Kapitel 3

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Am nächsten Morgen wachte ich sehr früh auf.
Wieder einmal hatte ich von Abby und meinen Eltern geträumt.

Ich vermisste sie.
Auch wenn es schon 13 Jahre her war, fehlten sie mir sehr.
"Du musst alles zurücklassen," sagte meine Oma immer, " lebe im Hier und Jetzt."
Aber ich konnte es nicht.
Ich konnte nicht aufhören, daran zu denken, wo meine Schwester jetzt lebte, ob sie überhaupt noch lebte...
Ob ich sie je wieder sehen würde?
Als ich bemerkte, dass eine Träne über meine Wange kullerte, wischte ich sie schnell weg, stand energisch auf und zog mich an.
Ich nahm das erstbeste T-Shirt, ein Blaues, auf dem I need vitamin sea stand und dazu eine schwarze, kurze Hose.

Eigentlich war ich eine Frühaufsteherin, doch halb 6 Uhr war sogar für meine Verhältnisse sehr früh.

Ich ging ins Wohnzimmer und setzte mich auf meinen bequemen Lieblingssessel.
Weit ins Polster gelehnt klappte ich "Twilight" auf und las weiter.

Es mussten Stunden vergangen sein, als sich mein Magen knurrend meldete.
Auch wenn die Stelle im Buch gerade sehr spannend war, gewann mein Hunger die Überhand.

So legte ich das Buch beiseite und ging in die Küche, wo ich mir Müsli machte.
Während dem Essen hörte ich Radio und summte dabei mit.
Meine nachdenkliche, traurige Stimmung verflog allmählich.

Als plötzlich mein Handy klingelte,
sprang ich so hektisch auf, dass ich die Müslischale umstiess und sich die ganze Milch über den Tisch ergoss und auf den Boden tropfte.
Na toll!
Warum musste ich nur so tollpatschig sein?

Schnell ging ich zur Kommode, auf dem das Handy lag und nahm das Gespräch an.

"Hallo?"
"Hi, gehen wir heute Nachmittag in die Bibliothek?
Ich brauch noch ein paar Bücher."
"Ach, Emm, du bist es. Ja, ich komme mit."
Emm, eigentlich Emma, war meine beste Freundin.
Sie ging in meine Klasse und wir sassen immer nebeneinander.
Denn eines hatten wir gemeinsam: wir waren die Unbeliebtesten der Klasse.
Ich, weil ich adoptiert wurde.
Emm, weil sie zu den Dünnsten gehörte und mit ihren bunt gefärbten Haaren ziemlich durchgeknallt wirkte.

Doch auch jetzt, wo wir beide seit kurzem unseren Schulabschluss gemacht hatten, war eins geblieben: unsere Freundschaft.

"Super! Wann fahren wir los?", fragte Emm.
Ich klemmte mir das Handy zwischen die Schulter und das Ohr und antwortete mit:" um 14 Uhr?"
Wärenddessen putzte ich die Milch auf.
"Okay, dann hole ich dich ab."
"Super! Bis später."
"Bis dann."

Gerade als ich fertig aufgeputzt hatte, kam Jane in die Küche.
"Guten Morgen," begrüsste sie mich fröhlich.
Ich lächelte sie an und grinste breit, als ich sah, wie sie zum Radio ging und den Sender wechselte.

Augenblicklich wurde der Raum von lauter Rockmusik erfüllt.
So laut, dass Bill wahrscheinlich fast aus dem Bett fiel.
Bei dem Gedanken kicherte ich leise in mich hinein.

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Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen?
Auf dem Foto oben sind Emms farbige Haare zu sehen.❤

Auf der Suche nach meiner  Vergangenheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt