32. "Das sieht übel aus"

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Brians Sicht:

Wütend schmetterte ich meine Hand in meinen Spiegel. Knackend zerbrach er. Glas verteilte sich überall in meinem Zimmer. Starr blickte ich auf das zerbrochene Glas.

Genauso sah es auch in meinem Herzen aus.

Zerbrochen.

Zerstört.

Gwen hatte es in tausend Stücke gerissen und dass nur mit einer grässlichen Tat.
Ich hatte es endlich wieder geschafft, einen Menschen nicht nur körperlich, sondern auch psychisch näherzukommen. Ich hätte alles für Gwen getan. Ich hätte alles für sie geopfert. Auch mich selbst.

Alles hätte ich getan, um sie bei mir zu haben. Sie war mein Puls, mein Herz, mein Atmen und mein Leben.
Sie war das Erste, an das ich morgens dachte und der letzte Gedanke, mit dem ich schlafen ging.
Ich wollte mich nie wieder verlieben und mich so sehr in Gefühlen verlieren, doch hatte ich es getan. Es war nicht Rückgängig zu machen

Aber Gwendolyn hatte alles zerstört, als wäre unsere Liebe nichts wert gewesen. Vielleicht liebte sie mich auch gar nicht. Vielleicht war alles nur ein kleines, dreckiges Spiel, um ihren abartigen Deal zu erfüllen.
Ich wusste es nicht und das brachte mich um vor Verzweiflung.
Das Einzige, was ich wusste, war, dass dieser Scherbenhaufen mein Leben perfekt widerspiegelte. Dieses verdammte Leben. Es war unfair.

"Brian!", die entsetzte Stimme von Tiara brachte mich aus der Fassung.
Fassungslos starrte sie auf meine rechte Hand, mit der ich den Spiegel zerbrochen hatte. Blut tropfte zu Boden und mischte sich mit den Scherben, des Spiegels.
Die Knöchel waren aufgeplatzt.
Eilig kam sie auf mich zu und nahm meine blutige Hand in ihre.
"Brian!"

Erneut flüsterte sie ,Tränen nah, meinen Namen, während sie meine Hand betrachtete.
"Tu dir das nicht an!"
Erschöpft stemmte ich mich mit meiner anderen Hand am Waschbecken ab.
Fassungslos schüttelte ich den Kopf.
"Ich kann einfach nicht glauben, dass das alles passiert."
Tröstend tätschelte sie meine Schulter, doch es verschmierte nur das Blut anstatt zu helfen.
"Ich weiß, es tut weh. Es tu verdammt weh und nichts auf der Welt wird das wieder ändern. Doch du solltest dich nicht selbst verlieren. Dafür lieben wir dich zu sehr."

An meiner unverletzten Hand zog sie mich aus dem Zimmer und platzierte mich auf einem Stuhl. Schnell kramte sie aus einer der metallenen Schränke Verbandsmaterial.
"Du musst das nicht versorgen!", gab ich eisern von mir, auch wenn meine Hand schmerzte. Doch ich brauchte den Schmerz. Er zeigte mir, dass ich noch lebte. Dass ich noch fühlen konnte.
"Diskutier gar nicht erst!"
Mitsamt des Verbandes ließ sie sich vor mir nieder. Vorsichtig zog sie mit einer frischen Pinzette, die Glasscherben heraus.

Es tat weniger weh als erwartet. Nach all den Jahren hat man sich an den Schmerz von Wunden gewöhnt. Wir alle hatten uns an sie gewöhnt.
Sachte tupfte sie mit einem feuchten Lappen das Blut von meiner Hand. In Sekunden verfärbte er sich rot.

Gwendolyns Körper erschien vor meinen Augen. Ihre verblasenden Augen, wie sich ihre weiße Kleidung immer mehr rot färbte und Ash meinen Namen schrie, voller Verzweiflung.
Niemals werde ich den Anblick vergessen.

"Brian!"
Die Stimme von Ash zog mich zurück in die Realität, weg von den finsteren Gedanken.
Fragend blickte er auf meine Hand.
"Das sieht übel aus!"
Er zog sich einen Stuhl heran und ließ sich neben mich nieder,
"Wollt ihr mir jetzt irgendwelche Vorträge halten?", entfuhr es mir genervt. Ich wollte aufstehen, doch Ash drückte mich an der Schulter wieder nach unten.
"Ich komme auch gut allein klar!", murmelte ich.
"Das sehe ich."

Tiara schüttelte fassungslos den Kopf.
Langsam tupfte sie erneut mit einem frischen Lappen meine Knöchel ab.
"Lass mich das machen!"
Ash nahm Tiara den Lappen ab und machte an ihrer Stelle weiter. Leise schloss Tiara die Tür hinter sich.
"Gwen-", Ash stockte, als er meine Anspannung bemerkte. "Sie hat mir ein paar Dinge beigebracht."
Er packte den Lappen beiseite und goss den Alkohol über die Hand. Doch nichts wird jemals den Schmerz übertreffen, den sie mir zugefügt hatte.
"Ihr solltet reden, wenn sie aufwacht."
Wütend blickte ich meinen Freund an. Wie konnte er es wagen überhaupt daran zu denken!
Nach allem was sie uns angetan hat, nachdem Darians Schwester, meine Schwester Manisha zurückbleiben musste, mitten im Feindgebiet. Sie war längst Tod, auch wenn es niemand begreifen wollte.
"Wage es nicht Ashton!"
Er warf die letzten Sachen in den Eimer und holte den Verband heraus.
"Den brauche ich nicht!"
Entschlossen richtete ich mich auf und wollte nach draußen. Ich brauchte dringend frische Luft zum Atmen. Einen klaren Kopf zum Denken.

"Brian, du weißt, ich stehe und stand immer als Freund an deiner Seite, aber du solltest mit Gwen reden und sie fragen, warum sie das getan hat!"
Aufgebracht drehte ich mich herum und starrte meinen Freund fassungslos an.
"Nichts auf der ganzen Welt, würde das, was sie getan hat rechtfertigen!"
Ashton schüttelte für einen Moment den Kopf.
"Ja, das wird es nicht. Das wird es niemals. Aber hast du dich auch nur einmal, während deines Selbstmitleides gefragt, was sie zu solchen Taten bewegt hat? Wie es ihr wirklich geht? Nein, das hast du nicht. Nie."
Ashton drückte mir den Verband in die Hand.
"Hast du Manisha gefragt, ob sie da sein will, wo sie nun ist? Nein, weil sie Tod ist!", schrie ich zurück.
"Weißt du wo der Unterschied zwischen Manisha und Gwen ist. Manisha lebt, auch wenn du nicht dran glaubst. Gwen ist vielleicht Tod. Ich hoffe, dass du meine Worte begreifst, bevor es zu spät ist!"
Wütend rauschte er davon.

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