Szene ③

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Am nächsten Tag ging die Schule wieder los und die Freunde trafen sich vor der ersten Stunde auf dem Schulhof. Das Wetter hatte sich wieder beruhigt, nachdem es gestern in einem Gewitter geendet hatte. Die Sonne strahlte und die warmen Sonnenstrahlen wärmten Frias Gesicht. Gierig streckte sie sich der Sonne entgegen.

„Du tust so, als sei gestern die Welt untergegangen. Nur weil du einen Tag die Sonne nicht gesehen hast, musst du nicht gleich übertreiben", war Jaspers Kommentar dazu.

„Es könnte doch ein Zeichen sein", schlug Benno vor. Auch er freute sich über das gute Wetter. „Wenn die Sonne wieder scheint, geht es auch bei uns bergauf."

Lilia war da anderer Meinung. „Gestern war der erste Tag, an dem es bei uns bergauf ging und da hat es geregnet. Dorothea hat uns weiterhelfen können, während sie in ihren nassen Garten geschaut hat. Also solltest du dich eher über schlechtes Wetter freuen."

„Och, du bist doof." Beleidigt ging Benno in Richtung Schulgebäude davon. Seine Freunde folgten ihm. In wenigen Minuten würde es sowieso klingeln.

Sie liefen an Spinden, Toiletten und Klassenräumen vorbei. Überall tummelten sich Schülergruppen, die sofort mit dem Tuscheln begannen, wenn die vier Freunde vorbeigingen. Nach Maleas Tod waren sie zum Gesprächsthema Nummer eins geworden. Niemand würde sie des Mordes verdächtigen, doch die Schüler nahmen an, dass die Freunde irgendetwas wussten.

Wie falsch sie damit lagen.

Leider gab es auch über die vier zahlreiche TikToks mit Theorien über den Mordfall. Gleichzeitig forderten die User, dass aus ihrer Geschichte eine TrueCrime-Serie oder ein Podcast gemacht wurde, damit man den Fall besser mitverfolgen konnte.

Die Freunde fanden das abartig. Maleas trauriges Schicksal beschäftigte sie schon so zu genüge. Da wollten sie es nicht auch noch im Fernsehen sehen und noch mehr Menschen auf sich aufmerksam zu machen.

Plötzlich blieb Fria stehen und betrachtete die weiße Wand vor sich. Sie war frisch gestrichen. „Irgendwer hat die Botschaft entfernt." Statt den mysteriösen Worten Lanis Blut ist euer Blut zierte eine frische Farbschicht die unspektakuläre Schulwand.

Lilia nahm Frias Hand, die nur beim Gedanken an die rote Schrift angefangen hatte zu zittern. „Es ist besser so. Keine Angst Fria, wir finden den Schuldigen."

„Vielleicht haben wir ihn ja auch schon gefunden", schlug Jasper vor. „Wir wissen, dass Maleas Vater etwas mit der Sache zu tun hat."

„Er muss nicht hinter allem stecken. Lani beziehungsweise Larissa scheint er ja besser gekannt zu haben. Warum sollte er sie umbringen?"

Benno überlegte. Die Freunde waren mittlerweile weitergegangen, weil Fria den Anblick der sterilen Wand nicht mehr ertragen konnte. Zielstrebig steuerten sie einen Klassenraum an, und schlossen die Tür hinter sich.

„Wahrscheinlich hat Hans Lani wirklich nicht umgebracht, aber er hat mit Sicherheit die Nachricht geschrieben. Er ist auf Rache an Lanis Mörder aus."

„Das würde wirklich Sinn ergeben", lobte Jasper Benno. „Aber ..." Weiter kam er nicht, denn die Tür des Klassenraums flog auf. Suzanne stand in der Tür und schenkte Benno ein breites Lächeln. Erst als sie merkte, dass die vier sie anstarrten, räusperte sie sich. „Störe ich?"
Benno winkte sofort ab. „Auf keinen Fall. Komm rein." Er umarmte seine Freundin und machte ihr ein Kompliment zu ihrem schönen Outfit. Suzanne trug ein schwarzes Shirt mit Avengers Logo und dazu einen roten Rock.

Jasper machte sich sofort eine Notiz in seinem Kopf, Suzanne in einer ruhigeren Situation auf ihr T-Shirt anzusprechen.

Endlich hatte er eine Seelenverwandte gefunden.

„Wie geht es euch?", fragte Suzanne in die Runde und versuchte damit der ungemütlichen Stille ein Ende zu setzen, die sich nach ihrem Eintritt gebildet hatte. Ihr war klar, dass die Freunde im Geheimen miteinander gesprochen hatten und sie nicht einfach in ihrer Anwesenheit zu diesem Thema zurückkehren würden.

„Mir geht es gut, und dir?" Benno versuchte sofort, ihr ein sicheres Gefühl zu geben. Immerhin hatte sie ja nicht absichtlich das Gespräch unterbrochen.

„Ganz in Ordnung. Die letzten Tage war bei mir viel los. Ich musste meinen Eltern im Unternehmen helfen, weil sie so viele Aufträge bekommen haben."

„Aber das ist doch super", freute sich Fria. „Was verkaufen sie denn?"

Man sah Sue an, dass sie langsam auftaute. Sie setzte ihren Schulranzen ab und zog sich einen Stuhl heran. „Wir stellen personalisierte Spiele her."

„Echt? So richtig mit allem Drum und Dran? Spielbrett, Karten und Figuren?"

„Ja, wir machen alles selbst. Das Spielbrett und die Figuren sind aus Holz und man kann eigene Ereigniskarten erstellen." Jasper war beeindruckt. Das war nicht nur total einzigartig, sondern auch total nachhaltig.

Schnell kam er mit der jungen Frau ins Gespräch. Er wollte alles über die Beschaffung der Materialien und die Spiele wissen, die Suzannes Familie bereits verkauft hatte. Irgendwann versuchte Benno das Thema zu wechseln, um sich so wieder in das Gespräch zu integrieren. Er freute sich ja, dass sich Sue mit seinen Freunden verstand, aber sie sollte sich nicht besser mit Jasper verstehen als mit ihm.

„Wo hast du gleich Unterricht?", fragte er deshalb.

„Hier. Das ist auch der Grund, warum ich eben in den Raum gekommen bin. Ich wusste gar nicht, dass ihr hier drinnen seid."

Benno seufzte innerlich auf. Schade. Er hatte nicht hier.

Eigentlich wusste er bereits, dass sie in getrennten Mathekursen waren, da sie ihre Stundenpläne mal verglichen hatten, doch er hatte auf eine Änderung in ihrem Plan gehofft.

Die Klingel verkündete den Beginn der Stunde und Benno musste sich wohl oder übel von seinen Freunden verabschieden. Lilia und Jasper blieben mit Suzanne im Klassenraum, während er und Fria sich auf den Weg nach draußen machten.

Doch weit kamen sie nicht. Yasmin und Erik, die nervigen Menschen aus Jaspers Computerclub, stellten sich ihnen in den Weg und zwangen sie, wieder zurück in den Klassenraum zu gehen. „Warum?", fragte Fria.

„Erfahrt ihr dann." 

Die Geheimnisse der träumenden Wälder (I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt