[6] Marcus Armstrong x Callum Ilott [2/3]

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für Gifthexe

[6] ,,Wart ihr nicht beste Freunde?"

Riccione, 24. Juni 2019

Nach einer schlaflosen Nacht quälte ich mich um kurz nach 8 Uhr regelrecht aus dem Bett. Trotz meiner plagenden Schuldgefühle gegenüber Callum, dem Wissen, ihn verletzt zu haben und nicht in der Lage gewesen zu sein, das zu vermeiden, ging das Trainingslager weiter. Ausdauertraining stand auf dem Plan, mit Fabio um 9 Uhr.

Wie ich währenddessen mit Callum umgehen sollte, wusste ich nicht. Einerseits wollte ich sofort das aus der Welt schaffen, was seit der vergangenen Nacht wie ein großer, unüberwindbarer Hügel zwischen uns stand. Anderseits hatte ich keine Ahnung, wie ich das anstellen sollte, geschweige denn wie Callum dazu stand und ihn noch einmal durch meine Unsicherheit zu verletzen, wollte ich nicht. Etwas anderes, als das Aufeinandertreffen daher auf mich zukommen zu lassen, blieb mir wohl nicht übrig.

Verschlafen zog ich meine Zimmertür hinter mir zu und tapste, gekleidet in einer schwarzen Jogginghose und einem schlichten weißen T-Shirt, nach unten in Richtung Küche. Schon vom Flur aus hörte ich verschiedenste Stimmen, die sich unterhielten, Enzo und Gianluca waren definitiv zwei von ihnen.

Als ich in der offenen Küchentür zum Stehen kam, bewahrheitete sich meine Vermutung. Die Brasilianer waren in einem angeregten Gespräch vertieft und vergaßen dabei glatt ihr Porridge vor sich. Ebenfalls am Tisch saß Robert mit einer Tasse Kaffee in der Hand, gegenüber von Callum, der trostlos in seinem Rührei herumstocherte. Dunkle Augenringe zierten sein Gesicht, die darauf schließen ließen, dass er genauso schlecht geschlafen haben musste wie ich. Meinetwegen. Eine Tatsache, die mein Herz verkrampfen ließ.

,,Guten Morgen, Träumer", riss Roberts gut gelaunte Stimme mich aus meinen Gedanken. Rasch glitt mein Blick zurück zu meinem Teamkollegen, ehe ich ein dünnes ,,Morgen" über die Lippen brachte.

,,Wir haben Rührei gemacht", ließ mich Gianluca lächelnd wissen, dessen Gespräch mit Enzo scheinbar ein vorzeitiges Ende gefunden hatte. Er deutete auf eine gefüllte Porzellanschale in der Mitte des Tisches, dann auf einen Topf auf dem Herd. ,,Porridge ist auch noch da, wenn du magst."

,,Danke", gab ich murmelnd zurück, hatte jedoch wenig Appetit auf Rührei oder Porridge. Viel mehr sehnte ich mich nach einem Saft zum Wach werden. Da sowohl eine Packung O-saft als auch Multivitaminsaft bereits auf dem Tisch stand, steuerte ich den freien Platz neben Robert an, anstatt wie gewohnt den Stuhl neben Callum in Anspruch zu nehmen. Der Morgen fühlte sich eben nicht wie gewohnt an.

Gerade war ich an meinem Ziel angekommen, hatte meine Hand auf die Rückenlehne des Stuhls gelegt und wollte ihn zurückschieben, da dröhnte auf einmal ein Klirren durch den Raum. Erschrocken schellte mein Kopf zu Callum, der seine Gabel rüde auf seinen Teller geschmissen hatte und nun rasch aufstand. Ohne ein Wort zu sagen, entsorgte er sein restliches Rührei eilig in dem Mülleimer unter der Spüle, verfrachtete seinen Teller samt Gabel im daneben verbauten Geschirrspüler und stürmte anschließend wortwörtlich aus der Küche. Meinetwegen. Ein weitere Tatsache, die mein Herz ein weiteres Mal verkrampfen ließ.

,,Okay, kam mir das gerade nur so vor oder herrscht zwischen Callum und dir dicke Luft?", sprach Enzo zögerlich die Frage aus, die wohl auch Gianluca und Robert durch den Kopf gingen, und wandte sich zu mir. Mein Teamkollege schenkte ihm dafür einen vorwurfsvollen Blick, hingegen nickte sein Landsmann zustimmend und fügte irritiert hinzu:,,Ja, wart ihr nicht beste Freunde? In den vergangenen Tagen schient ihr unzertrennlich."

,,Fuck", hauchte ich verzweifelt. Die Vergangenheitsform gefiel mir ganz und gar nicht. Ich wollte, dass ich immer noch Callums bester Freund war und ich wollte, dass er immer noch meiner war. Ich wollte, dass wir immer noch unzertrennlich schienen, unzertrennlich, weil wir es wirklich waren. Augenblicklich ließ ich von dem Stuhl ab und verließ wie Callum zuvor schnellen Schrittes den Raum. Ich musste unbedingt zu ihm und das geradebiegen, was ich gestern versäumt hatte.

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