Kapitel 34

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Der verlockende Geruch von Kaffee und frischen Brötchen stieg mir in die Nase, als ich den Speisesaal betrat.
Ich ging am langen Buffettisch vorbei und setzte mich an einen freien Tisch, was sich als nicht sehr schwierig herausstellte, da es im Saal kaum noch Leute hatte.

Wie fast jeden Morgen war ich früh aufgewacht und konnte trotz der bleiernen Müdigkeit nicht wieder einschlafen.
Ich hatte lange gelesen und so völlig die Zeit vergessen.
Desshalb war ich erst jetzt, eine Viertelstunde bevor das Frühstücksbuffet schloss, aus der Bücherwelt aufgetaucht und essen gegangen.

Zielstrebig ging ich zum Buffet, dass in der Mitte des grossen Saales stand.
Ich lud mir das Tablett mit Müsli, einem frischen Brötchen und Fruchtsalat voll und schnappte mir dann noch eine Tasse mit heisser Schokolade.

Danach schlängelte mich zwischen den Tischen hindurch, bis zu meinem Tisch und setzte mich.
Während des essens sah ich mich um und stellte fest, dass ich abgesehen von einer älteren Dame und einem Paar mittleren Alters, die Einzige war, die so spät noch frühstückte.

Ich trank einen Schluck von der heissen Schokolade und verschluckte mich beinahe daran, als ich sah, wie ein junger Mann mit dunklen Haaren, geradewegs auf meinen Tisch zukam. Der Teddyjunge!

Mit einer fahrigen Bewegung fuhr ich mir durch die Haare und konnte nur hoffen, dass man mir nicht ansehen konnte, dass ich heute nich nicht zum duschen kam.

"Hey", sagte der Teddyjunge mit rauer Stimme.
Ganz selbstverständlich setzte er sich zu mir und stellte sein Tablett mit Kaffee und einem Schokobrötchen ab.

"Hi," sagte ich und bemerkte, dass meine Stimme mindestens eine Oktave zu hoch war.

"Gehörts du auch zu den Langschläfern?", fragte er und blickte mich mit schiefgelegenem Kopf an.

"Ähm...ja," sagte ich. Ich war noch immer in Gedanken und wusste gar nicht, auf was ich geantwortet hatte.
Gerade als ich nachfragten wollte, redete er weiter.

"Das hab ich irgendwie nicht gedacht," sagte er.

"Was?"

"Dass du eine Langschläferin bist," antwortete er.

"Werum denn nicht?", fragte ich verwundert.

"Ich weiß auch nicht," murmelte er, "Irgendwie dachte ich einfach, dass du zu den Frühaufstehern gehörst. Ich dachte, wegen deiner Art."

Ich blickte in diese Schokoladenbraunen Augen und überlegte, was er damit gemeint hatte.

"Dann musst du ja eine sehr gute Menschenkenntnis haben.
Ich stehe nähmlich fast immer früh auf. Aber gestern konnte ich sehr lange nicht einschlafen, desshalb bin ich erst jeztz zum essen gekommen," sagte ich.

"Ach wirklich?," überrascht hob er den Kopf und sah mich an.
Bestätigend nickte ich und er grinste wieder so süss.

Süss? Natürlich nicht! Nur freundlich.

"Sag mal Feuermädchen, wie heisst du eigentlich?", fragte der Teddyjunge da und blickte mich erwartungsvoll an.

Hatte er mich gerade wirklich Feuermädchen genannt?
Verwirrt sah ich ihn an.
Oder hatte ich mir das nur eingebildet?

Der Teddyjunge sah mich noch immer erwartungsvoll und irgendwie amüsiert an.

"Hast du mich gerade Feuermädchen genannt?," fragte ich ihn.

"Ja, das hab ich." Er grinste frech.

"Warum, Feuermädchen?"

"Wegen deinen Feuerroten Haaren. Und deine Locken sind wie züngelnde Flammen," erklärte er.
Der Teddyjunge hatte aufgehört zu grinsen und wirkte stattdessen eher so, als wäre es ihm peinlich.

"Oh." Mehr fiel mir dazu nicht ein.

Noch immer blickte er mich ein wenig unsicher an.
So sammelte ich meinen ganzen Mut und antwortete ihm dann, breit grinsend.

"Der name gefällt mir, Teddyjunge."

Auf der Suche nach meiner  Vergangenheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt