Wir gingen ganz langsam auf den RTW zu. Ich musste mir was einfallen lassen und das ganz schnell, denn die Entfernung zum Wagen wurde immer kürzer. Weil ich mir nicht anders zu helfen wusste, blieb ich ruckartig stehen und krümmte mich vor Schmerzen. Sofort blieben auch Paula und die beiden Polizisten stehen. "Was ist los?", fragte Paula sofort mit einem übertriebenen besorgten Unterton in ihrer Stimme. Ich krümmte mich immer weiter, sodass Hannah und Stephan mich schließlich losließen, damit Paula mehr Platz hatte und besser an mich rankam. Mein Blick ging zu Boden.
Ich erkannte trotzdem, dass Paula nun direkt neben mir stand und dann in die Hocke ging. Ich schaute sie an und erkannte wieder diese Besorgnis in ihren Augen. Langsam richtete ich mich wieder richtig auf und Paula tat es mir gleich. Wir standen nun nebeneinander und sie strich mit ihrer Hand über meinen Rücken. Ich schloss die Augen und legte meinen Kopf in den Nacken. "Geht's wieder? Können wir weiter?"
Sie dränglte schon fast, offensichtlich wollte sie mich so schnell wie möglich rein schaffen. Ich öffnete meine Augen, nickte und schaute mich dabei genaustens um. Links neben mir war eine ziemlich große Lücke, in der ich abhauen könnte ohne direkt in die Arme einer Person zu laufen. Ich atmete mich einmal tief ein und aus, sodass es auch ja alle hörten. Dann nickte ich und gerade als wir wieder weitergehen wollten ergriff ich die Chance und lief los. Ich spürte wie eine Hand noch nach meinem Pulli an meinem Rücken griff, vermutlich Paulas. Doch ich war schneller und die Hand konnte nicht fest genug zugreifen. Ich lief so schnell ich konnte und hörte hinter mir wieder viele Rufe. Eine besorgtes "Ellie, bleib hier" von Paula, ein genervtes "Och nicht schon wieder" von Stephan, ein "Kleine das hat doch keinen Sinn" von Hannah und immer wieder ein 'Bleib doch hier, Stop" von den anderen.
Die Rufe wurden leiser, doch ich hatte wieder das Gefühl, dass mir jemand hinterherlief. Doch dieses Mal drehte ich mich nicht um, ich durfte nichts riskieren. Ich darf nicht hinfallen oder langsamer werden, nur so hatte ich eine Chance ihnen wirklich zu entkommen. Ich rannte durch die Stadt und wusste nicht wohin, schließlich kannte ich mich kaum aus in Köln. Ich kam in einem kleinen Wald an, doch die Stimmen von den Polizisten schienen nicht zu verschwinden. Ich rannte durchs Gebüsch. Doch das war ein großer Fehler. Überall spürte ich plötzlich Schmerzen. Ich spürte wie die Dornen einer großen Buschansammlung, welche ziemlich hoch war, mir wortwörtlich alles aufriss. Überall spürte ich wie alles aufgekrazt wurde und sich immer mehr spitze Dornen in meine Haut borhten und diese zerstörte. Ich stöhnte und schrie vor Schmerzen zwischendurch auf. Doch es war mir relativ egal, ich musste einfach von dort weg. Es schienen immer mehr Büsche zu werden, doch ich hielt nicht an, ich wurde glaube ich sogar immer schneller. Das Adrenalin rauschte in meinen Adern und ich spürte nach kurzer Zeit keine Schmerzen mehr. Ich war voller Energie und sprang durch die ganzen Äste, bis irgendwann wieder normaler Waldweg war. Doch auch dann stoppte ich nicht, meine Beine schienen mich noch unendlich weit tragen zu können. Nichtmal meine Rippen machten sich bemerkbar.
Mein Zeitgefühl war komplett verschwunden und ich hatte keine Ahnung wo ich war. Nach einiger Zeit hielt ich dann aber trotzdem an, denn ich war mir ziemlich sicher, dass mich keiner solange verfolgt hatte. Schließlich kam ich zum Stehen und blickte mich sofort in allen Richtungen um. Nur im sicher zu gehen, dass ich auch wirklich alleine war. Und das war ich, weit und breit war nichts außer Wald zu erkennen. Erst jetzt merkte ich, dass ich doch ziemlich außer Atem war und augenblicklich durchzuckte mich ein stehender Schmerz. Mir tat alles weh, mein Herz schlug immer schneller. Ich hatte das Gefühl, dass ich es laut hören konnte. Überall am Körper spürte ich ein Brennen. Besonders in meinem Gesicht spürte ich es, ebenso wie etwas warmes, was mir über die Wange lief. Aber ich weinte doch gar nicht? Ich fasste mir ins Gesicht und wischte die Flüssigkeit weg. Als ich dann auf meiner Finger sah, erkannte ich Blut. Viel Blut. Mein Blick ging zu meinen Armen und ich war ein bisschen schockiert. Mein Pulli war überall zerrissen und von meinen Fingern strömte das Blut nur so auf den kalten braunen Waldboden. Shit! Das war doch mein Lieblingspulli. Naja ändern könnte ich das eh nicht mehr. Etwas niedergeschlagen ging ich nun noch ein paar Schritte weiter. Ob ich noch tiefer hinein ging oder bereits auf dem Weg nach draußen war, wusste ich nicht. Ich wurde immer langsamer, das Stechen in meinen Lungen wurde mehr und ich hatte das Gefühl immer weniger Luft zu bekommen, obwohl meine Atmung immer schneller wurde. Ich fing an zu schwanken, um mich herum schien alles wie benebelt. Schließlich setzte ich mich langsam hin, lehnte mich an einem Baum an. Die Schmerzen wurden stärker, mein Adrenalin Spiegel sank. Ich wollte schreien vor Schmerzen, doch kein einziger Ton kam aus meiner Kehle. Stumm fanden ein paar Tränen den Weg zum Waldboden. Immer wieder fing sich alles an zu drehenund ich musste mich mehrmals übergeben. Mein Magen knurrte und mein Kopf dröhnte. Wäre ich dort bei ihnen geblieben und nicht wieder abgehauen, dann wäre das alles nicht passiert. Doch ich war mir nicht sicher ob ich es bereute oder nicht. Und alles ist eigentlich besser als im Krankenhaus oder von Ärzten umgeben zu sein. Und so verweilte ich dort bis meine Augenlider immer schwerer wurden und ich schließlich nichts mehr mitbekam.
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ASDS - to know you is to love you 🦋
FanfictionIn der Geschichte geht es um die 15 jährige Ellen, die durch ein Missgeschick auf einige Ärzte von Auf Streife die Spezialisten/ der Klinik am Südring gerät. Das mit dem Vertrauen ist jedoch so eine Sache bei ihr und noch schwieriger wird es für all...