Was kannst Du sehen am Horizont?

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,,Nun erzählt und endlich was passiert ist!" bettelte Aragorn. Wir saßen an einem langen Tisch unter Deck. Ich hielt die schlafende Tulia im Arm, während Elrond von Maraciel vollgekotzt wurde. Angewidert versuchte er seine Gewänder zu reinigen.

,,Nun gut" begann ich schließlich. ,,Ich war tot. Ich habe meinen Körper verlassen und alles von außen beobachtet. Doch bald darauf wurde ich zurückgeworfen und erwachte in meinem Haus. Ich bin nicht lebendig, aber auch nicht tot." Ich machte eine kurze Pause und blickte ernst in die Runde. ,,Ich bin ein Vampir. Die Krankheit war noch in mir, aus einer anderen Zeit und nun hat sie mich zurückgeholt." ,,Na das klingt ja ganz normal. Könnt Ihr denn noch Alkohol trinken?" fragte Aragorn nachdenklich. ,,Nein, ich kann auch kein normales Essen mehr zu mir nehmen." Bestürzt schaute er mich an, Legolas hielt tröstend seine Hand.

,,Werdet Ihr uns jetzt alle umbringen?" fragte Pippin zögerlich. ,,Nein, auch das nicht. Schon damals habe ich mich größtenteils von Tierblut ernährt, ich hoffe, dass ich das wieder so regeln kann." Frodo stand auf und versteckte sich hinter Gandalf. Vermutlich befürchtete er auch, dass ich sie alle umbringen würde.

,,Saphir meine Liebste, werden wir denn noch weiteren Nachwuchs haben können?" Elrond schaute mich besorgt an. Ich schüttelte den Kopf und blickte glücklich meine kleine Tulia an. ,,Ich erfreue mich erst einmal an unseren Zwillingen." ,,Naja also wenn Ihr uns nicht umbringt" begann Merry ,,würden wir Euch herzlich dazu einladen, die Taufe der Kleinen im Auenland zu feiern. Gandalf wird jetzt sowieso bei Frodo einziehen, da er nicht in die ewigen Landen kann. Wärt Ihr auch damit einverstanden Gandalf?" Gandalf war wohl eingenickt, er reagierte nicht auf Merrys Frage. Frodo zog an seinem Bart und der Zauberer schreckte hoch.

,,Was? Wo bin ich? Was wollt Ihr?" Ich lachte. ,,Merry hat eben gefragt, ob Ihr unsere Kinder im Auenland taufen wollt" erklärte ich. Verwirrt sah Gandalf mich an: ,,Welche Kinder?" Ich schaute Elrond entgeistert an, doch der zuckte nur mit den Schultern. ,,Die, die Elrond und ich gerade auf dem Arm halten" entgegnete ich schließlich. ,,Na gut Tauriel" brummte Gandalf und schloss wieder die Augen.

,,Ich würde gerne Patenonkel sein" mischte Aragorn sich ein. ,,Ich auch" schloss Legolas sich an. Elrond und ich nickten. ,,Niemanden hätte ich lieber als Paten als Euch. Was ist mit Euch Gimli, Ihr wollt nicht?" erwartend sah ich ihn an. Er schüttelte den Kopf. ,,Ich bin nicht getauft. Aber Ich werde natürlich zu der Taufe kommen." ,,Dürfen wir dann Messe dienen?" fragten Merry und Pippin Gandalf begeistert. ,,Natürlich Bilbo" murmelte Gandalf und streichelte Merrys Kopf. Eifersüchtig kam Frodo hervor und setzte sich auf Gandalfs Schoß. Elrond schüttelte verzweifelt den Kopf, ich stand auf.

,,Legolas, Aragorn. Könntet Ihr vielleicht kurz auf Tulia und Maraciel aufpassen? Ich würde gerne noch einmal mit Elrond alleine sein." Seit wir Mittelerde verlassen hatten, hatte ich nur sehr wenig Zweisamkeit mit Elrond gehabt. Nun wollte ich jedoch endlich einmal wieder mit ihm alleine sein. Es gab auch vieles zu besprechen.

,,Natürlich" natürlich die beiden und wir überreichten ihnen die Kinder. Diese Bewegung nahm Maraciel als Anlass, Legolas anzukotzen, der sich aber trotzdem darüber freute. ,,Kommt amatus" sagte ich und ergriff Elronds Hand. Mit einem Ruck zog ich ihn hoch, sodass er fast das Gleichgewicht verlor.

Wir liefen gemeinsam auf das Deck, es regnete schon wieder. Doch Elrond begrüßte das, weil er nun seine schmutzige Kleidung im Regen säubern konnte.

,,Ich bin froh, dass Aragorn und Legolas auf die Zwillinge aufpassen. Gandalf hätte ich die Kinder nicht anvertraut" sagte Elrond bestimmt. Ich nickte. ,,Er hätte sie einfach vergessen, oder sich drauf gesetzt." Elrond seufzte und meinte: ,,Dass wir unseren Weihbischof verloren haben ist wirklich unschön. Natürlich freut es mich, dass Rogeg Eure Heimat missioniert, aber Gandalf soll unsere Pfarrei leiten? Es gibt Gründe warum er nicht mehr gearbeitet hat. Deum mihi." ,,Wir sollten unsere Gedanken nicht daran verschwenden" flüsterte ich und küsste ihn. ,,Ich freue mich so, dass ich für immer mit Euch zusammen sein kann, jetzt wo ich auch unsterblich bin. Außerdem spüre ich so viel Kraft in mir!" Elrond lächelte und strich mir das nasse Haar von der Stirn. ,,Ich bin erst einmal glücklich, dass wir unsere Kinder gemeinsam aufziehen können. Mit Euch eine Familie zu haben, davon habe ich nicht zu träumen gewagt seit meiner Vision." ,,Wisst Ihr? Ich habe auch nicht im Traum daran gedacht, dass wir uns noch einmal lieben könnten, doch nun könnt Ihr mir das Gegenteil beweisen." Elrond grinste und erwiderte: ,,Sed verum est."

Wir küssten uns im Regen. Genau wie noch vor ein paar Monaten in Einsamkeit. Doch dieses Mal war ich stark und musste beinahe an mich halten, Elrond nicht zu verletzen. Wir legten uns auf das nasse Holz und versuchten uns auszuziehen, leider waren unsere Kleider inzwischen so durchnässt, dass wir uns kaum aus ihnen hinausschälen konnten. Allerdings schafften wir es so gerade das Nötigste beiseite zu ziehen um uns dann auf dem Deck zu lieben. Als Elrond fertig war, richteten wir uns wieder auf und wollten zurückgehen, als wir bemerkten das Aragorn vor uns stand.

,,Wie lange seid Ihr schon hier?" fragte Elrond peinlich berührt. ,,Lange genug" entgegnete Aragorn wie hypnotisiert. ,,Ich wollte Euch nur sagen, dass Tulia schreit, ich wollte das hier nicht sehen. Seit Ihr verlobt seid, muss ich jeden Tag trinken um diese schrecklichen Vorstellungen aus meinem Kopf hinauszubekommen und jetzt musste ich es auch noch leibhaftig sehen. Ich brauche jetzt Legolas." Angewidert eilte Aragorn davon.

Beschämt schauten Elrond und ich uns an, dann folgten wir ihm hinein. ,,Wisst Ihr, das ist ganz typisch für Alkoholiker" flüsterte Elrond mir zu. ,,Sie schieben gerne die Schuld auf andere, aber glaubt mir, der hat schon immer so viel getrunken. Ich verstehe nicht, was Arwen an ihm findet."

Ich grinste und lief dann zu Tulia. Elrond und ich legten unsere kleinen in Krippen, die Legolas eigenhändig aus alten Weinfässern gebaut hatte. Davon hatten wir hier ja mehr als genug.

Als wir wieder zurück zu den anderen kehrten, zog Aragorn mich beiseite. ,,Kann ich kurz mit Euch sprechen? Am besten draußen." Ich nickte zustimmend und wir gingen wieder nach draußen, es regnete noch immer heftig, aber unsere Kleider waren ohnehin schon durchnässt, also war das nicht so schlimm.

,,Tut mir leid, dass ich Elrond und Euch gerade so beschämt habe. Natürlich seid Ihr beide definitiv zu scharf aufeinander, aber das ist nicht der wahre Grund für meinen Alkoholismus." Bedrückt schaute er mich an. Er nahm meine Hände und fuhr fort: ,,Wisst Ihr? Ich liebe Arwen, sehr sogar. Das einzige Problem ist, dass ich Legolas auch liebe. Seit der Ringgemeinschaft sind wir uns nähergekommen. Ich bin nicht schwul, ich meine Legolas sieht doch sowieso aus wie ein hübsches Mädchen. Das was ihn und mich verbindet ist so stark. Ich kann es nicht unterdrücken. Elrond würde mich köpfen, wenn er es erfahren würde. Ich wäre ihm nicht katholisch genug, er würde mir seine Gunst entziehen." Naja, Elrond schien ohnehin nicht besonders viel Gunst für seinen Schwiegersohn übrig zu haben. Dass Legolas und Aragorn sich liebten konnte aber sogar ein Blinder mit Krückstock sehen. ,,Sprecht doch einmal mit Arwen, vielleicht ist sie bereit, eine offene Beziehung einzugehen." Schlug ich tröstend vor. ,,Was bedeutet das?" ,,In Himmelsrand machen wir das alle so. Zumindest viele. Man liebt mehrere Menschen, also bezieht man sie mit ein. Vielleicht würdet Ihr Legolas mit Arwen teilen müssen, aber wenn das für beide in Ordnung wäre, dürfte Eurem Glück nichts mehr im Wege stehen." Aragorn lächelte dankbar. ,,Ich werde es versuchen, habt Dank Saphir." Er umarmte mich freudig und lief dann zurück zu seinem Liebsten.

Mittelerde, dachte ich mir, was für ein seltsamer Ort.

Unmögliche Liebe?~Elrond~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt