[72] & [83] Marcus Armstrong x Lando Norris

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für Gifthexe und mylittlelibrary

[72] ,,Willst du wirklich, dass ich diese Frage beantworte?" & [83] ,,Wovor hast du solche Angst?"

London, 11. Mai 2021

Ungeduldig warf ich einen Blick auf meine Uhr am Handgelenk. Bereits seit zehn Minuten wartete ich in einem der nobelsten Restaurants der Hauptstadt auf meinen Vater, der mir in einer kurzen Nachricht mitgeteilt hatte, dass sich eines seiner geschäftlichen Meetings herausgezögert hatte, er nun allerdings auf dem Weg zu mir war. Diese Meetings waren überhaupt erst der Grund für seinen Aufenthalt in London und boten damit die Gelegenheit für ein gemeinsames Abendessen. Woking lag immerhin gerade einmal eine Autostunde entfernt.

Um die weitere Zeit des Wartens zu überbrücken, fischte ich mein Handy aus der Hosentasche und beantwortete zunächst ein paar Nachrichten. Wie allzu oft fand mich danach auf Instagram wieder und scrollte gelangweilt durch meine Timeline, bis ich auf einmal bei dem neuen Bild meines liebsten Formel 2 Fahrers hängen blieb. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt dieser zwei Tauseile in der Hand, die er offenbar wellenartig in Bewegung versetzen sollte. Eine beliebte Ausdauerübung, mit der Jon mich in der Vergangenheit ebenfalls hin und wieder gequält hatte. Mitfühlend entwich mir ein schwaches Seufzen, ehe sich das weiße Herz unter dem Post plötzlich rot färbte. Ich hatte das Bild geliket. Shit!

Hastig nahm ich das rote Herz zurück und betete innerlich, dass der Neuseeländer die vorherige Benachrichtigung dafür noch nicht zu Gesicht bekommen hatte. Seit dem Rennwochenende in Imola hatten wir nicht mehr miteinander gesprochen, geschweige denn überhaupt miteinander geschrieben. Lediglich in Monaco hatte ich ihn aus der Ferne gesehen, als er vertieft in ein Gespräch mit Liam am Abend des Freien Trainings den Paddock verlassen hatte.

Nachdem wir zuvor täglich geschrieben und telefoniert hatten, herrschte zwischen Marcus und mir nun seit vier schmerzlichen Wochen Funkstille. Dass ich dafür der Hauptverantwortliche war, war mir selbst bewusst, jedoch wäre es früher oder später ohnehin dazu gekommen. Also lieber nun eine rasche, voreilige Trennung als ein quälendes Hin und Her über Monate hinweg.

Trübsinnig glitten meine Finger zu seinem Benutzernamen, wodurch keine Sekunde später das Profil des jungen Kiwis mit seinen 868 Beiträgen aufploppte. 868 Beiträge, die ich mir in den vergangenen Wochen und Monaten viel zu oft angeschaut hatte. Wie gesteuert ging ich die Bilder durch und stoppte, als ich bei meinem Lieblingsfoto angekommen war. Gekleidet in einer dicken Jacke mit dem Logo von der Ferrari Driver Academy stand Marcus vor dem Motorhome des italienischen Rennstalls und blickte mit dem schönsten Lächeln der Welt in die Kamera. Seine kurzen Haare waren zur Seite gegelt, wobei eine Haarsträhne dabei wie gewohnt nicht mitspielte und ihm in die Stirn hing. Für manche erschien das Bild dadurch weniger gelungen, für mich war es gerade deshalb perfekt.

,,Darf ich fragen, wen du da so anschmachtest?", ertönte auf einmal eine wohlbekannte Stimme hinter mir. Erschrocken zuckte ich zusammen und sperrte reflexartig mein Handy, ehe mein Blick zu der Person huschte, die meinen beinahe Herzinfarkt zu verantworten hatte, mein Dad.

,,Niemanden", winkte ich murmelnd ab und stand kurzerhand auf, um ihn mit einer halben Umarmung zu begrüßen.

,,Für niemanden wirst du ziemlich rot", merkte er belustigt an und nahm den Stuhl gegenüber von mir in Anspruch. Gespannt betrachtete er mich. ,,Erzähl schon. Ist das dein neuer Freund?"

,,Gott, Dad! Nein!", stellte ich hastig klar, wobei ich nicht leugnen konnte, dass ich nichts lieber tun würde, als den Neuseeländer tatsächlich meinen Freund nennen zu können.

Formel 1 Oneshots [boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt