Ich hörte Julia scharf die Luft einziehen. "Oh man, das sieht aber echt ganz schön übel aus. Hast du denn keine Schmerzen?" Ich zuckte mit den Schultern. "Willst du was gegen die Schmerzen haben?" Sofort schüttelte ich energisch den Kopf. Sie seufzte und betrachtete dabei meinen Arm. Dann entfernte sie den Pulli-Stoff von meinem anderen. Sie hielt inne und schien zu überlegen. "Solltest du nicht eigentlich noch im Krankenhaus sein?" Dabei lag ihr Blick erst auf der Schiene an meinem Handgelenk und danach schaute sie mir direkt in die Augen. Mist! Warum bin ich nicht einfach abgehauen als ich noch die Chance dazu hatte? "Ich... also... das... ehm.. ich kann das erklären", stammelte ich. "Okay pass auf, wir machen das jetzt erstmal am Waschbecken sauber, denn so bekomme ich das hier nicht hin und dann unterhalten wir uns mal okay?" Sie klang freundlich aber ich glaubte einen Unterton zu hören, der keine Widerrede erlassen würde. Sie reichte mir ihre Hand, welche ich dann ergriff. Dann gingen wir durch den langen Flur ein paar räume weiter in ein großes, sauberes Badezimmer. Am Waschbecken prüfte sie erst die Temperatur, nahm dann wieder vorsichtig meinen Arm und hielt ihn unter das lauwarme Wasser. Ich stand einfach da uns sah zu wie sie mit ihren zierlichen Fingern ganz vorsichtig das Blut von meinem Arm wusch. Es war ein angenehmes aber zugleich auch komisches Gefühl. Ich fühlte mich wie ein Kleinkind, aber gleichzeitig war es schön, denn ich genoss die Zeit bei und mit Julia, auch wenn die Umstände nicht die besten waren. Als ich dann zusammenzuckte, stoppte sie sofort und sah mich mitfühlend an. "Geht's?" Ich nickte und sie fuhr fort. Dann holte sie ein Handtuch und trocknete meinen Arm sanft ab. Dabei sah sie mir immer wieder in die Augen. Ich hoffte, dass sie mich nicht noch einmal auf meine Flucht ansprechen würde, doch meine Bitten wurden nicht erhört. Gerade als sie den Arm, der eingeschient war, anfing ebenfalls so gut es ging zu säubern setzte sie wieder damit an: "Und jetzt erzählst du mir mal, warum du hier bist, denn ich habe keine Ahnung was passiert ist." Sie sah mich wieder so freundlich und vertrauenswürdig an, sodass ich ihr dann erzählte, dass ich aus dem Krankenhaus gegangen bin und dann im Wald spazieren war und das die Kratzer dann so entstanden. Auch die Sache mit der Auseinandersetzung im Laden und dass Charlotte mich dann mitgenommen hat, weil ich auf keinen Fall ins Krankenhaus wollte, wusste sie nun. Aber natürlich erzählte ich nicht alles und schon gar nicht sehr detailliert. Es entsprach nicht alles der Wahrheit aber ich konnte nicht anders. "Moment mal", hielt sie inne,"das hier ist aber der alte von gestern." Dabei zeigte sie auf die Schiene. Ich schwieg und sie schien langsam zu erahnen wie alles wirklich war. "Wurde das operiert?", fragte sie schließlich und sah mich eindringlich an. Ich schaute zu Boden und schüttelte den Kopf, sie hatte mich tatsächlich ertappt. Ich hatte Hoffnung, dass sie es nicht erkennen würde, aber natürlich tat sie das. "Warum?" Ich hatte Angst, dass sie sauer war, doch sie schien eher besorgt. "Ich hatte Angst", flüsterte ich. "Ellie, du kannst aber doch nicht einfach abhauen! Die suchen dich bestimmt und machen sich Sorgen! Ich dachte wir hatten das gestern geklärt?" Es tat mir leid. Ich wollte sie nicht enttäuschen, aber ändern konnte ich es jetzt eh nicht mehr. Ich schämte mich so sehr und hatte so Angst Ärger zu bekommen, sodass ich fast anfing zu weinen. In meinen Augen sammelten sich immer mehr Tränen. Als Julia das sah zog sie mich in eine feste Umarmung. Während ich nun richtig heulte, strich sie mir beruhigend über den Rücken. Ich genoss diese Umarmung, diese Nähe. "Es wird alles gut, okay?" Ich schluchzte und nickte in die Umarmung rein. Sie löste mich von ihr und hob mein Kinn an, sodass ich ihr direkt in die Augen schauen musste. "Du bist doch nicht alleine hm? Pass auf, die im Krankenhaus vermissen dich bestimmt schon und außerdem muss das echt versorgt werden. Wir machen das jetzt hier fertig und dann sehen wir weiter ja?" Ich stimmte zu. Ich wusste, dass sie mich wieder ins Krankenhaus stecken würden wenn wir hier fertig waren, doch ich hatte mal wieder ganz andere Pläne. "Ach, hier seid ihr, ich hab euch schon gesucht! Alles klar?" Charlotte stand in der Tür und hatte Klamotten in ihrer Hand. Sie hielt nun zwei Kleidungsstücke hoch, einen Schwarzen Pulli und ein großes T-Shirt, welches wahrscheinlich als Nachthemd durchgehen könnte. "Du hast die Wahl", strahlte sie mich an und wedelte dabei mit dem Stoff herum. Sie bemerkte anscheinend nicht, dass ich geweint hatte. Besser so. "Der Pulli gefällt mir", sagte ich mit leiser Stimme. Schon kam sie näher und und legte das T-Shirt auf den Rand einer großen Badewanne, die ich vorher gar nicht beachtet hatte. Bevor ich irgendwas weiter machen konnte nahm Julia meine Arme und streckte sie nach oben aus. Sie wollte gerade meinen Pulli hochziehen, als ich diesen sofort festhielt. Sie schaute mich nur verwundert an und wollte es gleich noch einmal probieren, doch ich hinderte sie wieder dran. "Ich kann das alleine", sagte ich schließlich und schaute wieder zu Boden. Ich war kein kleines Kind mehr und wollte nicht, dass sie mich so behandeln. "Okay, dann mach es selber." Ihr Ton klang aber keines Weges sauer oder böse, sondern eher erfreut. Charlotte reichte mir den Pulli und ich nahm ihn dankend an. Dann schaute ich sie erwartungsvoll an. Ich wollte mich nicht so vor ihnen umziehen. Auch wenn sie mich bestimmt noch einmal durchchecken würden, ich schämte mich und fühlte mich zu unwohl und unsicher um mich direkt vor ihnen umziehen zu können. "Sollen wir kurz rausgehen?", fragte Charlotte als sie merkte, dass sich bei mir nichts weiter tat. Ich nickte stumm und sofort gingen beide raus. Immerhin mussten wir das nicht ausdiskutieren. Ich zog den Pulli vorsichtig an, denn dessen Berührungen taten an einigen Stellen doch etwas weh. Als ich diesen an hatte ging ich zur Tür und als ich im Türrahmen stand sah ich Charlotte und Julia, die direkt davor warteten. Beide empfingen mich mit einem Lächeln. "Den kannst du mir geben, ich entsorge den dann. Wollen wir wieder zurück?", fragte Charlotte dann. Ich drückte ihr den alten Pulli, beziehungsweise das, was von ihm noch übrig war, in die Hand und wir gingen wieder zurück in den komischen Behandlungsraum. Warum hat man sowas im Haus? Zu viel Platz und zu wenig Mitbewohner? Dort angekommen setzte ich mich wieder auf die Liege und Charlotte nahm wieder auf dem kleinen Hocker Platz. Auf jeden Fall war etwas anders als vorher, das spürte ich. Oh Gott, ich hatte keine Ahnung was sie als nächstes mit mir machen würden.
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Hallöle ihr lieben 👋
Es tut mir leid, dass so lange nichts mehr kam und dass das Kapitel echt unspannend ist🥴
Ich habe jetzt einige Tage frei und deshalb wird vermutlich wieder etwas mehr kommen 🌞
𝒪𝓃𝓁𝓎 𝓁𝑜𝓋𝑒 L♡
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ASDS - to know you is to love you 🦋
FanfictionIn der Geschichte geht es um die 15 jährige Ellen, die durch ein Missgeschick auf einige Ärzte von Auf Streife die Spezialisten/ der Klinik am Südring gerät. Das mit dem Vertrauen ist jedoch so eine Sache bei ihr und noch schwieriger wird es für all...