Kapitel 38

60 14 29
                                    

Ich sass neben Kate an einem kleinen Tisch in einem Café, mitten in der Stadt.

Auf dem Tisch lag zwischen zwei Tassen heisser Schokolade, Kates Schreibblock und ein Kugelschreiber.
Der Block war unser Kommunikationsmittel geworden und je länger ich Zeit mit der Blondhaarigen verbrachte, desto selbstverständlicher war für mich der Griff zu Block und Stift, wolle ich ihr etwas mitteilen.

Ich trank einen Schluck von der heissen Schokolade und blickte nachdenklich aus dem Fenster.
Der Regen trommelte gegen die Scheiben und machte es uns hier im Café noch gemütlicher.

Der Raum war recht gross, er hatte eine Fensterfront und etwa 20 weisse Tische, die in einer kreisförmigen Anordnung dastanden.
An den hellblauen Wänden hingen zahlreiche Bilder, die von einer Lichterkette verziert wurden.

Ich lehnte mich weiter in das weiche Kissen, das in meinem Rücken lag und dachte nach.

Kate wusste auch nicht wo Caven war, wir hatten aber bei der Rezeption nach ihm gefragt und nach grosser Überredungskraft hatte uns der unsympathische Mann erzählt, dass Caven bereits vor drei Tagen ausgezogen war.

Plötzlich tippte Kate auf meinen Arm und schob mir dann den Block rüber.

Wie klingt der Regen?

Erstaunt blickte ich sie an und lächelte.
Sie war so lieb und hatte eine verträumte und doch so aufmerksame Art, die es einem fast unmöglich machte, sie nicht zu mögen.

Ich überlegte eine Antwort auf ihre Frage und sah auf dem Fenster heraus, an das der Regen trommelte.

Dann antwortete ich ihr und spürte während dem schreiben Kates neugieriger Blick auf mir.
Als ich ihr schließlich den Block entgegen streckte, schnappte sie ihn schnell und las meine Antwort.

Es ist ein regelmäßiges, leises Tröpfeln.
Meistens klingt es beruhigend.
Wenn man Abends im Bett liegt, ist es wie ein Gutenachtlied vom Himmel.

Ein Lächeln stahl sich in Kates Gesicht.
Sie brauchte nichts zu schreiben, auch so wusste ich dass sie es wunderschön fand und ich ihr damit eine grosse Freude machen konnte.

Ich trank die heisse Schokolade leer und war mit meinen Gedanken wieder ganz wo anderst.

Bei Caven.

Ob er jetzt auch aus dem Fenster sah und dem Regen lauschte?

Ob er an mich dachte?

Nein, natürlich nicht.
Wenn ich ihm auch nur ein klitzekleines Bischen etwas bedeutete, dann wäre er nicht einfach gegangen ohne mir etwas zu sagen.

Ich konnte ihm ja nicht einmal anrufen oder schreiben.
Warum hatte ich ihn nicht nach seiner Nummer gefragt?
Ärgerte ich mich über mich selbst.

Aber Kate hatte bestimmt seine Nummer! Schoss es mir durch den Kopf und ich kritzelte ihr schnell eine Nachricht auf den Block.

Du hast doch bestimmt Cavens Nummer. Warum schreibst du ihm nicht einfach?
Oder darf ich ihm mit deinem Handy anrufen?

Kate kramte in ihrer Handtasche und reichte mir anschließend ihr Handy.
Sie hatte Cavens Nummer schon eingestellt und sah mich nun auffordernd an.

Mit zitternden Fingern drückte ich auf den grünen Knopf und hielt mir das Handy ans Ohr.

Es tutete ein paar mal, dann hörte ich Cavens Stimme: "Ich bin zurzeit nicht erreichbar. Nach dem Pipsen kannst du mir eine Nachricht drauf sprechen."

Enttäuscht legte ich auf.
Kate musste, weil ich meine Lippen nicht bewegt hatte, bemerkt haben, dass ich nicht telefonierte, denn sie sah mich bedauernd an und umarmte mich.
Ich kannte die junge Frau erst so kurz und trotzdem hatte ich sie schon ins Herz geschlossen.
Dankbar lächelte ich sie an und erwiederte ihre beruhigende Umarmung.

~~~

Wo bist du? Geht es dir gut?
Ruby und ich machen uns Sorgen!

Kate hielt mir ihr Handy unter die Nase, damit ich die kurze Nachrich an ihren älteren Bruder lesen konnte, dann drückte sie auf senden.

Die nächste halbe Stunde verbrachten wir damit, auf Kates Handy zu starren und zu hoffen, dass Caven antwortete.

Gerade als wir die Hoffnung, er könnte gleich zurück schreiben, aufgeben hatten und wieder zum Hotel gehen wollten, färbten sich die beiden grauen Häcken neben der Nachricht blau.

Er hatte die Nachricht gesehen.

Auf der Suche nach meiner  Vergangenheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt