Tage nicht mit dir geredet habe, aber es ist grade schlecht!", gestand ich ihm.
„Es ist immer schlecht, wenn ich mit dir reden will."
„Darian."
Mal wieder hatte er recht. Ich hatte keine Zeit für ihn und das tat mir leid. Er war derjenige, der immer für mich da gewesen ist. Dank dem ich bin, wo ich jetzt bin.
„Worüber willst du reden?"
Vor mir blieb er stehen.
„Über uns."
Überrascht zog ich die Augenbrauen hinauf.
„Uns?"Darian seufzte. Eilig fuhr er sich durch die Haare.
„Ja uns. Erinnerst du dich an dem Tag, an dem wir uns das erste Mal gesehen haben? Als du mich befreit hast?"
Langsam nickte ich und versuchte herauszufinden, worüber er redete.
„Es war kein Zufall, dass wir uns begegnet sind."
Auf einmal nahm er meine Hand und schloss sie in seine. Doch statt Wärme mein Herz erfüllte, spürte ich Verunsicherung.
„Seit dem Moment, bekomme ich dich nicht mehr aus dem Kopf."
Ich schwieg. Er schwieg.Doch mein Kopf schwieg nicht.
„Ich habe immer an dich geglaubt, dich beschützt und es tut mir weh, wenn ich dich trotzdessen nur mit Brian sehe."
Er wusste es nicht, doch tat er mir genauso weh. Wie er redete, so hatte ich ihn nicht kennengelernt.
„Darian, nur weil du mir geholfen hast, bin ich nicht deins."
„Darum geht es doch gar nicht!"
Ich schüttelte den Kopf und musste kurz lachen.
„Doch genau davon hast du gesprochen!"
Plötzlich presste er seine Lippen auf meine. Sein Arm schlang sich um meine Hüfte und zog mich näher zu sich.
Kälte überzog meine Arme, doch war ich unfähig mich vom ihm fortzubewegen.
Was tat er bloß?
„Dari-"Brians warmen, honigbraunen Augen erschienen vor mir. Seine Nase, die nicht ganz in das perfekte Bild passte und sein Haar, welches immerzu im Weg hing.
Ruckartig stieß ich mich von Darian weg.
„Verdammt, was sollte das?", schrie ich und konnte das stechend, brennende Gefühl nicht mehr unterdrücken.
Er stolperte ein paar Schritte rückwärts.
„Ich wollte-", stammelte er. „Gwen, ich liebe dich."Kopfschüttelnd lief ich rückwärts.
„Ich weiß noch nicht mal, wovon du redest!", stieß ich aus. „Aber wenn ich etwas weiß, dann das ich nicht dasselbe Gefühl fühle."
Sein Blick glitt zu Boden.
„Das warme Gefühl, wenn du die Person siehst, die du gerne hast."
„Da war mal ein warmes Gefühl, aber du hast es in diesem Moment erkalten lassen!", schrie ich zurück.
Doch in diesem Moment wurde mir noch etwas bewusst. Dieses warme Gefühl existierte nur bei einer Person. Das war bei Brian. Darian war mir ein Freund, aber er würde niemals den Stellenwert von Brian haben.
Mit seiner Tat, hat Darian, sogar das zerstört.„Brian wird dich nicht glücklich machen."
Seine Augen trafen die meine. Sie wirkten kälter als sonst.
„Brian ist dein Bruder!", kopfschüttelnd fuhr ich mir durch die Haare. „Verschwinde."
„Gwen!", flehte er.
„Verschwinde!", schrie ich erneut.
„Ich hoffe, irgendwann wirst du dir deinen Fehler bewusst. Aber bis dahin wird es zu spät sein."Fluchend stapfte er davon.
Eine Träne lief meinem Gesicht hinunter.
Doch es war keine Träne der Trauer. Es war eine der Wut, der Enttäuschung.
Ich war wütend, dass er alles kaputtmachen musste, ich war wütend, dass er Brian so in den Rücken fiel und enttäuscht, wie er über uns redete.
Wo war der Darian, den ich kennengelernt hatte?
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Cold Hearts | ✔
Science Fiction"Die das Dunkel nicht fühlen, werden sich nie nach dem Licht umsehen" ~Henry Thomas Buckle Eine Stadt, welche perfekt ist, eine Menschheit, die perfekt ist. Eine, die keine Gefühle besitzt. Das ist Vitroum, die Stadt aus Glas. In ihr Leben Menschen...