Als ich wieder wach wurde, spürte ich, dass ich auf etwas weichem lag. Ich blinzelte ein paar Male und stellte fest, dass ich mich in meinem Haus befand. Ein besorgter Vilkas saß neben mir auf dem Bett.
,,Dankt den Göttern, Saphir, Ihr seid wach. Geht es Euch gut?" Benommen richtete ich mich auf und nickte. ,,Ich habe die anderen weggeschickt, damit Ihr in aller Ruhe wieder zu Kräften kommen könnt. Und ich wollte Euch sagen, dass es mir leid tut, Euch zu dieser Reise gedrängt zu haben. Eure Schwangerschaft macht Euch körperlich wohl sehr zu schaffen, und ich will auch nicht riskieren, dass Ihr Eure erste und einzige Chance auf Nachwuchs verliert." Wütend packte ich seinen Arm und fauchte: ,,Vilkas, Ihr kennt mich inzwischen gut genug, um zu wissen, dass trotz meiner süßen Elfenohren noch immer eine halbe Nord in mir steckt. Und eine Nord würde eher sterben, als sich dem Kampfe zu entziehen."Ein Lächeln bildete sich auf seinem sonst so ernsten Gesicht.
,,Wenn das so ist. Wir wollen in einer Stunde aufbrechen. Eben kam ein Bote mit der Nachricht zu mir, dass die Thalmor versuchen Weißlauf einzunehmen. Sie beginnen bereits mit der Belagerung. Wenn wir noch heute aufbrechen und über den Westpass durch das zerstörte Helgen reiten, schaffen wir es morgen da zu sein. Lasst uns diese widerlichen Hochelfen dahin vertreiben, wo sie hingehören!" Ich nickte bestimmt und ließ seinen Arm los. ,,Und noch etwas. Ich habe mich ein wenig in Eurem Haus umgesehen, im Keller befindet sich eine versteckte Truhe hinter einer falschen Schrankwand. Ich hab sie hervorgeholt, sie steht unten. Wollt Ihr einen Blick hineinwerfen?" meinte Vilkas aufgeregt. Ich nickte fragend und wir liefen beide hinunter.
Tatsächlich stand dort, wo ich gestern noch Brynjolf erblickt hatte, nun eine große braune Kiste. ,,Nun los, öffnet sie!" ermutigte Vilkas mich.
Ich schluckte, was war dort bloß drin? Doch hoffentlich nicht Brynjolfs Gebeine. Ich kniete mich auf den harten Boden und hob langsam den Deckel an.
Erleichtert atmete ich auf, als ich zwei schwarze Harnische erblickte. Ein engerer mit betonter Brust und ein breiterer. ,,Brynjolf und ich waren Nachtigallen" murmelte ich. Vilkas nickte heftig. ,,Deswegen habt Ihr Euch für ihn entschieden. Ihr wusstet, dass Ihr ihn nach dem Tod nie wieder sehen würdet, wenn er allein seine Seele an Nocturnal verspräche und das Dämmergrab als Geist bewachen müsste."
Langsam kehrten auch diese Erinnerungen in meinen Kopf zurück. Mercers Verrat an der Gilde, Karliahs Erscheinen, Brynjolfs Bitte. ,,Aber Vilkas! Ich sehe Bryn überall. Er spricht mit mir. Wie kann das sein? Eigentlich müsste er doch Nocturnal dienen!" ,,Also hatte ich recht mit meiner Vermutung. Vorhin hattet Ihr mit Brynjolf gesprochen, nicht wahr? Nun gut Saphir, ich weiß nicht, wieso er hier ist. Ich bin kein Meister der Arkanen Künste, und selbst die könnten uns hier wahrscheinlich nicht weiterhelfen. Ich weiß nicht, ob es Regeln für Geister gibt." Ich zuckte mir den Schultern und strich nachdenklich über Brynjolfs Harnisch.
Ich erinnerte mich daran, wie wir sie zum ersten Mal trugen. Ich hatte Karliah gebeten, Brynjolf nichts davon zusagen, dass es sich bei der dritten Nachtigall um mich handelte. Nach den Gelübden war er zu mir gelaufen und hatte mir vorsichtig den Helm abgesetzt. Er hatte schon vermutet gehabt, dass ich es war. Dann hatte er sich den eigenen schnell vom Kopf gerissen und mich fest an sich gezogen und geküsst. Es war so unglaublich schön gewesen.
,,Unter dem Harnisch findet Ihr auch den Helm und die Beinschützer" unterbrach Vilkas meine Gedanken. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich in Tränen ausgebrochen war.
,,Danke" flüsterte ich. Besorgt zog Vilkas mich hoch und nahm mich fest in den Arm. ,,Alles wird gut meine Liebste. Der Schmerz wird nicht ewig anhalten." Dann löste er sich von mir und drückte meine Hände fest. ,,Und was Euer Kind angeht, ich werde keine Sekunde von Eurer Seite weichen. Wenn Euch jemand zu Nahe kommt, zerfleische ich ihn mit meinen Klauen. Und wenn die Gefahr zu groß ist, werde ich Euch jeder Zeit vom Schlachtfeld tragen und in Sicherheit bringen. Dieses Kind wird leben, bei den Göttern!" sagte er bestimmt und seine eisblauen Augen starrten mich entschieden an. ,,Danke Vilkas. Ich bin Euch so viel schuldig" erwiderte ich.
Ich konnte gut verstehen, warum ich mich in meiner Vergangenheit so in diesen Mann verliebt hatte. In ihm loderte ein Feuer, so wild, er würde alles tun, um das Leben derer zu schützen, die in seinem Herzen einen Platz hatten.
,,Und Ihr werdet auf mir reiten" fügte Vilkas schelmisch hinzu. Ich sah ihn fragend an. Doch dann verstand ich was er meinte und grinste. ,,Natürlich. Wir sind ein gutes Team" antwortete ich und drückte seine Hand.
Wir sahen uns entschlossen in die Augen. Ich würde in diesen Kampf gehen, ich würde ihn überleben. Und wir würden siegen. Dann könnte ich irgendwann bald zu Elrond zurückkehren und wir würden zusammen unseren Nachwuchs aufziehen. Ein Traum, der noch in weiter Ferne strahlte.
Vilkas Miene wurde wieder etwas weicher, blitzschnell näherte er sich mir und küsste mich. Ich erwiderte zunächst seinen Kuss, doch dann drückte ich ihn von mir.
,,Vilkas. Ihr wisst, ich mag Euch, aber ich bin verheiratet" sagte ich überwältigt und schockiert von meinem eigenen Verhalten.
Traurig blickte Vilkas mich an. Ich strich ihm über die Wange und küsste ihn noch einmal kurz. Meine Hormone mussten wohl mit mir durchgehen, oder ich vermisste Elrond zu sehr. Solange ich Vilkas nicht vergewaltigte war ja noch alles in Ordnung.
,,Saphir. Ich liebe Euch. Ich werde Euch mit meinem Leben verteidigen, egal ob ihr mit einem schwuchteligen Hochelfen verheiratet, eine Verbrecherin oder ein Vampir seid. Ihr wisst das." Ich nickte betrübt. ,,Es tut mir leid Vilkas" flüsterte ich und umarmte ihn fest. ,,Es muss Euch nicht leidtun, mir tut es leid." Er strich mir durch das Haar und küsste meine Stirn.
,,So jetzt müssen wir aber los. Kommt gleich vor die Stadttore. Aragorn ist gerade dabei die Pferde vorzubereiten. Der Mann redet mit Pferden, stellt Euch vor. Er nennt sie equus mihi. Was auch immer das heißt. Aber gesellig ist er!" Er grinste und lief die Treppe hinauf.
Ich wandte mich der Nachtigallenrüstung zu und hob sie aus der Truhe hinaus. Solange ich noch mit meinem Bauch hineinpasste würde, würde ich definitiv so in die Schlacht ziehen. Dann würde Nocturnals Segen über meinen Kämpfen stehen.
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Unmögliche Liebe?~Elrond~
FanfictionDer Ringkrieg ist seit einigen Jahren vorbei und das letzte Schiff der Elben wird Mittelerde verlassen. Doch als sie in See stechen wollen, wird plötzlich eine fremde junge Frau angespült. Die junge Waldelfe aus Himmelsrand leidet an starker Amnesie...