Kapitel 26

89 23 38
                                    

Frau Wilson drückte mir ein Buch in die Hand.
Es hatte einen dunkelblauen Einband, um den sich goldene, feine Verzierungen schlängelten.
Vorsichtig strich ich über den Einband.
Er war nicht so gewönlich hart, sondern samt weich.
Einen kurzen Moment lange überlegte ich, ob ich das Buch öffnen soll um zu schauen, was drin geschrieben stand, doch ich entschied mich dagegen.
Ich wollte das Erbstück von meinen Eltern erst anschauen, wenn ich alleine war.

Als ich auf die menschenleere Strasse trat, fing es wieder an zu regnen.
Ich spannte den Regenschirm auf und ging mit schnellen Schritten wieder zurück zum Camping.
Der Wind peitschte mir ins Gesicht und trotzt dem Regenschirm war ich allmählich durchnässt.
Bei diesem Wind brachte er sowieso nicht viel.

Ich drückte das Tor zum Campingplatz auf, dass sich mit einem quietschen öffnete.
Dann ging ich den Weg entlang zu den Zelten. Fast währe ich auf dem matschigen Weg ausgerutscht, doch ich fing mich gerade noch.

Als ich mein Zelt erreichte, blieb ich wie angewurzelt stehen.
Fassungslos starrte ich es an.

Es stand völlig unter Wasser!

Schnell ging ich zum Zelt und schöpfte das Wasser vom Zeltdach, denn unter dem Gewicht des Wassers bog es sich bedenklich.

~~~

Am späten Nachmittag schien wieder die Sonne und mein Zelt war glücklicherweise wieder trocken.

Da ich ich meine Adoptionsackte schon gesehen hatte und auch das geerbte Buch dabei hatte, hielt mich nichts mehr in Texas.

Weil ich schon immer einmal nach New York gehen wollte, beschloss ich, einen Umweg über New York zu fahren und erst dann nach Malibu zu gehen.

Emm war schon mal in der grossen Stadt in den Ferien und sie hat mir erzählt, dass es super cool gewesen war.
Ihrer Meinung nach war es die beste Stadt der Welt!

Beim Gedanken an Emm lächelte ich. Wie es meiner verrückten Freundin wohl ging?
Ich vermisste sie sehr.

~~~

Am Nächsten Morgen brach ich nach dem Frühstück im Camping-Restaurant gut gelaunt auf.
Die Sonne schien vom wolkenlosen Himmel und es war recht heiss dafür, das es erst 10 Uhr war.

Wie immer hörte ich laute Musik und sang fröhlich mit.

Als plötzlich mein Handy klingelte, zuckte ich erschrocken zusammen.
Ich fuhr an den Strassenrand und nahm das Gespräch an.
"Hallo?"
"Hi!," rief eine Stimme, die ich nur zu gut kannte.
"Emm!," rief ich fröhlich.
"Ich hab dich echt vermisst," sagte sie und ich konnte mir vorstellen, wie traurig sie gerade schaute. Ich hörte es ihrer Stimme an.
"Ach Emm. Ich vermisse dich auch total," sagte ich.
"Wo bist du eigentlich gerade?," fragte sie nach kurzer Stille.
"Ich bin auf dem Weg zu der besten Stadt der Welt," scherzte ich.
Emm lachte. Sie schien sich auch noch an den Tag zu erinnern, an dem sie mir das erzählte.

Wir sassen bei ihr Zuhause auf dem kleinen Balkon und Emm erzählte von ihren Ferien, während wir Schokomuffins assen.
"Ach Ruby, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie unglaublich toll es war," hatte sie damals gesagt.
Wir waren zehn Jahre alt gewesen.
Ich lächelte, als ich mich an diesen schönen Nachmittag erinnerte.
"Weisst du was? New York ist die beste Stadt der Welt!," hatte sie gerufen.

Seit diesem Tag wollte ich nach New York gehen. Nie hatte ich es getan. Aber jetzt werde ich die Chance dazu haben, New York zu sehen.

"Du musst mir unbedingt Fotos schicken," sagte Emm gerade.
"Das mache ich," versprach ich ihr und bald darauf beendeten wir das Telefongespräch, weil Emm einen Zahnarzttermin hatte.

Dann fuhr ich mit meinem Fiat 500 weiter in die Richtung der besten Stadt der Welt.

Auf der Suche nach meiner  Vergangenheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt