Kapitel 11

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Ich hatte noch genau eine Woche, um mich von Emm zu verabschieden, um meine Koffer für die nächste Zeit zu packen und um mich von dem Zuhause der letzten 13 Jahren zu verabschieden.

Natürlich wusste Emm von Bill und Janes weggang. So nannte ich es nur noch, weil ich fand, dass das Wort Tod so hart klang.
Doch dass ich weggehen würde, wusste meine beste Freundin noch nicht.

Mir war klar, dass ich es ihr längst hätte sagen sollen, doch ich wusste nicht wie.
Ausserdem hatte ich Angst vor ihrer Reaktion.

Ich seuftzte tief.
Wie sehr ich Abschiede hasste!

Lustlos stocherte ich in meinem Mittagessen herum.
Eigentlich mochte ich Reis mit Currysosse sehr gerne, doch mir war der Appetit vergangen.

Wo mich die Suche nach Abby und meinem Zuhause wohl hinführen wird? Ich hatte keine Ahnung, nicht den leisesten Verdacht.
Ob ich meine grosse Schwester wohl wiedersehen werde?
Bei diesem Gedanken schlug mein Herz schneller und ich verspührte Vorfreude.
Doch wenn nicht?

Die Angst davor nagte an mir, doch die Hoffnung war stärker.
Ich musste Ende dieser Woche gehen, komme was wolle.
Jetzt, da Bill und Jane nicht mehr hier wahren, hielt mich in Portland nichts mehr.
Bis auf Emm.
Ich schluckte.

Plötzlich klingelte es und ich hörte, wie sich die Haustür öffnete.
Das musste meine beste Freundin sein, denn sie war die einzige, die meine Erlaubnis hatte, einfach herein zu kommen.

"Ruby?," hörte ich sie rufen.
"Ich bin hier, in der Küche," antwortete ich ihr.
Gleich darauf betrat Emm den Raum.
Sie trug ein schwarzes Oberteil, auf dem eine kleine Rose abgebildet war.
Passend dazu trug sie eine rote, weite Hose. Ihre Schuhe, - in schwarz- waren zusammen mit den glitzernd roten Ohrringe, die Abrundung ihres Outfits.

"Hi," sagte sie und umarmte mich.
Danach setzte sie sich ganz selbstverständlich gegenüber von mir auf einen Stuhl.

"Oh, lecker, du hast gekocht! Seit wann kochst denn du?"
Sie musterte mich prüfend, mit erhobener Augenbraue.

"Seit Jane und Bills weggang," murmelte ich mit gesenktem Blick.
Meine Augen füllten sich mit Tränen und ich blinzelte schnell.

"Oh nein, Ruby, es tut mir so leid.
Ich bin ein Tampel!"
Bestürzt blickte sie mich an.

"Schon gut," sagte ich leise.
Doch das war gelogen und Emm kannte mich viel zu gut um mir die Lüge abzukaufen.

Sie erhob sich schnell und umrundete den Tisch, bis sie mich erreichte und ihre Arme legte.

"Scht, nicht weinen," flüsterte sie und strich mir beruhigend über den Rücken.
Ich lächelte sie dankbar an, "Es geht schon wieder."

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