Einige Sekunden später schlug die Bodenluke des Baumhauses auf und Jasper streckte seinen Kopf nach oben. „Na ihr?", begrüßte er seine Freunde.
„Hi Jasper. Hast du Fria auch mitgebracht?"
Die Antwort folgte sofort, als man von der untersten Sprosse der Leiter ein Rufen hörte. „Ja, ich bin hier unten."
Jasper zog eine Augenbraue in die Höhe, während er den Raum musternd aus der Luke kletterte.
„Und was macht ihr hier? Wir sind nur zehn Minuten zu spät. Scheint so, als seid ihr schon etwas länger im Baumhaus." Er deutete auf die vielen Dinge, die Benno und Lilia auf dem Boden verstreut hatten.
„Wir haben unsere Deutschaufgaben gemacht", entschuldigte sich Benno.
„Verstehe, und da wir nicht mit euch Deutsch haben, wurden wir einfach ausgeschlossen." Jasper versuchte, einen bedauernden Gesichtsausdruck aufzusetzen.
Nun erschien auch Fria im Baumhaus und tat es Jasper gleich. Allerdings wirkte sie wirklich etwas gekränkt. „Ich hätte mitmachen können. Ich komme echt nicht gut mit Faust zurecht und für den LK muss ich das sogar noch genauer analysiert haben als ihr."
Benno zuckte mit den Schultern. „Jetzt ist es zu spät."„Toll, vielen Dank." Beleidigt ging Fria zum Kühlschrank, der in einer Ecke des Raumes stand.
Jasper hatte es geschafft, den Kühlschrank mit Solarenergie zu betreiben. Die zugehörigen Kollektoren befanden sich auf dem Dach.
Die vier Freunde liebten ihren Kühlschrank, denn dort konnten sie auch im Sommer kühle Getränke aufbewahren, und sie mussten nicht jedes Mal neue hierherschleppen.
Mit zwei gekühlten Limonaden ausgerüstet, setzte sich Fria zu ihren Freunden auf die Sitzpolster. Sie hatte die Flaschen geöffnet und hielt Jasper eine hin. Dieser nahm sie, aber anstatt von der Flüssigkeit zu trinken, benutzte er das kalte Glas dafür, seine Bienenstiche zu kühlen.
„Könnt ihr mir jetzt nochmal genauer erklären, was für eine Telefonnummer ihr anrufen wollt?" Fria nahm einen Schluck Limonade. Sie hatte sich für Zitrone entschieden.
Das frische, süße Getränk ließ sie wieder zu Sinnen kommen. Jaspers Auftauchen eben hatte sie schon sehr aus dem Konzept gebracht.
Lilia begann, die Geschichte rund um die geheimnisvolle Telefonnummer zu wiederholen: „Gestern bin ich nach Hause gegangen und habe auf der Litfaßsäule ein neues Plakat entdeckt. Wenn man Lani findet, soll man diese Telefonnummer anrufen."
„Das Merkwürdige ist hier", unterbrach sie Benno: „, dass mit Lani umgegangen wird, als sein sie ein Haustier. Nicht mal ihr Nachname steht dabei. Nur eine kurze Beschreibung und die Bitte, die liebste Lani zu finden."Fria trank andächtig noch einen Schluck Limonade, um sich nicht äußern zu müssen. Schon jetzt stieg Unbehagen in ihr auf.
Jasper hingegen nickte. „Das klingt wirklich merkwürdig. Wir sollten der Sache auf den Grund gehen." Noch immer war er mit seinen Stichen beschäftigt. Bisher hatten Benno und Lilia nicht danach gefragt, doch nun suchten sie, ihren Gesichtsausdrücken nach zu urteilen, nach einer Erklärung.
„Ich wollte eine Abkürzung ausprobieren", erklärte Jasper schnell.
Fria war noch immer nicht überzeugt von dieser Ausrede, weshalb sie schnell wieder das Thema wechselte. „Und ihr denkt, wir sollten diese Nummer anrufen?"
„Ich würde gerne wissen, wer nach Lani sucht. Ein Angehöriger kann uns Licht ins Dunkel bringen."
Fria seufzte unsicher. „Also gut, dann ruft an."
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Die Geheimnisse der träumenden Wälder (I)
Mystery / ThrillerWas flüstern die Wälder? Bisher konnten sich die Freunde Jasper, Fria, Lilia und Benno immer aufeinander verlassen. Das alte Baumhaus, was seit ihren Kindertagen in den träumenden Wäldern steht, ist ihr Zufluchtsort. Doch eines Tages verschwindet i...