Kapitel 45

54 15 20
                                    

Erst nachdem Caven das Gespräch beendet hatte, fiel mir etwas auf.

Im Hintergrund hatte ich ein rauschendes Geräusch gehört.
Vor Aufregung hatte ich das gar nicht wirklich wahrgenommen.
Erst jetzt wurde mir klar, was das bedeuten konnte.

Es war das Wellenrauschen vom Meer gewesen!

Aufgeregt schrieb ich auf dem Block eine schnelle Zusammenfassung des Gesprächs und schrieb meine Entdeckung auf.

Kates blaue Augen flogen nur so über die Zeilen.
Dann hob sie den Blick und sah mich nachdenklich an.

Was sie wohl darüber dachte?

Irgendwie tat es mir leid, das Geräusch vom Meer erwähnt zu haben, denn Kate hatte es noch nie gehört. Doch ich wusste dass sie kein Mitleid wollte. Also schob ich den Gedanken beiseite.

Nach einer Weile, die sich wie Kaugummi in die Länge zog, schrieb die Blondine eine Antwort auf den Block und drückte ihn mir anschliessend in die Hand.

Sei nicht böse auf ihn.
Er hat dir nichts verraten weil er dich beschützen will.
Glaub mir, ich kenne ihn gut und wenn ich dir eins mit voller Sicherheit sagen kann, dann, dass er dich wirklich sehr mag.
Deine Theorie ist gut möglich, Caven liebt das Meer.

Als ich die Nachricht las, wurde mir bewusst dass ich den Teddyjungen kaum kannte.
In den wenigen Tagen in denen ich ihn kenne, wusste ich nur so belanglose Dinge über ihn wie zum Beispiel seine Lieblingseissorte.
Dunkle Schokolade und Erdbeeren.

Traurigkeit machte sich in mir breit.
Konnte man jemanden, den man erst so kurz und wenig kannte, so vermissen?

Als ich aber den Teil las, in dem Kate geschrieben hatte, sie sei sicher dass er mich sehr mag, wurde mir ganz warm.
Ich spürte wie mir die Hitze ins Gesicht stig und ich bestimmt Feuerrot wurde.
Feuerrot. Das passte doch zu mir, schließlich hatte er mir den Namen
Feuermädchen verpasst.
Dieser Gedanke versetzte mir einen Stich.

Eine Berührung an meiner Schulter holte mich aus meinen Gedanken.
Ich spürte Kates prüfenden Blick auf mir und zwang mich zu einem schiefen Lächeln.

Dann wissen wir jetzt, dass er höchstwahrscheinlich in New York, irgendwo am Meer ist.
Wir müssen nur herausfinden, wo genau er ist.

Schrieb ich schnell zurück.
Darauf dass Caven mich mögen soll, ging ich nicht ein.

Kate antwortete mir gerade, als eine Braunhaarige Frau, etwa mitte 40 an unseren Tisch trat.
Sie trug ein weisses, elegantes Oberteil mit einem schwarzen knielangen Rock.
Anhand ihrer Kleidung konnte ich erkennen, dass sie im Hotel arbeitete.

"Guten Tag," begrüsste sie uns und setzte ein gekünsteltes Lächeln auf.
Sofort war sie mir unsympathisch.

"Guten Tag," grüßte ich.

"Das Frühstückbüffet schließt gleich."
Sie nickte in Richtung Ausgang und ging Hüftschwingend zu einem anderen Tisch, wo sie die Leute, die gerade gingen, verabschiedete und das Geschirr abräumte.

~~~

Mit einem abrupten Ruck hielt das Taxi an.
Ich fiel nach vorne und der Gurt drückte schmerzhaft gegen meinen Oberkörper.
Der Taxifahrer, ein Mann im Alter von etwa 50 Jahren, grinste bloß und kaute weiter übertrieben schmatzend auf seinem Kaugummi rum.
Er drehte sich zu mir und Kate um und streckte auffordernd die Hand aus. Ich reichte ihm das Geld und stieg nach einer schnellen Verabschiedung aus dem gelben Auto aus.
Das Taxi brauste davon und ich schüttelte über den Fahrstil des Fahrers bloss den Kopf.
Nach dieser rasanten Fahrt war mir einbischen übel.

Erleichtert, das hinter uns zu haben, gingen wir zu Fuss weiter.
Neben Kate überquerte ich die Strasse und trat auf den kleinen Platz von dem man eine gute Sicht auf das Meer hatte.

Das beruhigende Rauschen der Wellen drang an meine Ohren und ich roch den salzigen Geruch vom Meer, als ich auf die dunkelblaue Weite blickte.
Ach, wie ich das Meer liebte!

Doch wir waren wegen etwas anderem hier.
Wegen Caven.

Plötzlich hielt Kate den Block vor mein Gesicht. Die sonst so ruhige, junge Frau wirke aufgeregt und trug die Andeutung eines kleinen Lächelns auf den Lippen.

Ich glaube ich weiss wo er ist!

Auf der Suche nach meiner  Vergangenheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt