Kapitel 29

316 8 0
                                    

"Wir verstehen, dass sie ihre Freundin gerne mitnehmen möchten. Und auch ihr einen Job anzubieten oder bei der Suche zu helfen, sollte kein Problem sein. Allerdings ist dann unsere Bedingung, dass sie im Winter zu uns wechseln.", fasst einer der Verantwortlichen unser Gespräch zusammen. "Auch, dass wir noch zwei Wochen auf ihre Antwort warten, bis sie ihre Freundin eingeweiht haben, was etwas ungewöhlich ist, ist kein Problem für uns. Aber in zwei Wochen brauchen wir auf jeden Fall eine Antwort von ihnen. Ihnen sollte aber auch bewusst sein, dass sie, wenn es nicht klappt und sie später noch an einem Wechsel Interesse haben, nicht wieder solche Bedingungen stellen können.", ergänzt er. "Das ist mir bewusst und ich danke ihnen, dass sie dem Ganzen zugestimmt haben.", nicke ich. "In zwei Wochen haben sie auf jeden Fall eine Antwort von uns.", versichere ich ihnen. 

Nach einem kleinen Abschluss-Smalltalk haben sie sich verabschiedet und sind in ihr Hotel gefahren. Gut drei Stunden hat das Gespräch gedauert und ich bin froh, dass sie all meinen Bedingungen zustimmen konnten, naja bis auf die Tatsache, dass ich jetzt im Winter wechseln muss. Jetzt muss ich es nur noch Marie sagen und ich hoffe, dass es genauso gut läuft wie dieses Gespräch. Während ich auf der Couch im Wohnzimmer sitze und alles in Gedanken nochmal durchgehe, kommt Jannis zu mir, um sich zu erkundigen, wie es gelaufen ist. "Soweit gut. Jetzt muss Marie nur noch allem zustimmen.", sage ich, immer noch in Gedanken. "Wie heute Nachmittag schon gesagt, dass hätte viel früher passieren müssen, Jule. Aber ich wünsche dir viel Erfolg dabei. Ich denke, du hättest, wenn mit Emily alles anders gelaufen wäre, nicht solche Bedingungen für einen Wechsel gestellt. Dir muss sehr viel an Marie liegen.", sagt er und sieht mich an. Er hat recht. Ich meine, ich bin mir nicht zu 100% sicher, dass ich es für Emily nicht getan hätte, aber für Marie würde ich alles tun. Wenn sie sagt, dass sie nicht mit nach Liverpool kommt, dann bleibe ich. Dann wohnen wir zusammen in Köln, so wie wir es heute morgen geplant hatten. Dann werden wir beide hier glücklich.

Gegen 1 Uhr beschließe ich ins Bett zu gehen. Der Tag war lang und sehr aufwühlend, aber ich habe einen kleinen Fortschritt gemacht. Gerade als ich mir meinen Wecker stellen will, damit ich morgen doch noch zurück nach Düsseldorf fahren kann, um endlich mit Marie zu reden, ruft Kai mich an. "Jule, sorry das ich dich wecken muss. Komm mal raus. Wir stehen vor der Tür.", sagt er und legt direkt wieder auf. Kai und Marie sind hier? Wieso das denn? Und wieso mitten in der Nacht? Ist etwas passiert? Schnell ziehe ich mir einen Pullover und meine Schuhe an und mache mich auf den Weg nach draußen.  "Was macht ihr denn hier?", frage ich erstaunt. Marie sieht mich sauer an. Sie sieht so aus wie damals im Park, als sie mich wegen des Zeitungsartikels angeschrien hat. "Gehst du nach England?", bricht es plötzlich aus ihr heraus. Moment, was? Woher weiß sie das? Kai hat mir hoch und heilig versprochen, dass er ihr nichts sagt, weil es mein Problem und meine Baustelle ist. Also woher verdammt weiß sie von England? "Wohin?", frage ich und dann fällt mein Blick auf Kai. Ich würde ihm nicht zutrauen, dass er mir in den Rücken fallen würde, dennoch sehe ich ihn sauer an. "Hast du...", setze ich an. "Nein, hat er nicht. Die Mädels in meiner Gruppe haben mir einen Link geschickt. Da stand alles drin. Und ich bin total enttäuscht von dir. Wieso hast du nichts gesagt? Du hast Liverpool nie auch nur erwähnt. Ich weiß, dass es wegen Emily sein sollte. Aber Kai meinte schon, das sie kein Thema mehr ist. Also, gehst du?", schreit sie mich an. 

Ich bin wieder komplett überfordert. Alles hier bricht gerade zusammen. Und das nur, weil ich nicht mit Marie geredet habe. Ich hätte alles retten können, wenn ich nur meinen Mund aufgemacht hätte. Und jetzt stehen wir hier und sie hasst mich. Sie hasst mich wirklich. Ich sehe es an ihrem Blick. Ich habe sie verloren. Und das nur, weil ich nicht daran gedacht habe, dass jemand der Presse von den Verhandlungen mit Liverpool erzählen könnte. Da trifft nur mich die Schuld, weil ich es nicht mit eingeplant hatte. Mit den Nerven am Ende sehe ich immer wieder zwischen dem Boden, Marie und Kai hin und her.  

"Schatz, ich weiß, es ist nicht einfach. Ich habe sehr lange nach gedacht. Mit meinem Vater darüber geredet und den Verantwortlichen von Liverpool. Und wir, also eher ich, weil alles schließlich von mir abhängt, habe entschieden, dass ich gehe...", beginne ich.

Leave - Julian Brandt Fanfiction (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt