Es hätte alles so gut laufen können, wenn wir nur die Fähre noch bekommen hätten. Man, wieso sind wir nicht etwas früher losgegangen? Dann wären wir jetzt schon wieder auf dem Weg nach Düsseldorf und Marie wäre glücklich und ich wäre glücklich, weil sie glücklich ist. Wieso muss immer irgendwas schief gehen? Alles kann noch so gut laufen, am Ende geht immer irgendwas in die Hose. Und während ich selbst so nachdenke, sehe ich das Marie auch in Gedanken versunken ist. Vorsichtig tippe ich sie an. "Marie? Alles in Ordnung?", frage ich besorgt. "Ich weiß nicht was wir machen sollen. Wir können nicht hier bleiben, dann kann ich morgen nicht zur Arbeit gehen. Bis die erste Fähre wieder fährt, ist meine Schicht schon zwei Stunden dran. Und ich habe zu viel Angst mit der Seilbahn zu fahren.", sagt sie leise. Verdammt, was kann ich nur machen? Ich will nicht, dass sie mit der Seilbahn fahren muss. Wie gesagt, ich möchte sie zu nichts drängen. Doch dann habe ich eine Idee. "Meine Tante hat ein Boot. Vielleicht kann sie uns noch rüber bringen.", schlage ich vor, in der Hoffnung, dass meine Tante nichts dagegen hat. Ich kann formlich die Erleichterung in Maries Gesicht sehen, als sie von dem Boot hört.
"Jule, Marie, wieso seid ihr noch hier?", fragt Eli uns als wir bei ihr ankommen. "Wir haben uns mit der Zeit etwas verschätzt und die letzte Fähre verpasst. Deswegen sind wir nochmal hier. Kannst du uns mit deinem kleinen Boot rüber fahren?", frage ich sie. Sie sieht uns mitleidig an und ich weiß jetzt schon, dass wir wahrscheinlich mit der Seilbahn fahren müssen. "Würde ich gerne, aber es hat einen Motorschaden und der neue Motor kommt erst nächste Woche." Und wieder sehe ich eine Mischung aus Verzweifelung und Panik in Maries Gesicht. Wenn das so weiter geht, will sie mich wahrscheinlich nie wieder sehen.
"Ich würde mich freuen, wenn ihr hier bleibt. Wir haben im Haus noch ein Zimmer frei.", sagt meinte Tante schon zum dritten Mal. Und wie gerne ich ihr sagen würde, dass ich gerne mit Marie hier bleiben will. Aber leider muss sie morgen arbeiten. Timing ist manchmal echt nicht so meins. Aber vielleicht hasst mein Schicksal mich auch einfach. Man weiß es nicht. "Das ist wirklich sehr nett, Eli, aber ich muss morgen arbeiten.", holt Marie mich, mit ihrer Antwort an meine Tante, aus meinen Gedanken. Wir verabschieden uns von ihr und machen uns auf den Weg zur Seilbahn. Und wieder sehe ich wie unwohl Marie sich fühlt. Und genau das wollte ich nicht.
Wir schweigen den kompletten Weg zur Seilbahn. Ich weiß auch nicht, ob ich überhaupt was sagen soll. Vielleicht macht sie das nur noch nervöser, als sie eh schon ist. Deswegen sage ich lieber gar nichts. Während ich in der Schlange für die Tickets stehe, sehe ich immer wieder rüber zu Marie. Sie ist ganz blass und ich überlege, ob ich ihr nicht einfach sage, dass sie bei ihrem Chef anrufen und sich für morgen krankmelden soll. Als ich die Tickets in der Hand halte, winke ich sie zu mir herüber. Sie bewegt sich in Zeitlupe auf mich zu und mir liegen die Worte 'Chef' und 'krankmelden' schon auf der Zunge, aber ich schlucke sie wieder runter. "Bist du bereit?", frage ich sie. Und was bin ich eigentlich für ein Idiot? Natürlich ist sie das nicht, das würde sogar ein Blinder sehen. Sie sieht mich an und schüttelt den Kopf. "Du schaffst das schon.", sage ich und umarme sie. So sehr wie sie zittert, müsste man denken, dass ihr kalt ist. Aber es ist die Panik. Ich löse die Umarmung und halte ihr meine Hand hin. Sie greift danach und verschränkt ihre Finger mit meinen.
Ich spüre ihr Zittern immer noch. Als die Gondel ankommt, will ich loslaufen, aber spüre einen Widerstand. Marie läuft nicht mit. Bleibt einfach wie versteinert auf einer Stelle stehen. Ich mache einen Schritt auf sie zu und gebe gleichzeitig dem Mitarbeiter ein Zeichen, dass er ohne uns fahren soll. Marie zieht ihre Hand vorsichtig zurück und läuft zu einer Bank. Ich bleibe kurz stehen und hasse mich für einen Moment selbst, überhaupt versucht zu haben, sie in diese Gondel zu bringen. Ich setze mich neben sie und streiche ihr leicht über den Rücken. "Es tut mir leid, Julian. Ich kann das einfach nicht.", erklärt sie und sieht mich mit Tränen den Augen an. Ich lege meine Hand auf ihr Knie und bewege meinen Daumen leicht hin und her. "Das verstehe ich. Aber, wenn wir die nächste nicht nehmen, müssen wir wirklich hier bleiben.", antworte ich. Sie nickt leicht. "Okay, ich rufe morgen früh auf der Arbeit an und melde mich krank. Wir bleiben hier.", sagt sie und es überrascht mich. Ich meine, ich hatte diese Idee auch im Kopf, aber aussprechen konnte ich sie nicht. Weil ich nicht wusste wie sie darauf reagiert. Ich lächle leicht und meine auch ein kleines Lächeln von ihr gesehen zu haben, bevor man wieder diese kleine Denkfalte auf ihrer Stirn sieht. Es steht also fest. Wir verbringen die Nacht zusammen in Koblenz.
Kapitel 12 ihr Lieben.♥
Ich hoffe es gefällt euch und ihr könnt die Gefühlslage von Julian nachvollziehen. Bald kommt eine meiner Lieblingsstellen der Geschichte. Der erste Kuss der beiden. Wir lesen uns. ♥Und schaut mal bei NiedierichtigenWorte vorbei. Ihre Geschichte "Am Ende wird alles gut" handelt auch von Julian. Und sie ist zwar erst am Anfang, aber es lohnt sich auf jeden Fall sie zu lesen und sie zu ermutigen noch mehr für uns zu schreiben. ♥♥♥
DU LIEST GERADE
Leave - Julian Brandt Fanfiction (Deutsch)
FanfictionJulian Brandt, Profi-Fußballer bei Bayer Leverkusen. Ein Traum. Aber es gibt ja auch noch ein Privatleben. Gerade frisch von Emily getrennt, lernt er in Düsseldorf Marie kennen. Er weiß, das sie bald umzieht und jede Annäherung sinnlos wäre, da er a...