für OsByLynn
[34] ,,Ich würde so gerne sagen, dass es okay für mich ist, aber es ist nicht so."
Hockenheim, 28. Juli 2019
Nachdem ich mein Auto im Parc fermé abgestellt hatte, machte ich mich auf den Weg in unser Motorhome. Dort angekommen, zog ich mich um und arbeitete meine Interviews ab, bevor ich zurück in die Box ging und wir mit dem Team feierten. Mit P6 hatte ich heute mein bestes Rennergebnis der Saison erzielt, während Daniil es mit P3 aufs Podium geschafft hatte. Es war ein unglaublich erfolgreiches Wochenende für das Team, mit dem niemand zuvor gerechnet hatte.
Ich verabschiedete mich schon früh von den Leuten aus der Box, da ich mit George meinen restlichen Abend verbringen wollte, um den Tag endgültig perfekt zu machen. Er war der Einzige, der mir während der ganzen Feier gefehlt hatte. Somit lief ich mit meinem Rucksack über der Schulter den fast leeren Paddock entlang und betrat das Motorhome meines Freundes. Schon oft war ich hier gewesen und kannte den Weg zu seinem Zimmer auswendig. Vor der Tür klopfte ich einmal an, ehe ich sie öffnete und lächelnd sein Zimmer betrat:,,Hey Babe."
,,Ugh, hey", erwiderte George, ohne zu mir zu blicken. Er stand mitten im Raum und schien gerade seinen Rucksack gepackt zu haben. Zumindest hielt er ihn in seiner Hand und schloss den Reißverschluss.
,,Da freut sich jemand mich zu sehen", gab ich schmunzelnd zurück und schob seine Zimmertür hinter mir zu.
George zuckte nur mit den Schultern:,,Ich hätte nicht gedacht, dass du noch herkommst."
,,Wieso das? Ich hole dich jeden Tag ab", merkte ich irritiert an. George und ich fuhren an jedem Rennwochenende gemeinsam zur Strecke, sowohl hin als auch zurück. Da Georges Motorhome näher am Ausgang des Paddocks lag als das Motorhome von RedBull bot es sich an, dass ich ihn jeden Abend abholte oder in seinem Zimmer auf ihn wartete, wenn er noch Termine hatte.
,,Ich weiß nicht, vielleicht weil du ziemlich beschäftigt mit Christina warst", entgegnete er und wandte nun seinen Blick zu mir. Deutlich war zu sehen, dass er verletzt und wütend war, jedoch konnte ich nicht nachvollziehen weshalb. Chrissy war eine gute Freundin von mir, die heute Morgen überraschend in meiner Box stand, bevor das Rennen gestartet war. Ich hatte sie nicht eingeladen, geschweige denn überhaupt mit ihrem Besuch gerechnet. Sie war von selbst nach Deutschland gekommen und wollte mich überraschen. Ich wusste, dass George nicht viel von ihr hielt, dass er dachte, sie würde mit mir flirten und auf mich stehen. Auch wenn ich ihm jedes Mal versicherte, dass es nicht so war, hatte ich mich ein wenig von ihr distanziert und aufgehört, sie an Rennwochenenden einzuladen. George kannte ich länger als Chrissy, er war zuerst da und zudem der Menschen, den ich liebte. Ich wollte nicht daran schuld sein, wenn er sich unwohl fühlte.
,,Sie ist von sich aus hierhergekommen. Ich habe sie nicht eingeladen, wenn du das denkst", schwor ich wahrheitsgemäß. Niemals würde ich ihn so hintergehen.
,,Klar", schnaubte er, ,,genauso wenig, wie sie sich in der Box an dich gekuschelt und dir einen Kuss auf die Wange gedrückt hat?"
,,Sie ist eine gute Freundin und das ist ihre Art. Das macht sie bei anderen Freunden von ihr auch", erklärte ich und verdrehte die Augen, da ich eigentlich keine Lust hatte, mit ihm zu diskutieren. Schon so oft hatten wir darüber gesprochen. ,,Ich hatte gedacht, dass wir damit abgeschlossen hätten."
,,Das dachte ich auch, aber dann habe ich euch beide heute so nah beieinander gesehen. Alex, ich würde so gerne sagen, dass es okay für mich ist, aber es ist nicht so. Es fühlt sich verdammt beschissen an, mit anzusehen, wie sie jedes Mal mit dir flirtet, wenn ihr euch seht", gestand George sichtlich aufgewühlt.
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