Kapitel 16

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"Also gehen wir noch etwas essen?", frage ich. "Natürlich.", freut sie sich, nimmt meine Hand und läuft los. "Das haben wir schon lange nicht mehr gemacht.", sage ich. Sie nickt. Aber es ist auch irgendwie meine Schuld. Schließlich war ich nach Leverkusen gegangen, ohne sie mirzunehmen. "Es ist schön, dass wir mal wieder Zeit zu zweit haben.", lächelt sie. "Ich muss nach dem Essen noch schnell nach Hause, etwas klären, aber danach hole ich dich ab und wir schauen uns den Sonnenuntergang an.", schlage ich vor. "Ich freue mich schon.", lacht sie.

"Tut mir leid, es dauert noch etwas. Gib mir eine Stunde, dann bin ich bei dir.", entschuldige ich mich. "Kein Problem.", winkt sie ab. Es geht dann doch alles schneller als gedacht und ich mache mich auf den Weg zu ihr. Aber als ich bei ihrem Haus ankomme, verschlägt es mir die Sprache. Sie steht da, mit einem anderen und küsst ihn. Bricht mir das Herz. Wieso tut sie das? Was habe ich ihr getan? Wie lange läuft das schon? "Emily, bitte nicht. Wieso tust du mir das an?", rufe ich, aber bekomme keine Antwort.


"Julian...", höre ich Marie flüstern. Ich greife nach ihrer Hand, die auf meinem Arm liegt, und siehe sie an. "Ist alles okay?", fragt sie leise. Ich schüttel den Kopf. "Ich weiß es nicht.", antworte ich. "Du hast ihm Schlaf geredet.", sagt sie. Plötzlich steigt Panik in mir auf. "Was habe ich gesagt?", will ich wissen. "Du meintest, dass Emily dir das nicht antun soll." Ohne zu antworten ziehe ich mir mein Shirt über und verlasse das Gästezimmer.

"Guten Morgen, Julian.", lächelt meine Tante, aber ich gehe einfach weiter ins Wohnzimmer. "Moment, was ist los?", fragt sie besorgt. "Hattet ihr Streit? Kann ich irgendwie helfen?" "Nein, alles gut. Ich will nur meine Ruhe haben.", sage ich leicht genervt. "Oh, ich kenne diesen Ton. Was hat Emily damit zu tun? Hat sie sich in eure Beziehung eingemischt?" "Nein, Elli. Nichts davon. Ich habe im Schlaf von ihr, also Emily geredet und Marie hat es gehört. Jetzt denkt sich doch sicherlich, dass ich gar nicht über sie hinweg bin. Das macht alles kaputt.", erkläre ich. Elli schüttelt den Kopf. "Es liegt alleine an dir. Ich meine, vielleicht solltest du mal mit jemandem über das was mit Emily passiert ist reden, da lässt du uns ja alle im Dunkeln, aber das mit Marie, kannst nur du klären. Erkläre ihr was passiert ist. Sie hat sicher Verständnis dafür." "Kannst du es ihr sagen?", frage ich leise. "Also, das mit Emily. Ich will nicht darüber reden. Zumindest jetzt noch nicht." "Wenn ich nicht wüsste, wie sensibel zu bei dem Thema bist, würde ich nein sagen.", antwortet sie und macht sich auf dem Weg zum Gästezimmer.

Nur ein paar Minuten später sitzt Marie neben mir auf der Couch und nimmt mich in den Arm. Ich sehe wie Elli im Flur steht und lächelt, dann ist sie weg. "Warum redest du nicht mit mir? Denkst du ich hätte kein Verständnis dafür, dass du nach so einem Vertrauensbruch schlecht schläfst?", sagt sie und sieht mich an. Ich bin verwirrt. "Moment, du bist nicht sauer?" Sie schüttelt den Kopf. "Warum sollte ich? Ich kann verstehen, dass du noch Gefühle für sie hast. So lange scheint es noch nicht her zu sein. Aber mir ist doch das Gleiche passiert." "Danke.", flüstere ich und gebe ihr einen Kuss auf die Stirn. Das es noch nicht so lange her ist stimmt, aber das mit den Gefühlen stimmt nicht. Oder vielleicht doch?

Auf der Fähre erreicht mich eine Nachricht von Kai. Moment, Freundin? Kai hat eine Freundin? Wieso weiß ich davon nichts? Als wir im Auto sitzen, frage ich Marie, ob sie Lust hat noch etwas mit den beiden zu unternehmen. "Ich fasse es nicht, dass Kai es über einen Monat geheim gehalten hat.", sage ich nach ein paar Minuten der Stille. „Vielleicht wollte er dich nicht verletzen.", sagt Marie und schaut dann verlegen auf ihre Hände. Ich greife nach ihrer Hand und verschränke sie mit meiner. "Wenn du bei mir bist, kann mich niemand verletzen.", lächle ich. Ich sehe ein kleines Lächeln auf ihren Lippen und freue mich, dass diese Tage so gut verlaufen sind. Vielleicht steht einer Beziehung jetzt nichts mehr im Weg.

Als wir bei mir ankommen, gehen wir Hand in Hand die Treppe hoch. Und erleben sofort die nächste Überraschung.


„Emily..."
„Julian, wir müssen reden."

Leave - Julian Brandt Fanfiction (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt