Kapitel 19

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"Danke dir, dass du bei mir bleibst." "Kein Problem, Jule. Ich glaube ich wäre bei sowas auch ungerne alleine.", antwortet Marlon und macht sich auf meiner Couch breit. "Hast du Bock auf Fortnite?", frage ich und suche schon mal den zweiten Controller. "Klar, aber lass vorher was zu Essen bestellen.", antwortet er uns tippt schon auf seinem Handy herum. Nachdem er sich etwas ausgesucht hat, reicht er mir sein Handy. "Was hast du denn...", ich verstumme. Marie ruft an. Marie ruft Marlon an. Ist das ein gutes Zeichen? Abgelenkt starre ich auf sein Handy. "Jule?", fragt er besorgt. "Such du mir einfach was aus. Ich muss kurz raus.", sage ich und drücke ihm sein Handy in die Hand.

Wir sind im Auto auf dem Weg zu Nina. Nicht, weil Marlon sie sehen will und mich nicht alleine lassen wollte, sondern weil ich mit Marie reden muss. Ich will mich entschuldigen. Wenn ich das nicht mache, werde ich die ganze Nacht nicht schlafen können. Und ich wäre im Trainingslager zu abgelenkt. Marlon parkt gegenüber von Ninas Wohnung. Ich öffne die Tür und warte bis auch Marlon ausgestiegen ist. Nur er weiß ja, wo wir hin müssen. Wo ich hin muss.  Die Nacht ist recht kühl, obwohl Sommer ist. "Jule, alle Lichter sind aus. Ich denke sie schlafen schon.", bemerkt Marlon. Das ist mir egal. Ich muss ihr sagen, wie sehr es mir leid tut. "Lass uns lieber wieder fahren.", sagt er und setzt sich wieder ins Auto. "Ich kann dich verstehen, Jule. Aber ich denke wirklich, dass es besser wäre, wenn wir fahren.", fährt er fort, während ich mich wieder ins Auto setze. "Lass Marie Zeit. Ich weiß, dass du ungeduldig bist. Aber das würde im Moment nichts besser machen." Ich stimme ihm stumm zu. "Dann lass uns wieder fahren. Schnell, bevor ich es mir doch anders überlege.", sage ich und schnalle mich an. "Moment, ich lasse noch eben das Auto vorbei.", sagt er und startet den Motor. Das Auto hält mitten auf der Straße vor Ninas Wohnung. Ist das nicht Kais Wagen? Die Türen des Wagens öffnen sich und ich muss mich zusammenreißen nicht sofort rauszurennen, als ich Marie sehe. Erst dann sehe ich Kai. Wieso sind die beiden um die Uhrzeit zusammen unterwegs? Kai scheint uns bemerkt zu haben und gibt uns ein Zeichen, dass wir uns bei mir Treffen, als Marie im Gebäude verschwunden ist.

"Wie schon gesagt, lass ihr einfach Zeit. Sie hat das Ganze sehr mitgenommen. Aber wir können da nicht viel machen. Sie wird sich sicher bei dir melden. Nur wann, dass kann ich dir leider nicht sagen.", sagt Kai zum Abschluss, kurz bevor er nach Hause fahren will. "Jetzt geht schlafen Jungs. Morgen komme ich vorbei und wir lenken dich noch etwas ab. Und danach die Tage können wir schon langsam planen, was wir alles packen müssen fürs Trainingslager. Ich bin dann jetzt weg, Soph fragt sich sicher schon wo ich bin. Bis morgen.", verabschiedet er sich und steigt in sein Auto.


"Bist du dann soweit fertig?", fragt Kai während er seine Tasche in den Flur stellt. Die letzten Tage habe ich bei Kai übernachtet, weil ich es alleine nicht wirklich ausgehalten habe. Mittlerweile hab ich auch Soph kennengelernt. Sie ist total nett und passt super zu Kai. Ich freue mich echt für die beiden. "Fast, ja.", antworte ich. Ich wünsche mir echt, dass ich Marie vor dem Trainingslager noch sehen könnte. Sie nur einmal kurz in den Arm nehmen. Nur ganz kurz. Sie muss mir nicht verziehen haben. Aber ich will nur einmal kurz ihr Lächeln sehen. "Ich bin nochmal kurz weg.", höre ich Soph sagen. "Alles klar, wir treffen uns dann in Leverkusen.", antwortet Kai. Ich gehe in die Küche und hole mir etwas zu trinken aus dem Kühlschrank. "Ist alles okay, Jule?", fragt Kai. Ich antworte nicht. "Bro?", setzt er besorgt nach. Ich schüttel den Kopf. Kai kommt zu mir und legt mir seine Hand auf die Schulter. "Ich kann mich sicher nicht zu hundert Prozent in dich hineinversetzen, aber wirklich gut siehst du nicht aus. Ich würde dir gerne helfen, aber ich habe es leider nicht in der Hand. Wie es weiter geht, dass muss Marie entscheiden.", erklärt er. "Ich weiß, Kai. Aber ich kann einfach nicht mehr. Wie soll ich die Woche im Trainingslager denn überstehen? Ich bin hier schon komplett neben der Spur. Ich habe fast die ganze Woche bei dir geschlafen, weil man mit mir nichts anfangen kann. Ich will sie nur einmal kurz umarmen. Mehr will ich nicht.", rede ich vor mich hin, während auch Kai immer trauriger aussieht. "Wir müssen jetzt das Beste draus machen. Komm schon Bro.", sagt Kai und hält mir seine Hand hin. Widerwillig schlage ich ein. Aber er hat recht. Wenn Marie mich nie mehr sehen wollen würde, müsste ich damit leben. Ich kann ihr ja nicht für immer hinterher laufen.

Wir sind noch keine 10 Minuten in Leverkusen, da sind Nina und Soph schon da um sich zu verabschieden. Ich umarme die beiden zur Begrüßung. "Hat Marie noch irgendwas gesagt oder so?", frage ich Nina unsicher. Aber sie schüttelt nur den Kopf. Ich beobachte die anderen stumm bei ihren Unterhaltungen, als Kai plötzlich lächelt und mich leicht schubst. Er streckt seinen Arm aus und deutet auf jemanden. Ich folge seiner Hand mit meinem Blick und sehe ein paar Meter entfernt von uns Marie stehen. Sie ist hier. Bilde ich mir das auch wirklich nicht ein? Langsam mache ich ein paar Schritte auf sie zu. Genau wie sie auch. Einen Meter vor mir bleibt sie stehen und sieht mir in die Augen. "Hey.", sagt sie. "Hey.", antworte ich und kann nicht anders als sie in meine Arme zu schließen. Genau das habe ich mir die ganze Woche gewünscht. "Es tut mir unendlich leid, Marie.", flüstere ich. Wirklich zurückhalten kann ich meine Tränen nicht mehr. Dafür bin ich gerade zu glücklich. Marie löst die Umarmung und sieht mich an. Vorsichtig wischt sie mit ihrem Daume meine Tränen weg. "Ich weiß. Und ich will kein Wort darüber hören.", sagt sie und umarmt mich wieder. Ich genieße diese Umarmung noch mehr als die erst. Weil sie von ihr kommt. "Ich will aber auch das du weißt, dass ich immer noch verletzt bin und Zeit brauche." "Alle Zeit die du brauchst.", antworte ich und drück sie nochmal an mich. Jetzt kann ich beruhigt ins Trainingslager fahren.

"In 10 Minuten geht's los.", ruft uns der Fahrer zu. Wir sind alle in unsere Gespräche vertieft, als ich auf dem Parkplatz Emily entdecke. Die anderen sehen auch zu ihr herüber und ich schiebe mich an Marie vorbei, damit ihr nichts passiert. Denn was Emily angeht, bin ich mir im Moment ziemlich unsicher. "Ich will das du verschwindest, Emily. Du hast hier nichts verloren. Ich will dich nicht hier, noch sonstwo sehen.", fahre ich sie an. Diesmal ist meine Stimme stärker als das Letzte mal. Emily sieht mich an, hebt die Hände und verschwindet dann bei den Autos. "Auf geht's Jungs.", springt Kevin in die Gruppe. "Verabschiedet euch, in 6 Tagen seht ihr eure Mädels ja wieder.", ergänzt er und haut Kai und mir auf die Schultern. Marie umarmt erst Kai und sieht dann zu mir. "Viel Spaß und pass auf dich auf.", sagt sie und umarmt mich. Schon wieder. Wenn sie wüsste wie glücklich mich das macht. "Danke dir. Und danke das du hier warst. Das bedeutet mit viel.", sage ich leise während wir uns immer noch umarmen. "Bedanke dich bei Soph, sie hat mich dazu gebracht.", sagt sie und löste unsere Umarmung. Ich sehe ich Soph und umarme sie schnell. "Danke.", flüstere ich. "So genug jetzt, ich will meine Freundin auch nochmal umarmen.", lacht Kai und stupst mich leicht an.

Die Mädels haben sich neben dem Bus aufgestellt und winken uns zum Abschied zu. Ich bin total glücklich, dass ich Marie nochmal sehen konnte. Sie braucht zwar noch Zeit, aber sie kann von mir aus alle Zeit der welt haben. Solange ich sie in einer Woche wieder in die Arme schließen kann.

Leave - Julian Brandt Fanfiction (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt