Kapitel 5

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Zum Glück bin ich früher los gefahren. Denn ich habe keinen klaren Gedanken. Ich bin völlig neben der Spur. Was denkt Marie von mir? Das ich die verarschen wollte? Ich muss das unbedingt klären. Ich will nicht in so einem miesen Licht eine Freundschaft anfangen. Wenn sie denn überhaupt mit mir befreundet sein wollte. Oh Gott. Je näher ich Düsseldorf komme, desto schlimmer werden meine Gedanken. Als ich die Ausfahrt nehme beschließe ich eine kurze Pause zu machen. Kurz durchatmen und meine Gedanken ordnen. Wie kann ich wegen so was, so krass durch den Wind sein? Ich vertrete mir kurz die Beine und steige wieder in mein Auto. Noch ein paar Minuten. Dann bin ich da.

Als ich um die Ecke biege, erkenne ich das ich richtig bin. Ich sehe Marie am Bordstein stehen. Und wirklich glücklich sieht sie nicht aus. Eher wütend. "Hey.", sage ich während ich das Fenster runter mache. "Such dir einen Parkplatz. Ich warte an der Bushaltestelle auf dich.", sagt sie monoton und läuft los. Ich fahre wieder los und suche einen Parkplatz. Das ist ja das reinste Chaos hier. Bin ich froh, dass ich eine Garage habe. Etwa 10 Minuten später stehe ich neben Marie. "So, also hier was zu finden ist ja eine echte Katastrophe, ich bin deshalb einfach in eine Tiefgarage gefahren, sonst hättest du hier noch eine Ewigkeit länger warten müssen.", versuche ich die Stimmung aufzulockern. Aber Marie hat immer noch keine besonders gute Laune. Ohne eine Wort zu sagen, läuft sie los. Keine Ahnung wo sie hin will. Aber ich folge ihr einfach.

Nach ein paar hundert Metern kann ich Schloss Benrath sehen. Mir ist gestern gar nicht aufgefallen, das Marie so nah daran wohnt. Während ich ihr folge, sagt sie kein Wort. Als wäre ich gar nicht da. Sie dreht sich nicht mal um, um zu sehen ob ich überhaupt noch da bin. Sie läuft mit mir um den Weiher rum und am Schloss vorbei. Aber sie bleibt nicht stehen, läuft einfach weiter. Wo will sie denn hin?

Irgendwann bleibt sie kurz stehen. Eine ovale Wiese. Sie läuft noch ein Stück und setzt sich dann auf eine Bank. Sie gibt mir ein Zeichen, dass ich mich auch setzen soll. Also setze ich mich neben sie. Ich weiß nicht wo ich anfangen soll. Ich habe keinen sinnvollen Ansatz im Kopf. Aber auch Marie sagt nichts. Wir sitzen einfach da und schweigen. Bis Marie aufsteht und mich anschreit. "Warum um Gotteswillen, bist du so ein dummer Idiot? Warum verheimlichst du mir, dass du immer noch in einer Beziehung bist und sagst mir sogar noch, dass du selber vor kurzem erst verlassen wurdest? Was sollte das? Wolltest du, dass ich mich dadurch besser fühle, weil ich dann denke, dass es auch noch andere verlogene und betrügerische Menschen gibt, oder wolltest du mich auf diese Weise rumbekommen, sodass ich irgendwann mit dir schlafe? Ich fand dich gestern Abend wirklich nett. Auch, dass du mich nach Hause gebracht hast, rechne ich dir hoch an. Ich habe sogar gestern Abend noch an dich gedacht, bevor ich eingeschlafen bin. Und kurz darauf stehe ich, mit dir, wie ein Flittchen in der Zeitung. Ich fühle mich durch dein Verhalten tief gekränkt und ich weiß nicht ob ich mit dir überhaupt noch was zu tun haben will. Mit dir und deinen Fußballer-Freunden." Ich bin sprachlos. Ich habe mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Ich sehe sie einfach nur an. Immer noch ohne Worte im Kopf, um ihr etwas antworten zu können. "Hast du allen ernstes nichts dazu zu sagen? Du versuchst nicht mal dich zu rechtfertigen. Was bist du nur für ein Mensch? Wegen solchen Menschen, bin ich froh, dass ich in 4 Monaten endlich in Frankfurt wohne.", ergänzt sie wütend und setzt sich dann mit verschränkten Armen wieder neben mich. Was kann ich sagen? Ich will nicht, dass sie sauer auf mich ist. Zumal alles ein Missverständnis ist. Aber wie kann ich es ihr verständlich erklären? Mein Kopf ist komplett leer. Dabei hatte ich zu Hause noch so viele Dinge im Kopf, die ich ihr sagen wollte. Damit ich alles klarstellen kann. Während ich weiter nach den passenden Worten suche steht Marie auf und macht den Anschein gehen zu wollen. Ich muss was sagen. Irgendwas. Ich greife nach ihrer Hand. "Warte bitte... Ich habe was zu sagen!"

Leave - Julian Brandt Fanfiction (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt