Kapitel 6

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Langsam dreht sie sich wieder um. Ich kann in ihren Augen sehen, das sie nicht hier sein will. Das sie gerne wo anders wäre. Aber ich habe endlich die Worte gefunden. Ich habe endlich eine Antwort für sie. Ich lasse vorsichtig ihre Hand los. Und habe immer noch Angst, dass sie einfach geht. "Was willst du sagen?", fragt sie leise und setzt sich wieder neben ich auf die Bank. "Das ist alles sehr kompliziert.", beginne ich. "Aber ich muss sagen, dass deine Worte mich geschockt haben. Deine Vorwürfe verstehe ich, also teilweise. Allerdings ist es doch sehr komisch, es von dir zu hören. Ich meine wir kennen uns erst seit gestern. Und nein, ich habe nicht gelogen. Ich bin wirklich Single. Dazu muss ich aber sagen, dass diese Info noch nicht an die Öffentlichkeit gegangen ist, aus dem Grund, dass sonst zu viele Fans versuchen würden an mich ran zu kommen. Gerade weil ich erst 21 bin.", fahre ich fort. Und fühle mich sofort mies, ihr nicht die ganze Wahrheit gesagt zu haben. Aber ich kann ihr nicht sagen, dass Emily mich betrogen hat. Ich meine, wir kennen uns eigentlich gar nicht. "Es... es... tut mir leid, dass ich dich angeschrien habe.", sagt sie leise. "Ich habe wahrscheinlich einfach überreagiert, weil alles zu viel wurde. Erst das mit dem Artikel, dann das mit Nick und seiner dämlichen Freundin. Es tut mir leid.", plappert sie leise weiter. Sie ist süß, wenn sie ein schlechte Gewissen hat. Ich merke wie sich ein Lächeln auf meinen Lippen bildet. Aber genauso schnell merke ich, dass ein Lächeln im Moment komplett unangebracht ist. Danach tritt ein Schweigen ein. Ich weiß nicht ob es angenehm oder eben nicht angenehm ist. Irgendwann unterbreche ich diese Stille zwischen uns und frage sie, ob sie wegen ihrem Ex-Freund wegziehen will. Sie nickt. "Und wegen der Arbeit. Und meinen Mitbewohnern. Eigentlich wegen allem. In Frankfurt ist auch schon alles vorbereitet. Ich muss in 4 Monaten wirklich nur meine Taschen packen und mich in mein Auto setzen.", erzählt sie. "Ist es denn wirklich so schlimm wie du sagst, oder reagierst du wieder über?", frage ich und lache. Aber die Idee, so die drückende Stimmung zwischen und zu lockern, war echt dämlich. Sie sieht mich sauer an und sofort höre ich auf zu lachen. "Tut mir leid.", flüstere ich.

Nach unserem Gespräch laufen wir noch eine Weile durch den Park. Wir reden nicht. Und mir gefällt diese Stimmung, die immer noch zwischen uns herrscht, überhaupt nicht. Ich spüre, dass Marie noch etwas bedrückt, sie es mir aber nicht sagen will. Nach einer Weile sehe ich zu ihr rüber. Und auch sie sieht mir direkt in die Augen. Sie ist schon irgendwie süß. Wenn man sie so ansieht, würde man nicht denken, dass sie so viel Temperament hat. Gleichzeitig wollen wir beide einen Satz anfangen, aber ich lasse ihr den Vorrang. "Ich habe Hunger.", sagt sie leise. Ich lächel sie an. "Ich auch. Wo kann man hier gut essen?", will ich wissen. Für einen kurzen Moment sehe ich kleine Denkfalten auf ihrer Stirn. "Wenn wir zum anderen Ende des Parks laufen, kommen wir an den Rhein. Da ist ein Hotel mit Restaurant und Bar. Da ist das Essen eigentlich ganz gut.", erwidert sie. "Klingt gut.", antworte ich und bleibe stehen. Sie sieht mich an und wieder sind da diese kleinen Denkfalten auf ihrer Stirn. "Ich dachte du willst eventuell wieder vorlaufen, wie heute Nachmittag.", grinse ich sie an. Sie versucht zwar mich sauer anzusehen, aber es klappt nicht. Sie lächelt und greift nach meiner Hand. "Komm jetzt, du Idiot.", sagt sie und zieht mich neben sich.

Während des Essens hat Marie sich noch unzählige Male bei mir entschuldigt, weil sie vorhin so geschrien hatte und mir viel von ihren Mitbewohnern  erzählt und wie mies sie zu ihr sind. Ich hasse solche Menschen. Machen andere fertig, weil sie sich dadurch besser fühlen. Alleine der Gedanke daran macht mich sauer. Ich habe ihr auch gesagt, dass alles in Ordnung ist und sie sich nicht mehr entschuldigen muss. Aber sie tut es trotzdem noch ein paar weitere Male. Gegen 22 Uhr beschließen wir den Tag langsam enden zu lassen. Und bei dem was sie mir heute alles erzählt hat, beschließe ich ihre Mitbewohner noch ein bisschen zu ärgern. Klar, Rache ist nie eine gute Idee. Aber sie haben es sich verdient. 

Kaum hat Marie die Wohnungstür aufgeschlossen, höre ich eine weibliche Stimme. "Das ging ja schnell. Ich habe dir doch gleich gesagt, dass er dich bei deinem Aussehen sofort wieder fallen lässt.", höre ich sie sagen. Das muss die Freundin von Nick sein. Leise schließe ich die Tür hinter mir. "So schlecht sieht sie doch gar nicht aus.", sage ich, lege meinen Arm um Marie und drücke sie an mich. "Ehm... hey. Ich bin... Nick und das ist...", stammelt er, aber ich unterbreche ihn. "Schon okay, ich habe schon viel von euch gehört.", lache ich. Die beiden sehen uns an, als hätte ihnen gerade jemand gesagt, dass Cristiano Ronaldo jetzt für Fortuna Düsseldorf spielt. "Also, wo ist dein Zimmer?", frage ich Marie und schiebe sie aus dem Raum. 

Wir sitzen auf ihrem Bett und reden noch eine Weile. Ich schlage ihr vor, dass ich ihr helfen kann, wenn sie noch ein paar Sachen nach Frankfurt bringen muss. So hat sie wenigstens jemanden auf den sie sich verlassen kann. Im Gegensatz zu den ganzen Idioten hier. Obwohl ich eigentlich nicht lange bleiben wollte, sitzen wir bereits 90 Minuten hier, bis wir beschließen, dass ich langsam gehen sollte. Schließlich wollten wir eigentlich nur über den Artikel reden. Aber so konnte ich sie wenigstens noch ein bisschen kennen lernen. Sie bringt mich noch zur Tür und wir umarmen uns. "Schreib mir, wenn du zu Hause angekommen bist.", sagt sie. "Mache ich.", erwidere ich und gehe langsam durch das Treppenhaus, raus zu meinem Auto. 

Eine Stunde später schreibe ich Marie, dass ich zu Hause angekommen bin. Sie bedankt sich nochmal bei mir, dass ich Nick und seine Freundin sprachlos gemacht habe. 

Das habe ich gerne gemacht. Die beiden sind es nicht wert, dass du ihnen so viel Aufmerksamkeit schenkst. Und dich über sie aufregst. 

Sie bedankt sich nochmal. Ich lese die Nachricht und stelle dann meinen Wecker. Morgen muss ich früh raus. Denn dann geht es erstmal für ein paar Tage in die Heimat. Nach Bremen. 


Ein Nachtkapitel. Und keine Sorge, in den nächsten Tagen geht es auch mit 'Stay' weiter. Allerdings wollte ich mit meiner Kurzgeschichte "Ein kurzer Sommer", ein Projekt anfangen und beenden, das mir lange schon ihm Kopf rumschwirrt. Und ich versuche 'Stay' und 'Leave' langsam auf das gleiche Level zu bringen. Ich wünsche euch einen wundervollen Tag. ♥ Ich hab euch lieb. ♥

Außerdem habe die liebe @formeyouarenoone , @Nana_902 und ich eine WhatsApp-Gruppe gemacht. Wenn also jemand von euch gerne noch eintreten will, kann er mir gerne privat Namen und Nummer schreiben. Er wird dann morgen, sobald ich wach bin hinzugefügt. ♥

Leave - Julian Brandt Fanfiction (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt