Kapitel 13

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Man erkennt an Maries Gesichtsausdruck, dass sie tief in ihren Gedanken versunken ist. Wie gerne würde ich wissen was die gerade denkt. Ob sie über uns nachdenkt. Ob sie es gut findet das wir zusammen hier bleiben und sie morgen deswegen nicht arbeiten geht. Oder ob sie denkt einen großen Fehler begangen zu haben. Was von meiner Seite aus nicht so ist. Ich mag sie wirklich. Und heute könnte ich erfahren, ob sie genauso empfindet wie ich.

Schweigend machen wir uns auf dem Weg zu meiner Tante. Und ich weiß nicht, wie ich dieses Schweigen deuten soll. Ist es gut? Ist es schlecht? Bereut sie es mit mir hier zu sein? Vor allem der letzte Gedanke lässt mich nicht los. "Ich habe gar keine Sachen für eine Übernachtung dabei.", holt Marie mich mit ihrer Stimme aus meinen Gedanken. "Kam halt alles sehr unerwartet.", antworte ich nachdenklich. "Eli fällt bestimmt etwas sein.", ergänze ich. Als wir bei Eli ankommen, erkenne ich ein wenig Freude in ihrem Gesicht und Trauer in den Augen, dass Marie sich nicht überwinden konnte mit der Seilbahn zu fahren. Aber sie sagt nichts dazu. "Wollt ihr was essen? Ach und ich bereite euch alles für die Übernachtung vor. Julian weiß wo ihr dafür hin müsst.", sagt sie, während sie uns raus zur Terrasse führt. Diese ist eigentlich schon geschlossen, aber für mich macht meine Tante immer eine Ausnahme. Und heute wahrscheinlich auch, weil sie weiß, dass mir etwa an Marie liegt. "Das selbe wir immer Juli?", will Eli wissen. Ich nicke zustimmend. "Für mich bitte das Gleiche.", sagt Marie leise. Ich merke das sie sich unwohl fühlt. Und wie schon vorher gesagt, genau das will ich gar nicht. Sie soll sich bei mit wohlfühlen, sich fallen lassen können. Eli schenkt ihr ein Lächeln und geht dann wieder rein, um sich um unser Essen zu kümmern. "Was bestellst du denn immer?", fragt Marie neugierig. "Lass' dich überraschen.", antworte ich mit einem Lächeln auf den Lippen.

"Die Dorade ist bereits filetiert. Aber passt trotzdem auf, es könnten noch kleine Gräten im Fisch sein.", erklärt Eli uns. "Dankeschön.", sagt Marie und wirkt etwas überrascht. Heute kann ich das Essen meiner Tante nicht wirklich genießen. Ich habe das Gefühl, das mein Kopf vor lauter Gedanken gleich platzt. Aber es freut mich, dass Marie das Essen schmeckt. Aber ich habe immer noch den Gedanken, dass ihr das alles hier zu viel ist. Der Ausflug allgemein und das wir jetzt auch bei meiner Tante übernachten. Wenn ich ihr sagen würde, dass Eli unser Essen gemacht hat, weil die Köche schon Feierabend haben, würde sie wahrscheinlich einfach abhauen. Zumindest in meinen Gedanken. Nach dem Essen räumt Jan, einer der Keller, den ich schon seit Jahren kenne, unseren Tisch ab und stellt uns kurz danach zwei Gläser Weißwein auf den Tisch. Ich nicke ihm kurz dankend zu und er kümmert sich weiter um die anderen Gäste. "Darfst du überhaupt Alkohol trinken?", fragt Marie mich. "Da wir im Moment noch Urlaub haben, ja. Aber ich sollte natürlich auch nicht übertreiben."

Während ich Marie vom Trainingslager erzähle, dass bald für mich und die Mannschaft ansteht, kommt Eli zu uns, um bescheid zu sagen, dass alles vorbereitet ist und das sie uns Klamotten zum Schlafen rausgelegt hat. "In einer Stunde machen wir zu, aber ihr könnt gerne noch etwas länger hier bleiben, dann lasse ich euch einen Schlüssel da.", sagt Eli, mehr an Marie gerichtet als an mich. "Ehm, okay. Ja. Und Dankeschön.", antwortet Marie zögernd. "Wollt ihr noch Wein haben?", will Eli wissen und gibt mir gleichzeitig den Schlüssel für später. "Ja, das wäre lieb von dir.", sage ich. Keine zwei Minuten später kommt Jan mit einer Flasche Wein und stellt sie auf unseren Tisch. "Der Abend scheint wohl etwas länger zu werden.", sagen wir beide fast gleichzeitig und lachen.

Als ich Marie ihr zweites Glas Wein eingieße, äußert sie ihre Bedenken, Eli zur Last zu fallen. "Du musst echt kein schlechtes Gewissen haben. Sie freut sich immer wenn meine Brüder und ich hier sind. Und sie hätte uns sicher nicht das Angebot gemacht, das wir hier bleiben können, wenn sie sich nicht auch über dich freuen würde.", erkläre ich ihr mit einem Lächeln. "Sein Lächeln. Ich habe das Gefühl, das es bei jeden Mal strahlender wird.", murmelt Marie vor sich hin, was mich noch mehr zu Lächeln bringt. "Dankeschön.", lächle ich immer noch. Verwirrt und mit Denkfalten auf ihrer Stirn sieht sie mich an. "Danke, das du findest, das mein Lächeln immer strahlender wird." Ich sehe kurz Panik in ihren Augen, dann schüttelt sie den Kopf und fängt an zu lachen. "Dein Lächeln ist im übrigen wunderschön.", sage ich leise und greife über den Tisch nach ihrer Hand. Sanft streiche ich mit meinem Daumen über ihre Hand und zu ersten Mal seit feststeht, dass wir hier übernachten, scheint sie wirklich entspannt zu sein.

Ich stelle mein leeres Glas wieder auf den Tisch und sehe Marie an. Kurz überlege ich, ob die Idee, die mir gerade gekommen ist, eine gute oder eine schlechte ist. Aber das Risiko gehe ich jetzt einfach ein. "Komm mal mit, ich will dir etwas zeigen.", sage ich und verdränge alle Gedanken, dass es schief gehen könnte, aus meinem Kopf. Langsam steht sie auf und macht ein paar Schritte auf mich zu. "Wir können doch nicht gehen, wenn hier noch alles offen ist.", sagt sie besorgt. "Keine Sorge, wir können das Restaurant noch sehen, da wo wir hingehen.", antworte ich und laufe schon mal vor. "Halt dich an der Mauer fest.", sage ich, weil der Weg etwas bergab geht. Nicht sehr steil, aber rutschig und mit Wurzeln, die aus dem Boden ragen. "Da willst du echt runter?", höre ich Marie leise fragen. "Es wird sich lohnen.", antworte ich etwas lauter, weil ich schon fast unten angekommen bin. Ich will mich gerade zu Marie umdrehen und nach ihr sehen, als sie stolpert und mir mehr oder weniger um den Hals fällt. Mit ihren Händen an meine Brust gelegt, sind unsere Köpfe nur noch Zentimeter voneinander entfernt. Und schon jetzt, ohne das etwas passiert ist, spüre ich dieses Kribbeln im Bauch, das mir sagt, das ich mich wirklich in sie verliebt habe. 


Der Countdown läuft, meine Lieben. Im nächsten Kapitel erfahrt ihr alles über den Kuss aus Julians Sicht. Aber erstmal hoffe ich, das euch dieses Kapitel gefallen hat und wünsche euch noch einen tollen Freitag. ♥

P.S: Schaut mal auf meiner Instagramseite für meine Fanfictions vorbei. Dort findet ihr mich unter dem Namen: imwithyou19 und wenn ich euch auch für mein Privatleben interessieren solltet, könnt ihr auch denisekl19 folgen. ♥

Leave - Julian Brandt Fanfiction (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt