Klauen des Todes

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Die aufgehende Sonne schien in mein Gesicht. Ich blinzelte ein paar Male und richtete mich auf. Elrond schlummerte noch fest neben mir.

Es war also kein Traum gewesen, er war tatsächlich nach Himmelsrand gekommen. Das bedeutete allerdings auch, dass mein Leben vermutlich bald enden würde, wahrscheinlich war es das, was Galadriel gemeint hatte. Egal wie ich mich entscheiden würde, ich würde sterben. Aber lieber ich als mein Kind. Vielleicht hatte ich ja doch noch eine Chance, in meiner Vision auf der Reise nach Weißlauf hatte ich ja zwei Kinder gesehen, die Elrond in die Arme schloss.

Verträumt strich ich durch sein weiches Haar. Es war das erste Mal, dass ich ihn schlafen sah. Er sah so unschuldig und friedlich aus.

,,Guten Morgen Saphir!" hörte ich Aragorns Stimme laut. Sofort richtete Elrond sich auf und nahm sein Schwert in die Hand. Überrascht blickte Aragorn uns an, als er das Zelt betrat. ,,Das ist ja eine Überraschung. Salve Elrond" begrüßte er Elrond und lief rot an.

Vermutlich war er kein besonders großer Freund davon, seinen Schwiegervater halbnackt neben seiner Schwiegermutter im Bett zu sehen.

Angestrengt starrte er an die Decke des Zelts und fuhr fort: ,,Wir wollten bald abreisen, Vilkas sagt, dass wir nicht weiter herumtrödeln sollen. Er war nicht besonders gut gelaunt. Vermutlich ist er verärgert über mich oder wen auch immer." Wir nickten, Elrond ließ sein Schwert wieder sinken. ,,Sagt ihm, dass wir bald aufbrechen können, wir beeilen uns" entgegnete ich bestimmt. Arargorn nickte und verließ das Zelt wieder, immer noch angestrengt an die Decke blickend.

Seufzend stand ich auf und spürte einen leichten Schmerz in meinem Bauch. ,,Quid agis?" fragte Elrond besorgt. ,,Ich spüre einen Schmerz. Bestimmt tritt das Kleine wieder. Es ist bestimmt ein Junge, sonst würde es nicht so treten." Ich lächelte ihn an und suchte meine Ausrüstung zusammen. ,,Seid Ihr sicher, dass Ihr kämpfen könnt, amata mihi?" Ich nickte bestimmt während ich mein Schwert in den Gürtel schob. ,,Vilkas, Aragorn und Ihr passt ja auf auf mich auf, oder. Igitur patronum expecto." Elrond schüttelte den Kopf, sagte aber nichts mehr.

Er raffte sich auf um sich ebenfalls auszurüsten. ,,Saphir, ich mache mir wirklich Sorgen um Euch. Ihr sollt einfach wissen, dass es jederzeit in Ordnung ist, sich von der Schlacht zurückzuziehen. Ihr seid weder feige noch schwach, der Herr wird Euch nicht verlassen." Ich nickte. ,,Natürlich weiß ich das, ich werde meine Leute aber nicht alleine gegen meinen Feind ziehen lassen." Ich drückte ihm schnell einen Kuss auf die Wange und verließ das Zelt.

Aragorn stand bei Elronds Pferd und fütterte es mit ein wenig Korn. ,,Wann ist er gekommen?" fragte er neugierig. ,,Heute Nacht. Er hat mir eine Nachricht vorbeigebracht." Ich streichelte nachdenklich die Nase des Pferdes. ,,Worum ging es denn? Es muss ja dringend gewesen sein, wenn er den ganzen Weg hier her gekommen ist."

Sollte ich Aragorn tatsächlich davon erzählen? Er würde sich bestimmt Sorgen machen.

,,Ich habe Saphir nur mitgeteilt, dass wir einen gesunden Jungen zur Welt bringen werden. Ich dachte mir, dass sie es vielleicht gerne erfahren würde. Außerdem habe ich mich ein wenig nach meiner uxorem amatam gesehnt" mischte Elrond sich ein. Er war nun in seine goldene Elbenrüstung gekleidet. ,,Genau" bestätigte ich schnell und drückte Elrond einen Kuss auf die Wange. Aragorn verzog kurz das Gesicht, entgegnete dann aber fröhlich: ,,Das sind ja wunderbarer Neuigkeiten, darauf müssen wir anstoßen." ,,Ich denke nicht, dass es klug wäre zu trinken, und Elrond trinkt auch nicht so gerne." Aragorn zuckte mit den Schultern und trank einige großzügige Schlücke aus seinem Weinschlauch. Elrond verdrehte die Augen und nahm dann die Zügel seines Pferdes in die Hand.

,,Reiten wir gemeinsam, meine Liebste?" fragte er mich liebevoll. Ich schaute kurz zu Vilkas hinüber, der gerade dabei war, mein Zelt abzubauen. Vilkas wäre bestimmt nicht begeisert, aber ich fühlte mich bei Elrond doch sicherer. Ich nickte und ergriff seine Hand. ,,Bei Euch fühle ich mich sam Sichersten."

Aragorn machte einige Würgelaute, bevor er sich wieder zu Legolas und Gimli begab, die bereits auf ihn warteten.

,,Es ist besser, wenn Ihr niemandem von meiner Vision erzählt" meinte Elrond ernst. ,,Verum est" murmelte ich.

Elrond bekreuzigte sich, dann hob er mich auf das Pferd. Er stieg hinter mir auf und nahm die Zügel in die Hand. ,,Semper ad tibi sum" flüsterte er mir ins Ohr. ,,Te amo" entgegnete ich. ,,Te amo etiam."

Vilkas schaute noch einmal kalt zu uns herüber, dann stieg auch er auf ein Pferd. Wahrscheinlich wollte er in der Hauptstadt nicht unbedingt als Werwolf auftreten, das könnte ihm und den Gefährten sonst zum Verhängnis werden.

Bald darauf ritten wir los. Vilkas wie immer etwas voraus, doch nun war ich mit Elrond etwas weiter hinten. Er fragte mich immer wieder Dinge zu meiner Heimat und berichtete entsetzt von ,,Katzenmenschen", ,,Menschenechsen" und Elfen mit grauer Haut. Das Schlimmste war für ihn aber, dass wir mit Orks zusammenlebten, oder sie zumindest als gleichwertig betrachteten. Wir sollten uns nicht wundern, dass unser Land vor die Hunde ging. Ich konnte über seine Aussagen nur kichern, hielt mich aber so gut es ging zurück.

Am späten Nachmittag erreichten wir dann tatsächlich Einsamkeit. Zum Glück war die majestätische Hafenstatt noch ruhig und es waren keinerlei Anzeichen eines Angriffes sichtbar.

Wir begannen wieder ein Lager nahe der Stadt aufzuschlagen. Vilkas, Aragorn, Legolas, Gandalf und ich machten uns auf den Weg zur kaiserlichen Festung in Einsamkeit, um General Tullius unsere Dienste anzubieten.

Man führte uns in einen Besprechungsraum hinein, in dem der ältere Mann über einige Dokumente gebeugt stand. Überrascht schaute er auf, als er uns erblickte.

,,Seid gegrüßt General Tullius" sagte Vilkas höflich. ,,Ich bringe Verstärkung mit mir. Saphir von Rifton, sie hat noch einige Bosmer, die für sie kämpfen. Arargorn, König von Gondor aus dem fernen Mittelerde, er hat einige Heere mitgebracht. Legolas, ebenfalls aus Mittelerde, auch er hat Verstärkung dabei. Zu guter Letzt noch Pfarrer Gandalf. Er kann zaubern und ist ein guter Ratgeber."

Wir verneigten uns der Reihe nach. General Tullius wirkte nicht besonders angetan von uns. Kein Wunder, wir mussten einen seltsamen Anblick bieten. Das hatte Vilkas Verstärkung versprochen und kam mit einer schwangeren, kleinen Bosmerfrau, einem betrunkenen König, einem hübschen Elben und einem alten verwirrten Mann wieder.

,,Vielleicht sieht es nicht nach viel aus, aber ich habe sie kämpfen sehen. Die Thalmor hatten in Weißlauf nicht die geringste Chance gegen uns" fügte Vilkas hinzu.

Prüfend betrachtete General Tullius uns, dann erwiderte er: ,,Ich vertraue Eurem Wort Vilkas. Enttäuscht mich nicht. Die Thalmor sind auf dem Vormarsch. Ich habe vor ein paar Tagen einige Boten ausgesandt. Einer ist heute zurückgekommen, wir müssen uns bereithalten. Bei Tag und bei Nacht, hört Ihr? Wenn Eure Leute etwas brauchen, wendet Euch an meine Männer. Wir haben genug Verpflegung unten im Handelskondor." ,,Nunja, etwas Wein oder Met wäre nicht schlecht" mischte Aragorn sich ein und grinste. Tullius lachte kurz auf und entgegnete: ,,Denkt Ihr nicht, dass wir uns den lieber bis zu unserem Sieg aufsparen sollten?" Aragorns Grinsen fror ein und er sagte nichts mehr.

,,Ich danke Euch General" sagte Vilkas schließlich. ,,Nun, ich habe zu danken, Eure Unterstützung ist nicht selbstverständlich. Und denkt daran, Ihr müsst Tag und Nacht bereit sein. Sie werden kommen.

Nachdem wir noch einige Strategischen Dinge durchgesprochen, und Aragorns Launen sich zunehmend verschlechtert hatten, verabschiedeten wir uns und liefen zurück.

Auf halber Strecke spürte ich wieder einen Schmerz in meinem Bauch, war das wirklich unser Kind, dass mich da trat, oder war der Schmerz ein Vorbote des Schlimmsten?

Ich sackte zusammen und Aragorn fasste mir schnell unter die Arme. Die anderen schienen meinen Schwächeanfall gar nicht zu bemerken, sie waren weitergelaufen.

,,Saphir, was ist los? Seid Ihr krank? Seid Ihr verletzt?" Leidend blickte ich zu ihm hoch und wollte gerade etwas erwidern, als ich mich mit einem Schwall übergab.

Was war denn bloß los mit mir? Hatte Elrond recht? Würde ich nun bald sterben? Ich atmete tief durch und versuchte mich zu sammeln.

,,Es ist alles in Ordnung." murmelte ich und versuchte mich aufzurichten. Aragorn half mir hoch und stützte mich. ,,Seid Ihr sicher, dass Ihr kämpfen könnt?" ,,Natürlich bin ich das!" rief ich empört, obwohl ich mir inzwischen gar nicht mehr so sicher war. Besorgt blickte Aragorn mich an und erwiderte: ,,Bitte, sorgt wohl für Euch. Kommt, ich bringe Euch erst einmal zu Eurem Ehemann. Dann könnt Ihr ja weitersehen." Ich nickte schwach und ließ mich von ihm führen.

Unmögliche Liebe?~Elrond~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt