Liebe das Leben und begrüße den Tod wie einen alten Freund

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Ich erwachte in einem kleinen Raum, der nur von Kerzen beleuchtet war, ich lag auf einem Bett, dass sicher schon bessere Tage gesehen hatte. Von irgendwo her vernahm ich Musik und jubelnde Menschen.

,,Saphir! Ihr seid wach! Deo gratiam ago." Elrond saß an meinem Bett und schaute mich erleichtert an. ,,Was ist passiert? Wie lange war ich weg?" fragte ich verwirrt. ,,Ihr seid auf dem Schlachtfeld zusammengebrochen. Wir haben gesiegt. Das ganze ist jetzt zwei Tage her, aber die Feierstimmung hält noch an. Ihr befindet Euch im sogenannten zwinkernden Skeever, ein äußerst abstoßendes Gasthaus, aber wir konnte Euch in dem Zustand nicht nach Rifton bringen. Übrigens hat der Heilige Geist seine Wirkung gezeigt. Nach der Schlacht haben sich sowohl Kaiserliche als auch die anderen Truppen aus Himmelsrand taufen lassen. Nur Euer Freund Vilkas nicht. Rogeg war so überwältigt, dass er gestern beim Abendmahl verkündet hat, er werde hier bleiben und aus der alten Bardenakademie ein Priesterseminar machen. Das sind wunderbarere Neuigkeiten, nicht?" Ich nickte und richtete mich vorsichtig auf.

,,Ich werde sterben, oder?" fragte ich vorsichtig. Elrond antwortete nicht, er sah mich bloß schweigend an und streichelte meine Hand. ,,Elrond, sagt es mir. Ich spüre, dass das Leben meinen Körper verlässt. Ich fürchte mich nicht vor dem Tod, zu gerne nur hätte ich unsere Kinder aufwachsen sehen gewollt." Er räusperte sich und erwiderte leise: ,,Ich denke schon."

Dann nahm er mich in den Arm. Ich vernahm ein leises Schluchzen, weinte Elrond gerade etwa? Ich drückte ihn so fest, wie es meine schwachen Arme zuließen. Ich schloss meine Augen und eine einzelne Träne wanderte meine Wange hinunter.

,,Ich liebe Euch Elrond. Daran wird sich nichts ändern, ob ich lebe oder sterbe." Er drückte mich noch fester. ,,Der Apostel Paulus spricht: Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Ob wir nun leben oder sterben, wir gehören dem Herrn. Wir bleiben verbunden, Saphir, mir wäre es nur lieber, es würde auf dieser Seite sein und nicht auf der anderen."

Elrond tat mir leid. Natürlich wollte ich selbst auch nur ungern sterben, aber für Hinterbliebene war es immer schlimmer, ich kannte diese unglaubliche Leere von Brynjolf. Ich wollte nicht, dass mein Geliebter diesen Schmerz ebenfalls erfahren musste. Vor allem, weil er schon seine erste Frau verloren hatte.

,,Ich bete jeden Tag für Euch, uxor amata. Ich werde mich auf die Suche nach Heilkräutern in der Umgebung machen, vielleicht besteht noch ein Fünkchen Hoffnung." Er löste sich von mir, seine Augen waren rot und leicht geschwollen, er lächelte gebrochen und wollte aufstehen, doch er umarmte mich schnell noch einmal fester und atmete tief ein. ,,Ich will Euren Geruch niemals vergessen" murmelte er und stand dann schweren Herzens auf. ,,Ruht Euch noch ein wenig aus, ich werde jemanden zu Euch hoch schicken, wenn Ihr etwas braucht, werdet Ihr es auch bekommen." Dann verließ er den Raum.

Gedanken rasten wieder durch meinen Kopf. Wie würde es sich anfühlen zu sterben? Würde ich tatsächlich Brynjolf wieder treffen? Gab es wohl noch Hoffnung für mich? Wie sollte ich es den anderen erklären, vor allem Vilkas? Bald fiel ich in einen unruhigen Schlaf.

,,Geht es Euch gut?" hörte ich Vilkas Stimme, als er das Zimmer betrat. Ich richtete mich auf und nickte. Erstaunlicherweise ging es mir deutlich besser. Vilkas setzte sich auf das Bett und streichelte mir durchs Haar.

,,Ihr fehlt mir, wisst Ihr das?" flüsterte er. Ich wusste nicht wieso ich das tat, vermutlich waren es Hormone, aber ich erwiderte: ,,Ihr fehlt mir auch so sehr." Er senkte seinen Kopf und küsste mich. Ich griff in sein Haar und zog ihn weiter zu mir auf das Bett.

,,Vilkas, ich will Euch" flüsterte ich. Er grinste zufrieden und zog mit einem Male sein Hemd aus. Ich fuhr mit meinen Händen über seinen muskulösen Oberkörper und grinste ebenfalls. Er zog vorsichtig an meinem Kleid, bis die Knöpfe sich lösten. Wir küssten uns wieder, während wir uns der restlichen Kleider entledigten.

,,Saphir, ich liebe Euch" keuchte Vilkas. Ich biss mir auf die Lippe und schaute ihn lüstern an. ,,Ihr solltet diese Liebe in Taten ausdrücken" säuselte ich neckisch und zog ihn auf mich.

Ich schreckte hoch. Es dauerte eine Weile, bis ich realisierte, dass es nur ein fiebriger Traum gewesen war, nicht mehr. Vilkas saß an meinem Bett und war eingenickt. Ich schlug ihn mit der flachen Hand auf den Arm und er wachte auf.

,,Was soll das? Warum geistert Ihr nun in meinen Träumen herum?" fragte ich ihn erböst. ,,Was wovon sprecht Ihr?" fragte er verwirrt. ,,Ihr wisst genau was ich meine. Lasst das, ich bin glücklich verheiratet." Irritiert schaute er mich an, doch dann begann er zu grinsen. ,,Ihr hattet einen sehr schönen Traum von mir, nicht wahr." Ich lief rot an und schüttelte vehement den Kopf. ,,Jaja. Ich weiß Bescheid, doch wieso träumen, wenn es auch Realität sein kann. Zumindest wenn es Euch besser geht." ,,Vilkas" begann ich ernst ,,es wird nicht mehr besser. Ich werde sterben."

Das war ein Stimmungskiller vom höchsten Niveau. Sein Grinsen erstarrte und seine blauen Augen blickten mich ungläubig an.

,,Meint Ihr das ernst? Woher wollt Ihr das wissen?" ,,Elrond hat es in einer Vision gesehen, ich hatte ebenfalls eine Vision in der ich bei der Geburt verblutete. Es sieht nicht gut aus für mich" flüsterte ich.

War das richtig gewesen, ihm davon zu erzählen? Auf der anderen Seite wäre es auch falsch gewesen, ihn anzulügen. Auch wenn ich Elrond liebte und mit ihm verheiratet war, hatte ich trotzdem noch Gefühle für Vilkas.

,,Das kann nicht wahr sein!" schrie Vilkas und ging auf die Knie. ,,Das kann doch wirklich nicht wahr sein. Wie kann dieser tolle katholische Gott das zulassen, wie kann irgendwer das zulassen. Bei Mara, wieso? Das ist doch nicht fair! Ihr habt so viel überlebt und sollt jetzt an einem kleinen Elfenbaby sterben? Nein, nein, nein, ich akzeptiere das nicht."

Er schlug die Hände über dem Kopf zusammen und begann zu schluchzen. Es berührte mich, dass anscheinend viele über meinen Tod erschüttert waren, andererseits wollte ich meine Freunde auch nicht leiden sehen.

,,Vilkas, ich weiß doch auch nicht" flüsterte ich leise. Er schüttelte sich. ,,Ich kann nicht zulassen dass Ihr sterbt. Ich werde einen Heiler holen lassen. Es muss eine Lösung geben." Ich lächelte müde und entgegnete: ,,Tut das. Vielleicht habt Ihr recht."

Natürlich wusste ich, dass kein Weg an meinem Tode vorbeiführen würde, aber wenn ich Vilkas alle Hoffnung nahm, würde ihn das vollkommen zerstören. Wie ein kleines Häufchen Elend kniete er da, weinend. Ich hatte ihn nie weinen sehen, nie. Ich kannte ihn seit etwa zehn Jahren und er hatte nie auch nur einen Funken Schwäche gezeigt.

,,Könntet Ihr mir vielleicht etwas Wasser und einen Süßkuchen bringen?" fragte ich um ihn abzulenken. Er raffte sich auf und entgegnete: ,,Ich werde alles tun, Saphir." Er wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und verließ den Raum.

Es war härter als ich dachte. Erst zwei Leute wussten von meinem bevorstehenden Tod, und es fühlte sich schon elendig an. Ich musste Vilkas davon überzeugen, es keinem anderen weiterzusagen, sonst würde die Situation noch deutlich eskalieren.

Ich ließ mich ins Kissen fallen und starrte die Decke an. Wenn ich zumindest Brynjolf wiedersehen dürfte, gäbe es wenigstens eine Sache, auf die ich mich freuen könnte.

Unmögliche Liebe?~Elrond~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt