Kapitel 58

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Der Zeiger der grossen Uhr, die an der Wand hing, schien wie fest geklebt zu sein.
Die Zeit verging wie in Zeitlupe.

Tick tack tick tack...

Das Ticken der Uhr machte mich beinahe Wahnsinnig!

Nervös tiegerte ich im Warteraum umher.
Kate und Enver sassen auf schwarzen Ledersesseln und schienen genauso aufgeregt zu sein, wie ich.
Enver wippte mit dem Bein auf und ab, während Kate einfach nur da sass und Löcher in die Luft starrte.

Hoffentlich ging alles gut aus.
Was wenn man im Überwachungsvideo Ricks schiefe Nase überhaupt nicht erkennen konnte?
Hatten wir zu fest auf Risiko gesetzt?
Was wenn sie Caven gefangen nahmen?

Endlich wurde die Tür geöffnet und der unsympathische Polizist von vorhin, betrat den Raum.

Sofort eilte ich zu ihm und blickte den Mann erwartungsvoll an.
Auf der anderen Seite des Raumes sprangen Enver und Kate auf und kamen ebenfalls hinüber.

"Wir haben euren Beweis mit dem Video verglichen," fing er an.
"Es war schwer zu erkennen, doch nachdem wir es mehrere Male ansehen haben, stellten wir fest, dass wir tatsächlich den falschen beschuldigt haben. Caven ist ein frei," er lächelte, "stattdessen suchen wir jetzt seinen Zwillingsbruder."

Ein wirres Chaos an Gedanken herrschte in meinem Kopf.
Caven wurde nicht mehr beschuldigt.
Mein Teddyjunge wurde nicht mehr gesucht!

Ich stiess einen lauten Freudeschrei aus und fiel Kate, die neben mir stand, um den Hals.
Sie umarmte mich fest und lächelte glücklich.
Auch Enver war sehr erleichtert, er grinste breit und seine blauen Augen leuchtenden.

Die Beschuldigungen wurden zurückgezogen, Caven war frei!
Der Gedanke an ihn verursachte ein Kribbeln in meinem Bauch und ich lächelte breit.

"Kann ich zu ihm?," fragte ich und löste mich von Kate.

Der Polizist, der mir immer sympathischer vorkam, nickte und öffnete sogleich die Tür, wo er uns den Gang entlang führte.
Aufgeregt folgte ich ihm und ging dabei so schnell, dass ich ihn überholte und warten musste, bis er mich aufgeholt hatte und den Weg zeigen konnte.
Ich wollte endlich zu Caven!

Nach einer gefühlten Ewigkeit hielt er vor einer weissen Tür, ganz am Ende des Ganges.
Als er sie öffnete und hinein ging, sah ich die braunhaarige Polizistin von vorhin.
Sie sass auf einem blauen Stuhl und hielt ein Notizbuch in der Hand, den blick auf eine Person vor ihr gerichtet.
Caven.

Im selben Moment drehte er sich zu uns um und kam auf uns zu gelaufen.
Als er mich erreichte, schlang er seine Arme um mich und umarmte mich ganz fest.
Ich atmete seinen vertrauten Geruch ein und lehnte mich an ihn.

In meinem Bauch tanzten Schmetterlinge und ich war so glücklich wie schon lange nicht mehr.
Für diesen Moment schienen sich alle meine Sorgen in Luft aufgelöst zu haben.

Als wir uns voneinander lösten, lächelte der Teddyjunge mich liebevoll an.
Ich erwiderte sein Lächeln und fuhr ihm durch die weichen, dunklen Locken.

"Ruby," flüsterte er und zog mich näher an ihn.
So nahe, dass unsere Nasenspitzen sich beinahe berührten.

Mein Herz schlug so schnell, dass es sich anfühlte, als würde es beinahe aus meiner Brust springen.

Ich blickte in seine schokoladenbraunen Augen und bemerkte, wie sein Blick zu meinen Lippen wanderte.
Dann überbrückte er die wenigen Zentimeter zwischen uns und legte seine Lippen auf meine.

In meinem Magen explodierte ein Feuerwerk des Glücks.

Erst war unser Kuss sanft und vorsichtig, doch dann wurde er drängender.
Ich presste meine Lippen auf seine und schloss die Augen.
Caven hatte die Hände an meine Hüfte gelegt und zog mich noch näher an ihn heran, fals das überhaupt möglich war.
Meine Arme lagen um seinen Nacken, hielten mich.
Hätte Caven mich nicht gehalten, wäre ich warscheinlich umgeknickt.
Denn meine Beine zitterten heftig und fühlten sich an wie Wackelpudding.

"Ruby," flüsterte der Teddyjunge an meine Lippen.
"Ich liebe dich."

Auf der Suche nach meiner  Vergangenheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt