Kapitel 54

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Die Holztür knarrte, als ich sie öffnete und ein Schauer lief mir über den Rücken.

Diese Hütte war wie ein Gruselhaus aus den Büchern.
Dunkel, alt, mit knarrenden Türen und löchrigem Boden.
Fehlte nur noch, dass irgendwo ein Mörder hervor sprang.
Schnell schob ich den gruseligen Gedanken beiseite und betrat den dunklen Raum.

Ich ging ein paar langsame Schritte herein und hörte wie mir jemand folgte.
Caven.
Trotz dieser blöden Lage huschte mir ein kleines Lächeln übers Gesicht.

Plötzlich wurde es gleisendhell und ich kniff geblendet die Augen zusammen.
Als ich sie wieder öffnete, war es noch immer hell im Zimmer.
Der Teddyjunge hatte den Lichtschalter gefunden.

"So ist es doch gleich viel besser," meinte er und ich stimmte ihm im Stillen zu.
Die Gruselgeschichte verblasste in meinen Gedanken und zurück blieb dieser Raum.
Klein, aber definitiv schöner als der erste.

An der gegenüberliegenden Wand zu uns befand sich ein Fenster, dessen Scheibe eingeschlagen war.
Ein roter Vorhang mit weissen Tupfen nahm uns die Sicht nach Draussen.
Er war aus dem selben Stoff gemacht, wie das kleine Sofa in der Ecke.
Der Bezug des Sofas hatte Löcher im Stoff und die Füllung quoll an manchen Stellen heraus.
Ein wackeliges Tischchen stand in der Mitte des Raumes, es bestand, genau wie das restliche Haus, aus Holz.

"Kommt mal rüber," rief Caven und kurz darauf betraten Enver und Kate den Raum.
Sie sahen sich um und unterhielten sich in der Gebärdensprache.

"Das ist doch ganz gut für eine Nacht," übersetzte Enver dann.
"Es ist ganz okay," stimmte ich ihm zu und beschloss, nur noch in diesem und nicht im vorderen Zimmer zu sein.
Caven nickte und sagte dann: "ich hab vorhin noch ein Badezimmer gefunden. Es ist sehr klein und hat kein Licht, aber es ist immerhin besser als in der Nacht rauszugehen. Apropos, ab jetzt geht niemand mehr raus. Es ist in dieser Gegend zu gefährlich."
Dabei blickte er mich ernst und...besorgt an.
Oder täuschte ich mich?

"Okay," murmelte ich.
Zwar hatte ich nicht vor, in der Nacht rauszugehen, hier drin war es schon gruselig genug, doch es war süss von ihm, dass er das sagte.

Plötzlich teilte Kate uns etwas in Gebärdensprache mit und wiedereinmal nahm ich mir vor, sie zu lernen.

"Komm mit," sagte Caven da und deutete zur Tür, aus der Kate und Enver gerade gingen.
Verwirrt folgte ich ihnen ins dunkle Zimmer.

Dort steuerte Kate eine Wand an und tastete sich ihr entlang.
Triumphierend drehte sie sich dann zu uns um.
Enver folge ihr ins dunkle und fischte sein Handy aus der Hosentasche hervor, dann leuchtete er mit der Taschenlampen-funktion an die Wand.

Im fahlen Licht konnte man etwas erkennen, dass uns zuvor nicht aufgefallen war.
Niemandem ausser der Gehörlosen jungen Frau, die offenbar durch andere Sinne aufmerksamer als wir waren.

An der Wand war eine Leiter befestigt, die an der Decke zu einer kleinen Luke führte.
Ohne zu zögern erklimmte Kate die steile Leiter und kletterte höher und höher, bis sie von der Dunkelheit verschluckt wurde.

Ich bewunderte sie für ihren Mut, denn ich hätte mich warscheinlich nicht getraut, an einen ungewissen Ort in diesem gruseligen, alten Haus zu klettern.

Ein Rumpeln liess mich erahnen, dass Kate oben angekommen und die Tür geöffnet hatte.

Kaum war dieses Geräusch ertönt, erklimmte Enver die Leiter.
Schnell kletterte er nach oben und ging ebenfalls durch die Lucke.

Nun waren nur noch Caven und ich hier unten in der Dunkelheit.
Er legte mir eine Hand auf den Rücken und blickte mich eindringlich an, "geh du jetzt rauf. Ich komme dir dann gleich hinterher."
Ich nickte und murmelte ein "okay." Dann kletterte ich vorsichtig die holzige Leiter empor.
Als ich die offene Luke erkannte, griff ich an die Kante und stemmte mich mit aller Kraft nach oben.

Dann trat ich in die Finsternis.

Auf der Suche nach meiner  Vergangenheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt