Kapitel 33

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Mittlerweile sind fast drei Wochen vergangen seitdem ich Marie geschrieben habe. In Liverpool habe ich noch um etwas Aufschub gebeten, weil ich gehofft habe, dass Marie sich noch meldet. Bisher hat sie meine Nachricht noch nicht erhalten. Wirklich erfreut waren die Verantwortlichen aus Liverpool nicht, aber sie haben trotzdem zugestimmt. Morgen wollen sie eine Antwort haben und wenn Marie sich bis dahin nicht gemeldet hat, dann gehe ich alleine. Dann brauche ich wirklich einen Neuanfang. Kai und Laura versuchen mir immer wieder gut zu zureden, dass ich ihr einfach noch etwas Zeit geben soll. Aber das kann ich nicht mehr. Ich brauche eine Antwort. Diesmal muss ich auch ein 'nein' akzeptieren, denn das diese Antwort kommt ist sehr wahrscheinlich. Aber dann habe ich wenigstens eine Antwort. Dann kann ich endlich weitermachen und nicht immer daran denken, was wäre wenn sie antwortet. Von Kai weiß ich, dass sie ihn nicht blockiert hat, weil sie sich noch beim ihm entschuldigt hat, dass sie ihn einfach so in Bremen hat stehen lassen. Kai hat ihr noch geantwortet, aber danach kam nichts mehr von Marie. 

Am späten Nachmittag halte ich es nicht mehr aus. Vielleicht ist es eine beschissene Idee, aber schlimmer kann es nicht mehr werden. Ich packe ein paar Sachen zusammen und mache mich dann auf den Weg nach Düsseldorf. Ich muss Marie alles erklären und im Notfall sage ich Liverpool ab. Ich will nur Marie. Als ich aus der Tiefgarage komme, fahre ich fast einen Radfahrer um. Er gestikuliert wild und fährt dann weiter. Ich muss mich echt konzentrieren. Ich mache das Radio an, in der Hoffnung, dass es mich von Marie ablenkt. Aber wie sollte das funktionieren, wenn ich doch gerade auf dem Weg zu ihr bin? Ich fahre kurz rechts ran und atme tief durch. Reiß dich zusammen. Du musst während der Fahrt einen klaren Kopf haben, sonst bringst du noch jemanden um. 

Angespannt, aber mit einigermaßen klaren Kopf fahre ich in Düsseldorf von der Autobahn runter und fahre direkt zu dem Parkhaus, in dem ich damals schon geparkt hatte. Mit schnellen Schritten laufe ich zu dem Wohnhaus in dem Marie wohnt, aber ihr Nachname steht nicht mehr mit an der Klingel. Egal, ich versuche es trotzdem. Als nach zehn Minuten des Wartens die Tür immer noch nicht geöffnet wurde, beschließe ich in die WG der Mädels zu fahren. Vielleicht ist Marie ja dort mit eingezogen. Ich suche die Adresse in mein Handy raus und tippe sie dann ins Navi ein. Wenn ich nicht beim Umzug geholfen hätte, wäre ich jetzt aufgeschmissen gewesen. Denn Kai oder die Mädels hätten mir, in der aktuellen Situation bestimmt nicht gesagt wo ich hinfahren muss.

45 Minuten später erreiche ich die WG. Aber auch hier ist Maries Name nicht an der Klingel. Aber die Mädels sollten ja zu Hause sein. Selbst wenn Marie nicht da ist, können sie ihr sich etwas von mir ausrichten. "Hallo?", kommt es von Nina aus der Gegensprechanlage. "Hey, hier ist Julian. Ist Marie zufällig da?", frage ich nervös. "Ehm, nein...", beginnt sie. "... wer ist das...", höre ich jemanden im Hintergrund. "...Julian, er will zu Marie...", antwortet Nina. "...sag ihm einfach, dass sie..." "...nein, dass sage ich ihm sicher nicht über die Gegensprechanlage..." "Wenn es gerade nicht passt, komme ich einfach später wieder.", sage ich traurig. "Ehm, nein. Schon okay. Komm am besten rauf. Es gibt da etwas, dass du wissen solltest.", sagt Nina und öffnet die Tür, damit ich ins Treppenhaus gelange. 

Nervös betrete ich die Wohnung und setze mich mit den Mädels ins Wohnzimmer. Die drei sehen mich mitleidig an und niemand sagt etwas. "Wie gesagt, wenn es nicht passt, dann...", beginne ich aber Jessica unterbricht mich. "Julian, ich weiß nicht genau, wie ich dir das sagen soll, weil Marie es eigentlich nicht will. Aber ich finde, dass du es verdient hast.", sagt sie. Moment, was habe ich verdient? Das Marie mir nicht schreibt und mich anscheinend vergessen will? Wenn sie mir das sagen will, wieso sieht sie mich dann vorher mitleidig an? "Was meinst du damit?", will ich wissen. "Sie wohnt nicht mehr hier, also nicht mehr in Düsseldorf.", sagt sie leise. Marie ist weg. Sie ist weg. "Aber, ich wollte...", murmle ich mit Tränen in den Augen. "Wir wissen was du wolltest, Julian. Sophia hat es uns erzählt. Wir wissen auch von der Nachricht die du Marie geschrieben hast. Wir kennen die Wahrheit und wissen wie es wirklich hätte laufen sollen. Aber Marie weiß es noch nicht. Und das mit Absicht. Wir wollen nur das Beste für sie. Für euch. Aber im Moment seid ihr nicht das beste füreinander. Irgendwann wird sie deine Nachricht bestimmt lesen, wir wissen alle aber nicht, was danach passieren wird. Sie muss erstmal zu sich selbst finden, bevor sie sich wieder verlieben sollte. Wir wissen, dass du uns jetzt vielleicht hasst, weil wir dir nicht mehr sagen können oder wollen. Aber wir denken, es ist das beste für euch beide, wenn ihr erstmal getrennte Wege geht. Ich denke du solltest auch wissen, dass Marie mit dir gegangen wäre, wenn du es ihr früher gesagt hättest. Sie ist wirklich verliebt in dich, Julian.", sagt Jessica und ich sehe wieder Mitleid in ihrem Blick. 

Weinend verlasse ich die Wohnung der Mädels. Sie haben mir zwar angeboten zu bleiben, bis ich etwas ruhiger geworden bin, aber das wird nicht mehr passieren. Marie ist weg. Und letztendlich waren nicht ihre Arbeitskollegen oder Mitbewohner der Grund für ihren Umzug, sondern ich. Ich ganz allein. 

Leave - Julian Brandt Fanfiction (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt